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Klíč, Karel#

Klietsch Karl


* 30. 3. 1841, Arnau (Hostinné, Tschechische Republik)

† 16. 11. 1926, Wien


Maler, Graphiker
Erfinder moderner Reproduktionsverfahren


Emil Hornig, Heliogravüre von K. Klíč
Emil Hornig
Heliogravüre von K. Klíč, 1881
© Bildarchiv der ÖNB, Wien, für AEIOU
Karel Klíč (Karl Klietsch) wurde im böhmischen Arnau (Hostinné) am 30. März 1841 geboren (in manchen Quellen wird auch der Mai als Geburtsmonat angegeben).


Von 1857 bis 1859 studierte er Porträtmalerei an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Eduard von Engerth und von 1859 bis 1861 Landschaftsmalerei an der Prager Akademie der bildenden Künste bei August Piepenhagen.

Die ersten Arbeiten Klietschs waren zumeist kleine Landschaften und Porträts von bekannten tschechischen Persönlichkeiten, mit deren Erlös er seinen Lebensunterhalt finanzierte. Um 1862 gründete er - nach einer autodidaktischen photographischen Ausbildung - zusammen mit seinem Vater das photographische Atelier "Rafael" in Brünn, wo er bis 1866 arbeitete.

Nebenbei schrieb er unter einem Pseudonym humoristische Erzählungen für verschiedene Zeitungen und begann Karikaturen zu zeichnen.

1869 ging er nach Wien, wo er bei der Zeitung "Der Floh" arbeitete, zu deren Mitarbeitern unter anderem Ludwig Anzengruber und die Maler Ferdinand Laufberger, Ernst Juch und Karl Leopold Müller zählten. Von der Wiener Gesellschaft akzeptiert und in ihren Kreis aufgenommen, wurde Klietsch bald ein bevorzugter Porträtist. 1872 gründete er eine eigene satirische Zeitschrift ("Humoristische Blätter").

Als Herausgeber dieser eigenen Zeitschrift beschäftigte er sich - neben seiner künstlerischen Tätigkeit - vor allem mit der rationellen Druckformherstellung. Auf der Suche nach weniger kostspieligen und rascheren Reproduktionsmöglichkeiten konnte er die Drucktechniken der Zinkographie und um 1878 auch die der Heliogravüre wesentlich verbessern.

Er kombinierte die Heliogravüre[1] mit dem von J. W. Swan erfundenen Pigmentverfahren und entwickelte seine Methode weiter, indem er das Pigmentpapier auf Kupferzylinder übertrug und anstelle der Aquatinta ein Netz (Raster) kopierte. Der Rakeltiefdruck mit dem Kreuzraster wurde 1890 zum großen Erfolg. Klietsch übersiedelte nach England und ließ sich 1891 in Lancaster nieder, wo er 1895 Teilhaber der "Rembrandt Intaglio Printing Co. Ltd." wurde. Es war dies die erste Druckerei, die ihre Produkte im Rastertiefdruck herstellte. Mit dieser Technik konnte man Heliogravüren täuschend ähnlich, aber viel billiger, herstellen.


Nachdem er die Druckerei 2 Jahre lang geleitet hatte, zog sich Karl Klietsch 1897 zurück und ließ sich bis zu seinem Tod am 16. November 1926 wieder in Wien nieder.


Klietsch ist ein typischer Vertreter der "Gründerzeit": als Künstler war er von den neuen technischen Möglichkeiten fasziniert. Durch seine Erfindungen und Firmengründungen versuchte er - über den Weg der Kunstindustrie und Massenproduktion - Kunst einer breiten Schicht preiswert zu vermitteln.


1880 erfand er ein nach ihm benanntes Verfahren, die "Klíčo-Typie" (ein Buchdruckklischee mit Kornraster), zu seinen weiteren Erfindungen gehört u.a. das Inlaid-Linoleum.


[1] Die Heliogravüre (auch Mezzotinto,- Intaglio,- oder Rembrandtdruck), ein manuelles Tiefdruckverfahren zur Übertragung photographischer Vorlagen auf eine Kupferplatte, ist die Vorläuferin des modernen, industriellen Kupfertiefdrucks. Der Schotte Mungo Ponton und Karl Klíč entwickelten unabhängig voneinander eine Methode, Diapositive mit Hilfe lichtempfindlicher Gelatine auf eine Druckplatte zu übertragen.
Dabei wird die mit einem Aquatintakorn gekörnte Platte mit einer lichtempfindlichen Gelatineschicht beschichtet, welche sich nach der Belichtung durch ein Positiv selektiv lösen lässt. Mit dem Ätzen in mehreren Säurebädern von unterschiedlicher Konzentration werden feinste Graustufen erzeugt.

Das Aquatinta-Korn ist ein säurefestes Staubkorn: in einem Holzkasten wird durch Einblasen von Luft oder durch Schütteln des Kastens Asphalt-, Kolophonium- oder Mastixpulver aufgewirbelt; nachdem sich die größeren Körner gesenkt haben, wird eine polierte Kupferplatte in diesen Kasten gelegt, auf die sich eine mehr oder weniger dichte Staubschicht niedersetzt. Durch vorsichtiges Erwärmen werden die einzelnen Staubkörner angeschmolzen, sodass beim Ätzen ein feines Korn entsteht.

Literatur#

  • K. Albert, K. Klietsch, der Erfinder der Heliogravüre und des Rakeltiefdrucks, 1927

Quellen#

  • AEIOU
  • Österreichs große Erfinder: ihr Leben, ihre Arbeiten, ihre Schicksale. Heinz Jankowsky, Verlag Styria (2000), 240 S.
  • Österreichisches Biographisches Lexikon
  • Neue Deutsche Biog
  • Heliogravüre
  • Photogravüre
  • Druckstelle
  • Radio Praha



Redaktion: I. Schinnerl


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