Stiftsbibliothek#
Die Blütezeit der Klosterneuburger Stiftsbibliothek fiel in das Spätmittelalter, als das Stift rege Beziehungen zum Wiener Hof und zur 1365 gegründeten Wiener Universität pflegte.Die ab dem dritten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts im Klosterneuburger Skriptorium hergestellten Handschriften wurden großteils von Meistern der Wiener Hofwerkstätten illuminiert, u. a. von den Meistern Nikolaus und Michael sowie dem Meister des Albrechtsgebetbuchs. Das vierbändige Klosterneuburger Riesenantiphonar – es wurde von den Meistern Nikolaus und Michael sowie dem Meister des Kremnitzer Stadtbuches gemalt – aus der Zeit um 1420/24 und 1450 belegt die Etablierung der böhmischen Choral-Notation in Klosterneuburg. Eine neue Generation trat um die Mitte des 15. Jahrhunderts mit dem Meister der Klosterneuburger Missalien und dem Josefsmeister das künstlerische Erbe des Albrechtsminiators an. In den 1440er und 1450er Jahren wurde die berühmte Werkstatt des Lehrbüchermeisters beauftragt, Klosterneuburger Missalien und Breviere auszumalen. Die gleichen Buchmaler arbeiteten auch für den späteren Kaiser Maximilian I. Der Meister des Breviers für Kaiser Friedrich III. schmückte einige weitere Inkunabeln, die in den 1470er Jahren für Klosterneuburg angekauft worden waren.
Schon früh (1462) deklarierte Propst Jakob Päperl sein Interesse an der Erfindung des Buchdrucks, indem er eine schöne Plinius-Ausgabe aus Venedig erstand. Es ist die erste gedruckte Ausgabe eines antiken Klassikers in Österreich. Im Zuge der Heiligsprechung des Gründers von Klosterneuburg, Markgraf Leopolds III. im Jahr 1485, beauftragte man den Theologen Ladislaus Sunthaym damit, eine Genealogie der Babenberger zu verfassen. Sunthayms "Klosterneuburger Tafeln, großformatige, reich illuminierte Pergamenttafeln, waren in der Stiftskirche ausgestellt. Obwohl ein Großteil der Klosterneuburger Handschriften und Wiegendrucke im 19. Jahrhundert neu gebunden wurde, haben sich einige Werke mit Originaleinbänden aus dem späten 15. Jahrhundert erhalten, die weitgehend unbekannt blieben. Zu den schönsten Exemplaren zählen mehrere Inkunabeln mit bemalten Blindstempeleinbänden, die in das Jahr 1482 datiert sind und mit Wiener Werkstätten in Verbindung stehen.