Fritz, Marianne #
* 14. 12. 1948, Weiz
† 1. 10. 2007, Wien
Schriftstellerin
Geboren am 14. Dezember 1948 wurde sie als Marianne Frieß in Weiz in der Steiermark.
Die Familie übersiedelte nach Vorarlberg; dort legte sie 1966 die "Kaufmannsgehilfenprüfung" ab, war in kaufmännischen Berufen tätig und kam in den 60er-Jahren nach Wien. In den Siebzigerjahren war sie mit dem Schriftsteller Wolfgang Fritz verheiratet, 1972 holte sie die Matura nach.
Mit der Erzählung der "Schwerkraft der Verhältnisse" gelang ihr 1978 der Durchbruch; das Buch wurde mit dem Robert-Walser-Preis ausgezeichnet.
Im Jahre 1981 erschien ihr erster großer Roman "Das Kind der Gewalt und die Sterne der Romani". Dieses Werk ist einem gewissen Sinne das Vorwerk zu dem großen Romanzyklus, der den Titel die "Festung" tragen und aus vier großen Teilen bestehen sollte. "Dessen Sprache du nicht verstehst" erschien Ende 1985, ein Opus von 3500 Seiten, in dem es um das Schicksal der Arbeiterfamilie Null am Vorabend des Ersten Weltkriegs geht.
Allerdings handelt es sich dabei um keinen historischen Roman. Zu der durchaus realistischen Handlung kommt eine mythische Ebene. Ausgehend vom Jahr 1914 erzählte Fritz exemplarisch die Geschichte der Proletarierfamilie "Null" aus dem Marktflecken "Nirgendwo". Auf über 3.000 Seiten entsteht ein komplexes Bild einer historisch zwar fixierbaren, jedoch gleichzeitig teilweise mythologisierten Parallelwelt.
Die Autorin hatte ein gewaltiges Archiv, in dem sie Material aus dem Ersten Weltkrieg zusammengestellt hatte, das in grandioser Verwandlung auch zum Substrat des zweiten Teils werden sollte.
Mit "Naturgemäß I" (1996) und "Naturgemäß II" (1998) setzte sie "Dessen Sprache du nicht verstehst" fort, allerdings auf noch komplexere Weise -sie gab sich nicht mit dem einmal gefundenen Verfahren zufrieden.
"Naturgemäß III" konnte sie leider nicht vollenden.
Wohl kaum eine andere österreichische Autorin hat ein so umfangreiches Werk vorzuweisen wie Marianne Fritz. Trotzdem kennt kaum jemand die Literatur von Fritz - Leser findet sie nach wie vor eher in Germanistenkreisen.
Die letzten öffentlichen Lesungen der menschenscheuen Autorin liegen weit in den 70er Jahren zurück. Die vereinzelten Fotos, die von Fritz in Umlauf sind, zeigen eine Frau mit eigenwilliger Brille. Fragt man nach ihrem Werk, wird man in Buchhandlungen auf Antiquariate verwiesen.
Seit 2002 veranstaltet das Stadt-Theater Wien unter dem Namen "Fritzpunkt" eine ständige Reihe von Lesungen und Aufführungen des Werks von Marianne Fritz.
Auszeichnungen, Preise (Auswahl)#
- 1977 Nachwuchsstipendium für Literatur des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
- 1978 Robert-Walser-Preis
- 1978 Jahresstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für dramatische Autoren
- 1979 Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur
- 1980 Staatssipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur
- 1983-85 Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien
- 1986 Rauriser Literaturpreis der Österreichischen Länderbank
- 1988 Literaturpreis des Landes Steiermark
- 1989 Förderungspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur
- 1990 Förderungsgabe für Kunst und Wissenschaft des Landes Vorarlberg für Literatur
- 1990-93 Robert-Musil-Stipendium
- 1994 Würdigungspreis der Stadt Wien für Literatur
- 1999 Peter-Rosegger-Preis
- 2001 Franz-Kafka-Preis der Stadt Klosterneuburg
Werke (Auswahl)#
- Die Schwerkraft der Verhältnisse. Hrsg.: Thomas Beckermann. Frankfurt/M.: S. Fischer, 1978.
- Das Kind der Gewalt und die Sterne der Romani. Roman. Frankfurt/M.: S. Fischer, 1980.
- Was soll man da machen. Eine Einführung zu dem Roman "Dessen Sprache du nicht verstehst". Einf.: Heinz F. Schafroth. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1985.
- Dessen Sprache du nicht verstehst. Roman in 12 Bänden. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1986.
- Naturgemäß I. Entweder Angstschweiß Ohnend oder Pluralhaft. 5 Bände. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1996.
- Naturgemäß II. Es ist ein Ros entsprungen / Wedernoch / heißt sie. 5 Bände. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1998.
Quellen#
AEIOULiteraturhaus
http://www.fritzpunkt.at
Redaktion: I. Schinnerl
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