Grasel (Grasl), Johann Georg#
* 4. 4. 1790, Neuserowitz (Nové Syrovice, Tschechische Republik)
† 31. 1. 1818, Wien (hingerichtet)
"Räuberhauptmann", Desertierter Soldat
Sohn eines Wasenmeisters, der ebenso wie seine Frau, mehrmals wegen Diebstahls verhaftet wurde und eingesperrt war.
1806 war Grasel das erste Mal an einem Diebstahl mitbeteiligt. Seinen größten und auch ergiebigsten Einbruch verübte er in der Nacht des 21. 8. 1814 beim Kaufmann Mathias Loidold in Großsiegharts (Niederösterreich). Die Beute hatte einen Warenwert von 5.343 Gulden. Außerdem wurden ihm zwei Morde (vielleicht auch Totschlag) zur Last gelegt.
Das Gebiet seiner umfangreichen Tätigkeiten war das nördliche Niederösterreich. Spätere Legendenbildung machte aus ihm nicht nur einen gefährlichen, sondern auch einen "edlen" Räuber. Am 4. 6. 1815 desertierte er vom Militärdienst; er hatte sich sechs Wochen vorher als Franz Eiger zum 1. Artillerieregiment in Prag anwerben lassen. Steckbrieflich gesucht, wurde er am 19. 11. 1815 in einem Wirtshaus in Mörtersdorf (nördlich von Horn) überwältigt und verhaftet. Da auch mehrere Angehörige seiner Bande gefasst worden waren, zogen sich die Prozesse jahrelang hin.
Grasel wurde ab Oktober 1816 von einem Militärauditor verhört und von einem Kriegsgericht am 14. 7. 1817 verurteilt. Nach dem nötigen Bestätigungsverfahren wurde ihm und zwei seiner Komplizen das Urteil am 28. 1. 1818 in feierlicher Weise bekanntgegeben. Die Hinrichtung erfolgte am 31. 1. 1818 auf dem Galgen am Rabenstein (nahe der heutigen Roßauer Kaserne). Dass Grasel damals erst 23 Jahre alt gewesen sei, wie oft behauptet wurde, ist falsch. Diese Annahme kam dadurch zustande, dass er sich um vier Jahre jünger gemacht hatte.
Literatur#
- H. Hitz (Hg.), J. G. Grasel - Räuber ohne Grenzen, 1994
- R. Bletschacher, Der Grasel, 1995
- Das große Buch der Österreicher – 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild (1987), ed. W. Kleindel & H. Veigl, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 615 S.
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