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Frischmuth, Barbara #

* 5. 7. 1941, Altaussee, Steiermark


Schriftstellerin und Übersetzerin

Barbara Frischmuth
Barbara Frischmuth, 2013
Foto: Franz Johann Morgenbesser. Aus: Wikicommons, unter CC BY-SA 3.0

Barbara Frischmuth wurde am 5. Juli 1941 in Altaussee, Steiermark, als Hotelierstochter geboren. Sie verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Altaussee, wo sie auch die Volksschule besuchte. Die Unterstufe des Gymnasiums absolvierte sie bei den Kreuzschwestern in Gmunden, danach ging sie bis Weihnachten 1957 ins Gymnasium in Bad Aussee.

1957 übersiedelte sie mit ihrer Mutter nach Graz und besuchte hier das Pestalozzi-Gymnasium in Graz, wo sie 1959 auch maturierte. Anschließend inskribierte sie Türkisch und Englisch am Dolmetsch-Institut der Karl-Franzens Universität Graz. Im selben Jahr wurden auch erste Gedichte von ihr im Grazer Heimatsaal von Monika und Peter Orthofer gelesen.

Ein neunmonatiger Stipendienaufenthalt ermöglichte ihr von 1960 bis 1961 ein Studium an der türkischen Atatürk Universität in Erzurum. In ihrer Abwesenheit wurde sie zum Gründungsmitglied des Forum Stadtpark ernannt (1989 trat sie aus Protest gegen deren Haltung in künstlerischen Fragen aus); im Forum las sie im Frühjahr 1961 auch erstmals eigene Werke.

Nach der Rückkehr an die Universität Graz begann sie Ungarisch an Stelle von Englisch zu studieren und machte 1963 das Dolmetsch-Diplom für Türkisch. Nach einem weiteren Studienaufenthalt in Debrecen, Ungarn, schloss sie 1964 das Ungarisch-Studium als akademisch geprüfte Übersetzerin ab.

Ab Herbst 1964 studierte sie an der Universität Wien Turkologie, Iranistik und Islamkunde und arbeitete von 1965 bis 1966 als wissenschaftliche Hilfskraft am Orientalistik Institut.
1966 brach sie ihr Studium ab und begann als Schriftstellerin und Übersetzerin hauptberuflich tätig zu sein.

1967 erschien als erste Übersetzung aus dem Ungarischen, das KZ-Tagebuch der Siebenbürger Jüdin Ana Novac im Rowohlt Verlag, ein Jahr darauf hatte sie ihren ersten literarischen Erfolg mit dem (teils autobiografischen) Roman "Die Klosterschule", in dem sie die autoritären Strukturen eines Mädchengymnasiums beschrieb. Von da an publizierte sie Romane, Erzählungen, Dramen, Hörspiele und einige weitere Übersetzungen aus dem Ungarischen.

Barbara Frischmuth besuchte im Rahmen von Auslandsaufenthalten immer wieder die Türkei, Ungarn, Ägypten und England, aber auch China (1982) und Japan (1990). Mehrmals unternahm die Autorin Lesereisen durch die USA; 1976 war sie für drei Monate "writer in residence" am Oberlin College in Ohio und 1987 als "poet in residence" an der Washington University in St. Louis, Missouri. Im Herbst 1990 hielt Barbara Frischmuth Poetik-Vorlesungen an der Universität München unter dem Titel "Traum der Literatur - Literatur des Traums".

1997/98 war sie Jurorin des Klagenfurt Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs und von 1997 bis 2002 Mitglied des Ausschusses der Deutschen Schillergesellschaft in Marbach am Neckar.


Waren ihre Werke zunächst eher sprachkritisch ausgerichtet ("Die Klosterschule", 1968; "Amoralische Kinderklapper", 1969), setzte sie sich seit den 1970er Jahren vorwiegend mit der Situation der Frau in Familie und Arbeitswelt auseinander (Feentrilogie: "Die Mystifikationen der Sophie Silber", 1976; "Amy oder Die Metamorphose", 1978; "Kai und die Liebe zu den Modellen", 1979).

Auch ihre enge Verbindung zur Kultur des Orients wird deutlich ("Die Schrift des Freundes", 1998; "Die Entschlüsselung", 2001). Sie schreibt auch Lyrik, die von ähnlichen Motiven wie die Prosa gekennzeichnet ist ("Schamanenbaum", 2001), sowie Kinderbücher und Hörspiele, übersetzt aus dem Türkischen und dem Ungarischen.


Barbara Frischmuth hat einen Sohn, ist seit 1988 mit dem Psychiater und Neurologen Dr. Dirk Penner verheiratet und lebt seit 1999 wieder in Altaussee.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Staatsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur, 1970
  • Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Kinderbücher, 1972
  • Anton-Wildgans-Preis der Österreichischen Industrie für Literatur, 1973
  • Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur, 1975
  • "Writer in residence" des Oberlin College in Ohio, 1976
  • Dramatikerstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst, 1978
  • Buchprämie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst, 1980 und 1986
  • Würdigungspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur, 1987
  • Manuskripte-Preis des Landes Steiermark, 1988
  • Szlabbezs-Preis des Internationalen Hörspielzentrums Unterrabnitz, 1990
  • Kinder- und Jugendbuchpreis, 1998
  • Franz Nabl Literaturpreis, 1999
  • Großer Josef Krainer-Preis, 2003
  • Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln, 2005
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark, 2011
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, 2013 (13. März)
  • Ehrenring des Landes Steiermark

Werke (Auswahl)#

Bücher
  • Die Klosterschule, 1968
  • Geschichten für Stanek, 1969
  • Tage und Jahre. Sätze zur Situation, 1971
  • Das Verschwinden des Schattens in der Sonne, 1973
  • Rückkehr zum vorläufigen Ausgangspunkt. Erzählungen, 1973
  • Haschen nach Wind. Erzählungen, 1974
  • Die Mystifikationen der Sophie Silber. Roman, 1976
  • Amy oder Die Metamorphose. Roman, 1978
  • Entzug - ein Menetekel der zärtlichsten Art. (Offsetlithografien: Heinz Treiber), 1979
  • Kai und die Liebe zu den Modellen. Roman, 1979
  • Bindungen. Erzählung, 1980
  • Landschaft für Engel (m. Fotos von Christine de Grancy), 1981
  • Die Frau im Mond. Roman, 1982
  • Vom Leben des Pierrot. Erzählungen (Original-Holzschnitte: Alfred Pohl), 1982
  • Traumgrenze. Erzählungen, 1983
  • Kopftänzer. Roman, 1984
  • Herrin der Tiere. Erzählung, 1986
  • Über die Verhältnisse. Roman, 1987
  • Mörderische Märchen. Erzählungen, 1989
  • Einander Kind. Roman, 1990
  • Mister Rosa oder Die Schwierigkeit, kein Zwerg zu sein. Spiel für einen Schauspieler, 1991
  • Traum der Literatur - Literatur des Traums. Münchner Poetik-Vorlesungen. (Nachw.: Wolfgang Frühwald), 1991
  • Wassermänner. Lesestücke aus Seen, Wüsten und Wohnzimmern.(Hrsg., Nachw.: Hans Haider), 1991
  • Hexenherz. Erzählungen. Salzburg, Wien: Residenz, 1994
  • Die Schrift des Freundes. Roman, 1998
  • Fingerkraut und Feenhandschuh. Ein literarisches Gartentagebuch. (Fotos: Herbert Pirker), 1999
  • Schamanenbaum. Gedichte, 2001
  • Die Entschlüsselung, 2001
  • Löwenmaul und Irisschwert. Gartengeschichten, 2003
  • Der Sommer, in dem Anna verschwunden war, 2004
  • Marder, Rose, Fink und Laus. Meine Garten-WG, 2007
  • Vergiss Ägypten. Ein Reiseroman, 2008
  • Woher wir kommen, 2012
  • Bindungen und andere Erzählungen. (Ausgew. von Julian Schutting), 2013
  • Verschüttete Milch. Roman. Aufbau-Verlag, Berlin 2019
  • Dein Schatten tanzt in der Küche. Erzählungen. Aufbau-Verlag, Berlin 2021
  • Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen. Residenz, Salzburg 2021

Kinder- und Jugendbücher:

  • Amoralische Kinderklapper, 1969
  • Der Pluderich (Mit Schmögner Walter), 1969
  • Philomena Mückenschnabel (Ill.: Robert Doxat), 1970
  • Polsterer (Ill.: Robert Zeppel-Sperl), 1970
  • Die Prinzessin in der Zwirnspule und andere Puppenspiele für Kinder (Ill.: Ulrike Enders), 1972
  • Ida - und Ob, 1972
  • Grizzly Dickbauch und Frau Nuffl (Linolschnitte: Axel Hertenstein), 1975
  • Der liebe Augustin. (Ill.: Inge Morath), 1981
  • Die Ferienfamilie. Roman, 1981
  • Die Ferienfamilie. Roman, 1981
  • Sommersee, 1991
  • Machtnix oder Der Lauf, den die Welt nahm. Eine Bildergeschichte, 1993
  • Gutenachtgeschichte für Maria Carolina (Ill.: Ducan Kállay. Wien, München: Jugend & Volk, 1994
  • Donna & Dario, 1997
  • Die Geschichte vom Stainzer Kürbiskern (Ill.: Varvasovsky, László), 2000
  • Alice im Wunderland (Ill.: Ghiuselev, Jassen), 2000

Theaterstücke

  • Der grasgrüne Steinfresser. Regie: Pupodrom (Erwin Piplits). Wien: Kärntnertortheater, 1973
  • Die Prinzessin in der Zwirnspule. Regie: Georg Ourth. Salzburg: Landestheater Salzburg, 1976
  • Daphne und lo oder Am Rande der wirklichen Welt. Regie: Jutta Wachsmann. Wien: Schauspielhaus Wien, 1982
  • Mister Rosa oder Die Schwierigkeit, kein Zwerg zu sein. Groteske. Regie: Udo Schoen. Aachen: Stadttheater, 1989
  • Anstandslos. Eine Art Posse. Regie: Michael Gampe. Wien: Volkstheater in den Außenbezirken, 1994
  • Eine kurze Geschichte der Menschheit. Dramatisierung für "Optisches Konzert". Musik: Marco Schädler, Konzept, Bearb., Regie: Johannes Rausch.Choreografie: Guillermo Horta Betancourt. Feldkirch: Saal der Arbeiterkammer, 1994
  • Lilys Zustandekommen. Monolog, geschrieben für Anna Maria Gruber/Irmi Horn. Regie: Steffen Höld. Graz: forum stadtpark theater in den Gewächshäusern des Botanischen Garten Graz, 2002
  • Rabenmutter. Monodrama 1989 (Mörderische Märchen). Inszenierung: Michael A. Richter, Darstellerin Anna Maria Gruber/Irmi Horn. Graz: kunstGarten, 2004

Hörspiele

  • Die Mauskoth und die Kuttlerin. SWF, 1970
  • Die unbekannte Hand. SWF, NDR, ORF, 1970
  • Löffelweise Mond. Regie: Klaus Mehrländer. WDR, 1971
  • Ich möchte, ich möchte die Welt. SWF, 1977
  • Die Mondfrau. SDR, ORF, 1979
  • Biberzahn und der Khan der Winde. Regie: Hartmut Kirste. SDR, NDR, 1986
  • Binnengespräche. Regie: Ernst Wendt. SDR, ORF Wien, 1986
  • Tingeltangel oder Bin ich noch am Leben? Regie: Manfred Marchfelder. SDR, ORF Wien, 1988
  • Mister Rosa oder Die Schwierigkeit, kein Zwerg zu sein. Regie: Götz Fritsch. ORF Wien, 1990
  • Die Mozart hörende Hanako und ihre fünf Kätzchen. [Mit Kazuko Saegura]. Regie: Georg Madeja. ORF Wien, 1991
  • Anstandslos. Regie: Götz Fritsch. ORF, WDR, 1992
  • Der grasgrüne Steinfresser. Regie: Johannes Rausch. ORF Vorarlberg, 1993
  • Eine Liebe in Erzurum. Regie: Götz Fritsch. ORF, WDR, 1994
  • Miss Potter hat es sich anders überlegt. Regie: Götz Fritsch. ORF, WDR, 1996
  • Genesis. Radio Bremen, 1997.
  • Vier Verse für einen Mantel oder die Verwandlung des Abu Seid von Serug, WDR 1997
  • Als mein Kopf noch klein war. Regie: Götz Fritsch. ORF, WDR, 1998
  • Iris Elegantissima. Regie: Götz Fritsch. ORF, SWR, 2001
  • Auf der Suche nach Ivan M. Regie: Götz Fritsch. ORF, 2005

Filme

  • Der Mäuseschreck. TV-Bildergeschichte nach einem Puppenspiel von Barbara Frischmuth. Regie: Tony Munzlinger. SWF, 1972
  • Die Prinzessin in der Zwirnspule. TV-Zeichentrickfilm nach Barbara Frischmuth. Regie: Tony Munzlinger. SWF, 1973
  • Abschiede. TV-Film in zwei Teilen. Drehbuch (nach einer Novelle von Arthur Schnitzler und einer Erzählung von Barbara Frischmuth): Barbara Frischmuth. Regie: Gedeon Kovacs. ORF, ZDF, 1986
  • Ausseerland. Filmessay. Regie: Curt Faudon. ORF, 1991
  • Rabenmutter. Monodrama von Barbara Frischmuth. Regie: Christian Berger. ORF, 1991
  • Sommersee. TV-Serie in sechs Folgen. Drehbuch (nach ihrem gleichnamigen Kinderbuch): Barbara Frischmuth. Regie: Erhard Riedlsperger. ORF, ZDF, 1992
  • Die Schrift des Freundes (Verfilmung des gleichnamigen Romans von 1998), ORF, 2004

Zahlreiche Übersetzungen von Büchern, Theaterstücken und Hörspielen aus dem Ungarischen

Literatur#

  • C. Gürtler, Schreiben Frauen anders?, 1983
  • B. Frischmuth, herausgegeben von K. Bartsch, 1992
  • R. S. Posthofen (Hg.), B. Frischmuth in contemporary context, 1999
  • Barbara Frischmuth. Fremdgänge. Ein illustrierter Streifzug durch einen literarischen Kosmos (Hrsg. von Daniela Bartens und Ingrid Spörk), 2001
  • FrauenSchreiben. Abenteuer, Privileg oder Existenzkampf? Gespräche mit 17 österreichischen Autorinnen (Hrsg. von Anita C. Schaub), 2004
  • Barbara Frischmuth. Dossier extra. (Hrsg. von Silvana Cimenti und Ingrid Spörk), 2007
  • E. Kohlrusch, Besondere Frauen und ihre Gärten. Mit einem Portrait von Barbara Frischmuth, 2008


Leseprobe#

aus Barbara Frischmuth - "Vergiss Ägypten."

Während ich so für alle sichtbar und erkennbar auf jemanden wartete, der mich auflesen würde, begegnete mein Blick den Blicken der Passanten, landete in Augenwinkeln oder auf Nasenflügeln, glitt über straffe Jungmädchenhaut und über Faltiges oder zwängte sich unter die Ränder von Kopfbedeckungen, immer auf der Suche nach der Bedeutung, die etwas haben konnte oder vermitteln wollte. Ich war dabei den Blicken der anderen genauso ausgesetzt wie sie den meinen. Und manchmal löste sich dieses formlose Einander-Begutachten in einem angedeuteten Lächeln auf.

(S. 68)
© 2008 Aufbau Verlag, Berlin.
LITERATURHAUS

Weiterführendes#


Hörproben #


Hörprobe Österreichische Mediathek


Die Klosterschule.
Ausschnitt; Autorenlesung. Wien, 26.3.1968.

Vorlesen

Die Mystifikationen der Sophie Silber.
Ausschnitt; Autorenlesung. Wien, 25.6.1975.

Vorlesen

Quellen#

Weiterführendes#

Redaktion: I. Schinnerl