Basil, Otto #
Pseudonyme: Markus Hörmann, Camill Schmall
* 24. 12. 1901, Wien
† 19. 2. 1983, Wien
Erzähler, Lyriker, Feuilletonist, Redakteur, Journalist
Otto Basil wurde als Otto Adam Franz Bazil am 24. 12. 1901 in Wien geboren. Nach dem Besuch von Volksschule, Realgymnasium und Handelsakademie begann er in Wien und München mit dem Studium der Germanistik und Paläontologie.
In der Zwischenkriegszeit erfolgten ab 1918 erste Veröffentlichungen als Lyriker, Übersetzer und Essayist (u. a. in den Zeitschriften "Aufschwung", "Faun", "Muskete" und "Ver!", erster Gedichtband "Zynische Sonette"). Von 1923 bis 1925 war er Mitherausgeber der literarischen Revue "Das Wort", 1925 erschien sein Gedichtband "Sonette an einen Freund", während er sich seinen Lebensunterhalt als Journalist und Verlagslektor, Barpianist und Industrieangestellter (ab 1927 bei den Böhler-Werken als Fremdsprachenkorrespondent) sicherte. 1936 hatte er Maria Ann Josef Bräuer geheiratet, 1939 wurde die Tochter Jutta geboren. Die Ehe wurde 1944 geschieden, in zweiter Ehe war er mit Christine Faludy, der Witwe des Karikaturisten und Werbefachmanns Béla Faludy verheiratet.
Im Dezember 1937 erscheint das erste Heft der von ihm herausgegebenen literarischen Zeitschrift "Der Plan", die nach dem "Anschluss" Österreichs sofort verboten wird, 1938 erhielt er Schreibverbot.
Ab 1945 arbeitete er als Pressereferent und Dramaturg am Wiener Volkstheater (bis 1947) und war Herausgeber der (avantgardistischen) Zeitschrift "Plan" (bis 1948), von der 1938 nur zwei Nummern erscheinen konnten. Mit dem Nachkriegs-"Plan" setzte er Maßstäbe für eine neue österreichische Literatur: Er öffnete den Blick über die Grenzen des Landes mit Namen wie Bertolt Brecht, Albert Camus und T. S. Eliot, ließ die ältere Generation wie Hermann Broch, Heimito von Doderer und Albert Paris Gütersloh zu Wort kommen und stellte Paul Celan, Ilse Aichinger und Friederike Mayröcker vor.
Bis 1964 war er Mitarbeiter der Tageszeitung "Neues Österreich". Er war P.E.N.-Mitglied und lebte als freier Schriftsteller in Wien.
Mit der Versetzung in den Ruhestand und einer schweren Erkrankung reduzierte sich Basils publizistische Tätigkeit.
Basil, der 1965 den Ehrenprofessor-Titel sowie den Preis für Publizistik der Stadt Wien und 1981 den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik erhielt, verfasste zwei (noch heute) grundlegende Monographien über Georg Trakl (1965) und Johann Nestroy (1967), veröffentlichte Lyrik u. a. "Apokalyptischer Vers" (1948) und den Roman "Wenn das der Führer wüßte" (1966).
Eine Auswahl aus seinen Theaterkritiken des Zeitraums 1947 bis 1966 sind im von Paul Wimmer 1981 herausgegebenen Band "Lob und Tadel" versammelt.
Am 19. Februar 1983 starb Otto Basil in Wien und wurde im Ehrenhain Kulturschaffender auf dem Zentralfriedhof (Gr.40/153) bestattet.
Werke (Auswahl)#
- Sternbild der Waage, 1945
- Apokalyptischer Vers, 1947
- Panorama vom Untergang Kakaniens, 1962
- Monographie über G. Trakl, 1965
- Monographie über J. Nestroy,1967
- Künstler- und Dichterporträts über E. A. Poe, K. Kraus, P. Altenberg, A. Loos, F. Werfel, 1968-71
- Wenn das der Führer wüßte, 1966 (Roman)
- Lob und Tadel, 1981 (Sammlung von Theaterkritiken).
Literatur#
- V. Kaukoreit und W. Schmidt-Dengler (Hg.), O. Basil und die Literatur um 1945, 1998.
Leseproben#
aus
Otto Basil – "Anruf ins Ungewisse "
Stadt
Du ewige Stadt am Katarakt des Lichts!
Traumseen schwingen ihre blauen Buchten
um deiner Straßen schweifendes Vergehen.
Du irrst nach Gott!
Verwesung klebt an den Geleisen,
Nacht wölbt über meiner Stirn,
und Purpurlippen trinken Allatems Verwehn.
Aus: Basil, Otto: Anruf ins Ungewisse. Werkauswahl und Information von Walther Schneider. Graz, Wien: Stiasny 1963 (= Das österreichische Wort 151). S. 13
aus
Otto Basil – "Zum Wiederbeginn"
Unsere Zeitschrift hat von den Kunstheften gleichen Namens, die knapp vor dem Absturz Österreichs in die Barbarei erschienen sind, nur deren künstlerische und ästhetische Zielsetzung übernommen; sie will heute mehr sein und muß auch etwas anderes sein. Vorweg: sie möchte zum Kristallisationspunkt aller Kräfte werden, die im Kunst- und Kulturleben unserer Heimat für die Festigung des demokratisch-republikanischen Staatsgedankens und für die Wiederaufrichtung eines geistigen Österreichertums von europäischem Zuschnitt und weltbürgerlicher Fülle eintreten. (…) Die Pest ist vorbei, doch die Wiederansteckungsgefahr ist groß! Wir merken es in vielem. Wir wissen genau, welche seelischen Werte der SA-Stiefel zertreten hat. Wenn es eine Tragödie der Zeit gibt, so diese: die Feigheit des Intellektuellen, seine Trägheit, seine Konzilianz (letztere überhaupt eine österreichische Krankheit). Wir merken es in jeder Diskussion, in der grauenhaften Isoliertheit des einzelnen, im täglichen Leben. Eine grenzenlose Unfrohheit, ja Unfreiheit hat trotz dem Zusammenbruch der faschistischen Ideologie sich der Gemüter bemächtigt – ein Zynismus ohnegleichen, ein Relativismus, der nicht selten in den verbittertsten (und sagen wir es offen: billigsten) Nihilismus abgleitet. (…) Wir meinen, daß wir uns jenen ausweglosen Relativismus und Kulturpessimismus nicht leisten können. Wir sind nicht nur materiell arm geworden, wir sind auch geistig verarmt. Was wissen wir von den großen Strömungen der letzten sieben Jahre? Ungleich der Zeit nach dem ersten Weltkrieg besitzen wir kaum eine künstlerische und politisch geschlossene Literatur, die in Gesinnung und Besinnung sich eins wüßte mit dem gesamten Kulturwollen der übrigen Welt. Und die Dichtung der Jüngsten? Damals ein mächtig anschwellender Chor brüderlicher, revolutionärer Stimmen; heute eine Abstraktion, ein Fragezeichen, ein Friedhof der Namenlosen. Trotzdem: Wir rufen diese unbekannte geistige Jugend!
Wir rufen die jungen Menschen auf zur Sammlung und Versammlung, damit sie uns helfen! Nach einem beispiellosen Niederbruch gilt es, neu aufzubauen. Es sind Infektionsherde zu beseitigen, Seelen zu erhellen. Die Welt ist immer noch schön. Wir wollen sie und unsere herrliche Heimat, unsere junge Republik bejahen. Dieses alles – im Verein mit geistiger Aktivität! – ist unsere unabdingbare Forderung; sie muß erfüllt werden, wenn Barbarei und Geistesfeindschaft nicht als dunkeldrohende Mächte, nicht als eine dauernde atavistische Konstante unter uns erhalten werden sollen.
Aus: Basil, Otto: Zum Wiederbeginn. In: Plan. Hrsg. v. Otto Basil. H. 1, 1 Jg., Oktober 1945, S. 1-2
Quellen#
- AEIOU
- Österr. Exilliteratur
Redaktion: I. Schinnerl
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