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vom 28.01.2020, aktuelle Version,

Adolf Lind

Adolf Josef Lind (* 28. Mai 1894 in Wien-Matzleinsdorf; † 5. August 1966 in Wien-Ottakring)[1] war ein österreichischer Landwirt und Politiker, der 1949 wegen begangener Kriegsverbrechen verurteilt wurde.

Leben

Er wurde als Sohn des Privatbeamten Adolf Lind und dessen Frau Anna geboren und besuchte nach der Pflichtschule die gewerbliche Fortbildungsschule, wo er das Mechanikerhandwerk erlernte, obwohl er eine Vorliebe für die Landwirtschaft hatte.

Bis 1914 arbeitete er in der Autofabrik Gräf & Stift und meldete sich bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges freiwillig zum Kriegseinsatz, wo er in russische Kriegsgefangenschaft geriet und im Steinkohlenbergbau sowie in der Landwirtschaft arbeiten musste, bis ihm 1918 die Flucht nach Österreich gelang, wo er als Soldat an die italienische Front kam.

Nach dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie siedelte er sich 1919 in einer deutschen Kolonie (vgl. Schwarzmeerdeutsche) in der Südukraine an und heiratete 1920 Emilie Zernickel, mit der er drei Kinder hatte. Gemeinsam mit seiner Frau bewirtschaftete er deren landwirtschaftlichen Besitz. Sie erlebten die Zeit des russischen Bürgerkriegs und mussten 1924 fliehen.

In Mitterkirchen im Machland erwarb er ein Landgut in Loa, war 1930 Gründer und erster Obmann der Molkerei-Genossenschaft Baumgartenberg und initiierte die „Eindosungsaktion“ für bäuerliche Haushalte. [2] 1943 verkaufte er sein Anwesen in Mitterkirchen und erwarb einen („arisierten“) großen Hof in Töstitz bei Znaim, den er allerdings 1945 verlassen musste. Mit seiner Familie floh er nach Lembach im Mühlkreis. Nach Verbüßung seiner Strafe als Kriegsverbrecher arbeitete er als Gutsverwalter bei Prinz Kraft zu Hohenlohe-Oehringen bis 1956.

Politische Laufbahn

1933 trat er mit der Mitgliedsnummer 1.517.613 der NSDAP bei, wo er 1934 Ortsgruppenleiter von Mitterkirchen wurde. Bis 1936 war er Ortsbauernführer, später Kreisbauernführer von Perg und ab Anfang 1937 Gaubauernführer.

1937 trat er auch der SS mit der Nummer 309.465 bei und stieg bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Rang eines SS-Sturmbannführers auf. Wegen der illegalen nationalsozialistischen Betätigung wurde er zweimal verhaftet und hat nach seinen eigenen Angaben beim nationalsozialistischen Putschversuch im Juli 1934 für den Proviant der SA-Bereitschaft gesorgt. Lind war Winkelträger und Träger des Totenkopfringes und gehörte der Vereinigung Lebensborn an.

Unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde er Landesbauernführer für Oberösterreich, verlor dieses Amt aber nach der Gründung der Landesbauernschaft Donauland (vgl. Landwirtschaft und Ernährung im nationalsozialistischen Österreich) an Anton Reinthaller. Im gleichen Zeitraum führte er das Gauamt für Agrarpolitik, wo es zu seinen Aufgaben gehörte, die Auflösung der Landwirtschaftskammer durchzuführen und durch den Reichsnährstand zu ersetzen.

Von März 1938 bis zum Inkrafttreten des Ostmarkgesetzes gehörte Lind als Landesrat der oberösterreichischen Landesregierung unter Landeshauptmann August Eigruber an und war der Verbindungsmann Eigrubers zum Reichsnährstand. Da er sich weigerte, zwei mit Juden verwandte Angestellte zu entlassen, wurde er nach Wien versetzt.

Von Juli 1938 bis Mai 1942 war Lind Hauptabteilungsleiter der Landesbauernschaft Donauland (Hauptabteilung I der Mensch) beim Reichsnährstand.

Weiter Ämter waren:

In der Landeshauptmannschaft leitete er die Geschäftsgruppe IVb (Land- und Forstwirtschaft) bis Ende 1939.

Kriegsverbrechen

Linds Name befand sich auf den Kriegsverbrecherlisten der Alliierten mit der Begründung, dass er als illegaler Führer zu den Vorbereitungen zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und zu den Vorbereitungen zum Krieg beigetragen habe.

Er wurde im Mai 1945 in Lembach im Mühlkreis verhaftet und im Lager Glasenbach (Elsbethen) im Bundesland Salzburg interniert. 1947 wurde er von dort entlassen und in das Landesgericht Linz überstellt. Zwei Monate später kam er gegen Gelöbnis frei und lebte und arbeitete als landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter in Thening.

In der Hauptverhandlung am 9. April 1949 vor dem Volksgericht Linz wurde er wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP von 1933 bis 1938 und zur SS, sowie wegen seiner Stellung als politischer Leiter und seinem Rang als SS-Sturmbannführer zu 18 Monaten schweren Kerker, zum Ersatz der Kosten des Strafverfahrens und des Strafvollzuges sowie zum Verfall seines Vermögens verurteilt.

Quellen

  • Franz Asanger: Mitterkirchen – Ein historisches Porträt der Machlandgemeinde, Marktgemeinde Mitterkirchen im Machland (Hrsg.), Linz 1999, S 259ff (Ein Mitterkirchner wird Landesrat, Adolf Lind und Johann Blöchl, Die Volksabstimmung vom 10. April 1938 in Mitterkirchen)
  • BArch (ehem. BDC), SSO 262A 417, Lind, Adolf (28. Mai 1894)
  • BArch, DAL Okt. 1944, Lind, Adolf (28. Mai 1894)
  • BArch, ZA VI 3194 A.10 Bl. 7,8, Lind, Adolf (28. Mai 1894)

Einzelnachweise

  1. Sterberegister des Standesamtes Wien-Ottakring Nr. 1799/1966.
  2. Artikel in: Arbeitersturm. Kampfblatt der nationalsozialistischen Arbeiter Deutschösterreichs, 13. April 1938, S. 14 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/abs