Hayek, Friedrich August (von)#
* 8. 5. 1899, Wien
† 23. 3. 1992, Freiburg im Breisgau (Deutschland)
Nationalökonom und Sozialphilosoph
Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften (1974, zusammen mit Gunnar Myrdal)
Friedrich August von Hayek wurde am 8. Mai 1899 als ältester von drei Söhnen des Arztes und Botanikprofessors August von Hayek und dessen Frau Felicitas in Wien geboren, wo er auch aufwuchs und die Schule besuchte.
1917/18 leistete er als Artillerieoffizier seinen Kriegsdienst in der K.und K. Armee. Nach Kriegsende begann er an der Universität Wien ein Studium der Rechtswissenschaften. In dieser Zeit hatte er auch Begegnungen mit dem - neben Carl Menger - anderen großen Repräsentanten der zweiten Generation der österreichischen Schule, Friedrich von Wieser; er besuchte auch die Vorlesungen Otmar Spanns; außerdem beeinflussten ihn die Werke des Physikers und Wissenschaftstheoretikers Ernst Mach und Moritz Schlicks Erkenntnistheorie.
1921 schloß von Hayek sein Rechtsstudium ab und entschied sich zum Studium der Staatswissenschaften, das er 1923 mit der Promotion (Dr. rer. pol. ) abschloss.
Bereits vor Abschluss seines Studiums trat er in das "Österreichische Abrechnungsamt für Kriegsschulden“ ein, dessen Direktor Ludwig von Mises war, mit dessen Unterstützung er 1923/24 ein Rockefeller-Stipendium für die New-York-University bekam. (Hier besuchte er Vorlesungen an der New York University, der Columbia University und konnte am National Bureau of Economic Research (NBER) bei J. W. Jenks, dem damals führenden amerikanischen Wirtschafts- und Staatsrechtler, als Assistent arbeiten.)
Hayek überzeugte Ludwig von Mises von der Idee zu einer vergleichbaren Einrichtung in Österreich: gemeinsam gründeten die beiden 1927 das "Österreichische Konjunkturforschungsinstitut", Vorläufer des heutigen Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), dessen Direktor er (zusammen mit von Mises) von 1927 bis 1931 war.
Friedrich August von Hayek habilitierte sich 1929 in Politischer Ökonomie und wurde Privatdozent an der Universität Wien. Auf Grund seines Habilitationsvortrags zum Thema "Gibt es einen Widersinn des Sparens?" erhielt er eine Einladung an die London School of Economics, wo er im Winter 1931 vier Vorlesungen hielt und wenig später eine Professur erhielt.
In den 1930er-Jahren war Friedrich August von Hayek Gegenspieler von John Maynard Keynes, entwickelte Argumente gegen eine Planwirtschaft und wurde zu einem Hauptkritiker des Sozialismus. In London veröffentlichte er 1944 auch sein bekanntestes Buch "Der Weg zur Knechtschaft". Sein wissenschaftlicher Ruf basiert vor allem auf den Werken "Geldtheorie und Konjunkturtheorie" (Wien, 1929) und "Prices and Production" (London, 1931): er entwickelte dabei auf der Basis der österreichischen Schule der Nationalökonomie eine Konjunkturtheorie, die Schwankungen nicht mehr nur mit der Geldwirtschaft, sondern auch über die Güterproduktion erklärte. (Diese mehrschichtige Erklärung hat sich inzwischen durchwegs durchgesetzt.)
Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs veröffentlichte er die Studie "The Counter - Revolution of Science" (deutsch "Mißbrauch und Verfall der Vernunft"), eine Kritik des szientistischen und konstruktivistischen Denkens von Descartes bis zur zeitgenössischen neoklassischen Wohlfahrtsökonomik und zum modernen Sozialismus.
1947 gründete Hayek in der Schweiz eine interdisziplinäre Konferenz liberaler Wissenschafter und Intellektueller, aus der die "Mont Pélérin Society" entstand, eine internationale Gesellschaft von Sozialwissenschaftlern und Intellektuellen, deren Anliegen die Erhaltung und Weiterentwicklung des liberalen Gedankengutes ist. Er war bis zuletzt ihr geistiger Mentor und Ehrenpräsident.
1950 ging er in die USA, zunächst an die University of Arkansas, Vayetteville, dann als "Professor of Social and Moral Sciences" an die University of Chicago, wo er zwölf Jahre blieb. Er veröffentlichte 1960 sein Hauptwerk "Die Verfassung der Freiheit" (engl.: "The Constitution of Liberty"): in diesem Werk entwickelt er ethische, anthropologische und ökonomische Grundlagen einer freien Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.
1962 wechselte er, der seit 1938 britischer Staatsbürgers war, an die Universität Freiburg/Breisgau, von 1968 bis 1977 hatte er eine Gastprofessur an der Universität Salzburg, bevor er wieder nach Freiburg zurückging. Nach seiner Emeritierung 1967 lehrte er noch bis 1969 weiter.
Am 23. März 1992 starb Friedrich August von Hayek in Freiburg im Breisgau; begraben ist er in Wien.
F. A. von Hayek verfasste im Laufe seines Lebens ca. 50 Bücher und 30 Broschüren und rund 270 wissenschaftliche Aufsätze. Seine Werke wurden in etwa 20 Sprachen übersetzt.
Seine Werke, für die er 1974 – interessanterweise gemeinsam mit Gunnar Myrdal, der konträr zu Hayek nicht an die Ordnung durch Marktkräfte glaubte - den Nobelpreis erhielt, hatten einen stark interdisziplinären Charakter. Die ersten Arbeiten bezogen sich noch auf den Konjunkturzyklus, später untersuchte er die Beziehungen zwischen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Prozessen. Er strich heraus, wie sehr Preise den Marktteilnehmern Informationen und Anreize liefern. Er glaubte an die spontane Ordnung, die aus dem zersplitterten Marktgeschehen entstehe, wenn die Rahmenbedingungen passen, und er war ein entschiedener Gegner der Planwirtschaft.
Seine Arbeit beeinflusste in den 1980er-Jahren u.a. auch die Wirtschaftspolitik des US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan und der britischen Premierministerin Margaret Thatcher maßgeblich. Seine Arbeiten und Ansätze wirken auch heute noch nach: obwohl er selbst diesen Begriff nicht verwendete (und wohl nur in anderem Zusammenhang kannte), gilt er heute als Vordenker der "Neoliberalen"; seine Anhänger sehen ihn auch als "Sozialphilosophen".
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, 1974
- Nobelpreis ("Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften"), 1974
- Ehrenring der Stadt Wien, 1983
- Ernennung zum Ehrenrektor der WHU - Otto Beisheim School of Management, 1984
- Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich, 1990
- Presidential Medal of Freedom, 1991
Werke (Auswahl)#
- Geldtheorie und Konjunkturtheorie, 1929
- Prices and Production, 1931
- Preise und Produktion, 1931
- The Pure Theory of Capital, 1941
- The Road to Serfdom, 1944
- Der Weg zur Knechtschaft, 1945
- Individualismus und wirtschaftliche Ordnung, 1952
- The Sensory Order: An Inquiry Into the Foundations of Theoretical Psychology, 1953
- Die sensorische Ordnung. Eine Untersuchung der Grundlagen der theoretischen Psychologie, 1953
- The Constitution of Liberty, 1960
- Die Verfassung der Freiheit, 1960
- Choice in Currency, 1976
- Denationalisation of Money, 1976
- Entnationalisierung des Geldes, 1977
- The Fatal Conceit: The Errors of Socialism, 1988
- Die verhängnisvolle Anmaßung. Die Irrtümer des Sozialismus, 1988
- Freiburger Studien: Gesammelte Aufsätze, 1994
- Law, legislation and liberty: a new statement of the liberal principles of justice and political economy, 1998
- 'Recht, Gesetz und Freiheit, 2003
- Ausgabe: The Collected Works, 1988ff.
Literatur#
- F. Machlup, Essays on Hayek, 1976
- Festschrift F. A. Hayek, 1978
- E. Butler, Hayek, his contribution to the political and economic thought of our time, 1983
- E. und M. Streissler, F. A. von Hayek, 1993
- H.-H. Francke (Hg.), Ökonomischer Individualismus und freiheitliche Verfassung, 1995
- S. F. Frowen (Hg.), Hayek: economist and social philosopher, 1997
- V. Vanberg (Hg.), Freiheit, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung, 1999
- H. J. Hennecke, F. A. von Hayek. Die Tradition der Freiheit, 2000
- I. Ackerl, I. Schödl, Friedrich August von Hayek in: Sie haben uns nicht zurückgeholtVerlorene Intelligenz - Österreichische Wissenschaftler 1918-1945Isabella Ackerl et al.Holzhausen VerlagWien2005, 2005
Weiterführendes#
Quellen#
- AEIOU
- Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft e.V.
- F. A. v. Hayek Institut
- Konrad-Adenauer-Stiftung
- Ludwig von Mises Institute
- Nobelprize.org
- Die ZEIT online
- FAZ (Frankfurter Allgemeine)
- APA / OTS Presseaussendung
Redaktion: I. Schinnerl
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