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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Zichy-Zyka, Band 60
Seite - 347 -
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347 V ina r i c ky , und auch ein deutscher Poet fand — aber nur einer — Gnade vor seinen Ohren, der sangbare Dichter Eichendorf. So setzte denn Zwonak eine lange Reihe von Ge> dichten, wohl an die hundert, in Musik, einstimmige, Duette, Terzette, Quar» tette und Chöre. Letztere namentlich für Männer- und gemischten Chor zeichnen sich durchwegs durch edle Reinheit des Styles und der Empfindung mehr als durch Schwung aus und sind dann am wirksamsten, wenn sie sich dem Volks» leben anschmiegen, wie er denn besonders Volkslieder und Gesänge aus alterer Zeit mit besonderer Vorliebe studiere. Daß aber seine Compositionen sich nicht den Weg in die musicalische Welt ge- bahnt, daran ist der Compositeur selbst schuld, der, anfänglich nur Musiker, sich nach und nach zum specifisch öechi« schen Musiker umwandelnd, sich vorweg selbst eine enge Grenze gezogen, indem er fast ausschließlich oechische Texte, wie wir oben dies ausführlich betonten, aus» gewählt, die dadurch eben nur einem kleinen Kreise zugänglich bleiben. Nicht minder groß möchte die Zahl der von ihm componirten — aber nur zum kleinsten Theile gedruckten — Orgel- Präludien und Fugen sein, die in der Form vollendet, reich an schonen Ge« danken sind. Ueberhaupt war dies das Feld, auf dem er sich vorzugsweise be» wegte, wie dies schon seine Stellung mit sich brachte. Als Assistent des berühmten Directors der Prager Orgelschule Karl Pitsch >M. XXI I , S. 370) schloß er sich,begreiflicher Weise bald enge an den gediegenen Meister an, und wie ein Musikfreund, der beide kannte, berichtet, muß man beide Männer in ihrem Neben« einanderwirken beobachtet haben, um das Sonderbare und doch wieder Rüh- rende ihres Verhältnisses zu erfassen. Pitsch, der erfahrene gewiegte Meister, dessen Urtheile sich selbst Felix WendelS. söhn willig unterzog, der sein von langen weißen Haaren umwalltes Haupt energisch schüttelte, wenn er irgendwo einer Neuerung begegnete, dabei aber jeder musicaltschen Schönheit, selbst bei Meyerbeer und Wagner, redlich An- erkennung zollte, der Sanguiniker, der angesichts einer ^verbotenen Fortschrei» tung" wüthend um sich schlug, im nächsten Augenblicke aber sich über seine eigene Leidenschaftlichkeit ärgerte, dabei voll Mißtrauen gegen Jedermann, aber voll Achtung und Opferwilligkeit gegen jedes Talent — ein Sonderling von der edelsten Sorte. Und neben ihm der um die Hälfte jüngere Zwo nar, eine unter« setzte, fast knorrige Gestalt, jedes äußeren Anzeichens bar, durch das sich sonst Genialität gern bemerkbar macht, von einer Ruhe, wie sie nur Denker haben, zugeknöpft „bis ans Herz hinan", selten von etwas Anderem, nie von sich selbst redend, unscheinbar und jede Gelegenheit sorgfältig vermeidend, wo er auffallen konnte, wozu nach seinen Begriffen nicht viel gehörte. So standen sich diese beiden Männer zur Seite, und wer sie nur stüchtig beobachtete, wähnte sie einander fremd; es galt als Wunder, wenn sie einige Worte wechselten, und doch hing der alte Hitsch mit Achtung und Liebe an seinem Jünger, wie dieser mit Verehrung und Pietät an feinern Meister. Als Pitsch im Juni 1338 starb, ward Zwonar, den dieser Todes- fall tief ergriff, Nachfolger im Amte, jedoch schon nach zwei Jahren Director der Sophienakademie und 1363 Regens» chori in der Kirche zur h. Dreifaltigkeit. Trotzdem er von einer äußersten Zurück» gezogenheit und Verschlossenheit war,
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Zichy-Zyka, Band 60
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Zichy-Zyka
Band
60
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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