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Italienische Einflüsse#

Die Kontakte Österreichs zu einzelnen Regionen des heutigen Italien waren seit römischer Zeit eng. Im Mittelalter wurden diese vor allem bei den Romzügen der Kaiser besonders durch die Teilnahme österreichischer Fürsten verstärkt. Im 12. Jahrhundert gelangten Kunstgegenstände aus dem italienischen Raum in österreichische Klöster (Krümmen der Abtstäbe in Altenburg und Göttweig, 7-armiger Leuchter von Klosterneuburg). Der Babenberger Leopold VI. erwarb mit Pordenone (vor 1222) auch einen Ort in Friaul, das Patriarchat Aquileia reichte bis zur Drau. Im Spätmittelalter studierten Österreicher in Padua, der Handel mit und über Venedig wurde bedeutend, und 1382 erwarben die Habsburger nach Teilen Istriens die Stadt Triest. Auch mehrere Gemahlinnen von Babenbergern und Habsburgern stammten aus dieser Region (Froiza Orseolo, Frau von Herzog Adalbert dem Siegreichen; Viridis Visconti, Frau von Herzog Leopold III.; Johanna von Anjou-Neapel, Gemahlin von Erzherzog Wilhelm; Bianca Maria Sforza, Frau von Kaiser Maximilian I.). Kaiser Friedrich III. brachte Enea Silvio Piccolomini und damit den Humanismus nach Österreich. Im 16. Jahrhundert wurde Italien das Ziel von Bildungsreisen junger Adeliger, und die Kunst der Renaissance wurde dadurch in Österreich bekannt, seit zirka 1600 auch das Barock. Architekten, Bildhauer und Maler aus Österreich wurden in Italien ausgebildet und verbreiteten diesen Stil im ganzen Bereich der Habsburgermonarchie. Ab dem 16. Jahrhundert erfolgte auch eine bedeutende Zuwanderung von Handwerkern ("welsche Maurer", Schornsteinfeger). Im 17. Jahrhundert wurde Italienisch die am stärksten benützte Fremdsprache in Wien (Zeitungen und Bücher in italienischer Sprache), italienische Theaterkultur errang einen bedeutenden Einfluss. Im 18. Jahrhundert wurden durch die territorialen Verbindungen (Mailand und Mantua sowie Neapel-Sizilien waren habsburgisch), durch die Sekundogenitur in der Toskana nach 1737 und später durch Herrscherlinien in Modena, Parma, Piacenza und Guastalla die Kontakte besonders eng. Italienische Einflüsse wurden vor allem in der Musik geltend (italienische Opern).

1797 erhielt Österreich mit Venetien und Dalmatien bedeutende italienischsprachige Gebiete, nach dem Wiener Kongress das hochentwickelte lombardo-venezianische Königreich. Im Zuge des aufkommenden Nationalismus entstanden dort schwer überwindbare Gegensätze, für das Risorgimento wurde Österreich zum vorrangigen Feindbild. Durch die Kriege des 19. Jahrhunderts (1848/49, 1859, 1866) verlor Österreich seine Gebiete auf der Apenninenhalbinsel, von Italienern bewohnte Teile Tirols (Trentino), Istriens und Dalmatiens blieben aber bis 1918 im Verband der österreichisch-ungarischen Monarchie. Weiteren Konfliktstoff enthielt die Funktion Österreich-Ungarns als Schutzmacht des Vatikans, obwohl durch den Dreibund ab 1882 ein politisches Bündnis bestand und viele Italiener in Österreich Arbeit fanden (Bahn- und Straßenbau). Das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert war durch zunehmenden Gegensatz gekennzeichnet, der nur in geringem Ausmaß durch fortbestehende kulturelle Kontakte (Opern Verdis und Puccinis, österreichisches archäologisches Institut in Rom) gemildert wurde. Der 1. Weltkrieg und das Schicksal Südtirols vertieften die Kluft, obwohl die politische Bindung nach 1933 enger wurde und Italien vor 1938 zeitweilig als Schutzmacht Österreichs gegen Deutschland auftrat. Nach dem 2. Weltkrieg verstärkten sich die nachbarschaftlichen Bindungen vor allem durch den Tourismus, aber auch durch wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Kontakte. Die größte politische Belastung des Verhältnisses der beiden Länder stellte auch in der 2. Republik das Südtirolproblem dar, in dem erst nach langwierigen Verhandlungen Einigkeit erzielt werden konnte.