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Blau, Marietta#

* 29. 4. 1894, Wien

† 27. 1. 1970, Wien


Kernphysikerin


Marietta Blau
Marietta Blau
© Öst. Zentralbibliothek f. Physik

Marietta Blau wurde am 29. April 1894 in Wien geboren.

Sie maturierte 1914 am Privat-Mädchen-Obergymnasiums des Vereines für erweiterte Frauenbildung und war eine der ersten Frauen, die an der Universität Wien Physik studierten. 1916 musste sie wegen einer Tbc–Erkrankung ihr Studium kurzfristig unterbrechen.

Ihre Dissertation "Über die Absorption divergenter γ-Strahlung" verfasste sie am II. Physikalischen Institut unter Franz Serafin Exner und promovierte 1919 mit Auszeichnung zum Doktor der Philosophie.

Nach ihrer Promotion hospitierte sie einige Monate am Zentralröntgeninstitut in Wien. 1921 war sie als Physikerin in der Röntgenröhrenfabrik Fürstenau in Berlin angestellt, dort beschäftigte sie sich mit elektrotechnischen und spektralanalytischen Untersuchungen. Von 1922 bis 1923 war sie als Assistentin am Institut für Physikalische Grundlagen der Medizin in Frankfurt am Main angestellt.

Aus familiären Gründen - ihre Mutter erkrankte - kehrte Marietta Blau 1923 nach Wien zurück, wo sie die Möglichkeit bekam, am II. Physikalischen Institut und am Institut für Radiumforschung zu forschen.

Sie arbeitete dort bis 1938, mit einer einjährigen Unterbrechung im Studienjahre 1932/1933. Dieses Jahr verbrachte sie - mit einem Internationalen Stipendium des Verbandes der Akademikerinnen Österreichs - ein Semester bei Professor Pohl in Göttingen, wo sie in der Kristallphysik Untersuchungen durchführte. Das zweite Semester verbrachte sie am Institut Curie in Paris bei Madame Curie.

Die von Marietta Blau am Wiener Institut für Radiumforschung, dem "Radiuminstitut", in den zwanziger Jahren entwickelte fotografische Methode zum Nachweis von Kernstrahlungen erlangte in den folgenden Jahrzehnten eine herausragende Bedeutung als Schlüsseltechnik in der Kernphysik, mit deren Hilfe der Nachweis neuer Elementarteilchen gelang.

Höhepunkt ihrer Forschung war die Entdeckung der "Zertrümmerungssterne". Diese Spuren von Kernen beziehungsweise Kernfragmenten in fotografischen Platten ließen erstmals die Reaktionen von Atomkernen mit Teilchen der kosmischen Strahlung sichtbar werden und galten als wissenschaftliche Sensation.

1938 gelang Marietta Blau über Vermittlung Albert Einsteins, der sie als ungewöhnlich begabt bezeichnete, die Emigration nach Mexico City, wo sie 1939 eine Professur an der Technischen Hochschule erhielt.

Nach ihrer Übersiedelung in die USA war sie zunächst in der Industrie tätig, bevor sie 1948 wieder Zugang zur Teilchenphysik und somit zu wissenschaftlicher Forschung fand. Ab 1950 arbeitete sie am Beschleuniger des National Laboratory Brookhaven und wurde 1955 Professorin in Miami.


Als sie 1960 nach Wien zurückkehrte, war sie von Erwin Schrödinger zweimal zum Nobelpreis vorgeschlagen worden, blieb jedoch der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.

Marietta Blau forschte noch vier Jahre am Radiuminstitut und verstarb 1970 in Wien an Krebs als Folge des jahrelangen ungeschützten Arbeitens mit radioaktiven Substanzen.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Haitinger-Preis
  • Ignaz-L.-Lieben-Preis
  • Erwin-Schrödinger-Preis, 1962
  • Preis der Stadt Wien für Naturwissenschaften, 1967

Literatur#

W. Reiter, M. Blau, in: F. Stadler (Hg.), Vertriebene Vernunft 2, 1988

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl


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