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Zwanziger, Johann Christian 332 Zwanziger, Johann Christian
Salzburg (Salzburg <837. Mayr. 8".) im <
Aufsatze von Heinrich Reitzenbach: „Ge°
schichte der botanischen Forschungen in Salz«
bura" S. 24. — Gmundener Wochen«
blat t . V. Jahrg.. 27. November ^833.
Nr. 48: „Aus Zwanziger's dichterischem
Nachlasse".
Zwanziger, Johann Christian (philo-
sophischer Schri f tstel ler, geb. zu
Leutschau in Ungarn 1723, gest. zu
Leipzig 10. März 1808). In Rede
Stehenden, dessen Vater Mitglied des
inneren Rathes der Stadt Leutschau war,
verfolgte von früher Jugend auf ein
widriges Geschick; nur die Hilfe wohl»
thätiger Menschen ermöglichte ihm den
Schulbesuch seiner Vaterstadt. Dann
ging er in die Fremde und kam nach
Danzig, wo er mittels Unterrichterthei<
lens sein Dasein fristete und seine Stu»
dien fortsetzte. Auch nahm sich der hohe
Rath dieser Stadt großmüthig des Frem»
den an und unterstützte ihn. Schon war
Zwanzig.er 38 Jahre alt geworden,
als er l763 die Universität in Leipzig
bezog. Dort wirkte er als Privatlehrer,
in der Mathematik und Philosophie Un-
terricht ertheilend, dann als NaFistvr
ikFSQs und Collegiat des kleinen Fürsten»
collegiums bis an seinen Tod. Er war
ein wissenschaftlich gebildeter Denker und
hat folgende philosophische Schriften her-
ausgegeben: „Disss^at/o c?s so, F«oci
(1^p85as 1763, 4^), seine philosophische
Magifterdifsertation; —
5'" (1768,
4^.) ; — „Sendschreiben an den Herrn
Pastor U. aller gegründete Zweifel wider einige
philosophische Aphorismen des Herrn vr. Platt-
nrr" (Leipzig 1778, 8".); — „Gheorie
lter AMer und Mademiker von Perreption und
nach Anleitung des M. G. Oicrro, mit Anmerkungen ans der älteren und
neueren Phiksuphie" (ebd. 1788, 8^.); —
„Oummentar über Herrn Professor Nant'5
Kritik der reinen Vernunft" (ebd. 1792,
80.); — „Gllmmentllr über Herrn Praiezsar
N ant's Kritik der praktischen Vernunft.
Nebst einem Sendschreiben an den gelehrten
Herrn Gensor, in Rücksicht der dem Verlader,
des Ollmmkiltars' in den gelehrten gothllischen
Aeitnngen mitgetheilten Kritischen Anmerkungen"
(ebd. 1794); — „
1796, 80.); — „Unparteiische
Grl'ällternng über die Kllnt'sche3ehrr nun Ideen
und Antinomien" (Leipzig 1797, gr. 8^.)-
— „Philosophischer Katechismus zu einer
gründlichen Beurtheilung der Rllut'schen Kritik
der reinen Vernunft" (ebd. 1796, 8^); —
„Nie Religion des Philosophen und sein
GIllubensbekenntniZs" (Dresden 1799, 8".).
Wie oben bemerkt, war Zwanziger ein
selbständiger Denker, der das in vsroa.
rQHFiLtri jurars nicht anerkannte, in den
verschiedenen philosophischen Systemen
sich gut orientirt zeigte und es wagte,
mit dem Königsberger großen Denker
anzubinden. Nicht alles, was der von
ganz Deutschland bewunderte Kant
behauptet hat, und was seine Verehrer,
die, welche ihn gelesen und nicht ver»
standen haben, sowie die, welche ihn gar
nicht gelesen und dennoch verstanden
haben wollten, als heilige und untrüg«
liche Wahrheit betrachten, wollte unserem
Leutschauer Philosophen einleuchten, und
er stand nicht an, dem Königsberger
Denker den Fehdehandschuh hinzuwerfen,
und wenn er hie und da einseitig und
nicht ganz unbefangen erscheint und
älteren Systemen über die Gebühr an«
hing, so gab er doch in seiner Fehde mir
Kant die kraftvollsten Beweise seines
philosophischen Scharfsinnes und deckte
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon