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Klüger, Ruth#

* 30. 10. 1931, Wien
† 6. 10. 2020, Irvine Kalifornien


Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin

Ruth Klüger wurde am 30. Oktober 1931 als Tochter eines jüdischen Frauenarztes in Wien geboren.

Ruth Klüger 2008
Ruth Klüger 2008
Foto: Das blaue Sofa / Club Bertelsmann. Aus: Wikicommons, unter CC BY 2.0

Ihr Vater und ihr Halbbruder fielen dem Holocaust zum Opfer, sie selbst wurde 1942 im Alter von 11 Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter nach Theresienstadt deportiert. Es folgten Internierungen in Auschwitz und Christianstadt, einem Außenlager des KZ Groß-Rosen, von wo ihr 1945 - kurz vor Kriegsende - die Flucht gelang.

Nach dem Krieg lebte sie mit ihrer Mutter im bayrischen Straubing, wo sie auch das Abitur machen konnte. Dann begann sie ein Germanistik-Studium in Regensburg – einer ihrer Studienkollegen war Martin Walser, der in ihrer Autobiographie in der Figur des 'Christoph' porträtiert ist.

Ruth Klüger emigrierte 1947 (mit ihrer Mutter )in die USA, studierte in New York und Berkeley Bibliothekswissenschaften und Germanistik, nachdem sie ein Studium der Anglistik und Amerikanistik abgeschlossen hatte. Sie wurde Expertin für mittelalterliche Literatur, Hochschullehrerin und Literaturkritikerin. 1953 heiratete sie den Historiker Werner Angress; sie bekamen zwei Söhne.

Von 1962 bis 1994 war sie als Universitätslehrerin an verschiedenen US-Universitäten tätig, von 1980 bis 1986 war sie Professorin an der Princeton University, danach Professorin für Germanistik an der University of California in Irvine, wo sie mittlerweile emeritierte. Von 1988 bis 1990 war sie Leiterin des kalifornischen Studienzentrums in Göttingen (Deutschland), wo sie seit 1988 auch Gastprofessorin an der Georg-August-Universität Göttingen ist. Im Sommersemester 2003 war sie Käthe-Leichter-Gastprofessorin am Institut für Germanistik der Universität Wien, 2005 Dozentin im Rahmen der Tübinger Poetik-Dozentur.

Ruth Klüger - sie publizierte bis in die 1980er Jahre unter "Ruth K. Angress" - zeichnet sich als vielseitige Literaturwissenschafterin aus: die Bandbreite ihrer Arbeiten reicht vom Barock bis zur Gegenwartsliteratur, von Lessing über Kleist bis Heine, von Kästner zu Thomas Mann. Sie befasste sich u.a. mit den Zusammenhängen von Dichtung und Geschichte, der literarischen Darstellung des Holocaust, dem Bild der Juden in der Literatur und nicht zuletzt mit der Literatur von und über Frauen.

Mitte der 1970er Jahre wandte sich Ruth Klüger verstärkt feministischen Themen zu, von 1976 bis 1979 war sie aktives Mitglied der 'Modern Language Association Commission on the Status of Women in the Profession' und gab von 1977 bis 1984 die Fachzeitschrift "German Quarterly" heraus.

Jahrzehnte lang publizierte Ruth Klüger nur als Wissenschafterin; erst als sie Ende der 1980er-Jahre bei einem Verkehrsunfall in Göttingen lebensgefährlich verletzt wurde, begann sie, ihre Lebensgeschichte niederzuschreiben.

Ihr Buch "weiter leben - eine Jugend" wurde der erfolgreiche Start einer späten Karriere als Literatin: darin schildert sie ihre Kindheit in Wien, ihre Jugend in den Konzentrationslagern und die Nachkriegszeit in Bayern; in "unterwegs verloren" erzählt sie ihre Lebensgeschichte nach der Emigration in den USA. Zu den bekanntesten weiteren Werken Klügers zählen "Frauen lesen anders", "Katastrophen. Über deutsche Literatur" und "Was Frauen schreiben". Unter dem Titel "Zerreißproben" versammelte sie erstmals ihre seit 1944 entstandenen Gedichte.


Ruth Klüger lebt heute, wenn sie nicht gerade auf Reisen ist, in Irvine im US-Bundesstaat Kalifornien, wo sie sich zu Hause fühlt - mit einem zweiten Wohnsitz im deutschen Göttingen.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Österreichischer Staatspreis für Literaturkritik, 1997
  • Thomas-Mann-Preis, 1999
  • Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch, 2001
  • Thomas-Mann-Preis der Stadt Lübeck, 1999
  • Ehrendoktorat der Universität Göttingen, 2003
  • Preis der Stadt Wien für Publizistik, 2003
  • Roswitha-Preis der Stadt Gandersheim, 2006
  • Lessing-Preis des Freistaats Sachsen, 2007
  • Bundesverdienstkreuz erster Klasse der BRD, 2008
  • Hermann Cohen Medaille für Jüdische Kulturphilosophie, 2010
  • Ehrenmedaille der Stadt Göttingen, 2010
  • Theodor Kramer Preis, 2011
  • Brüder-Grimm-Preis der Universität Marburg, 2014
  • Paul-Watzlawick-Ehrenring, 2015
  • Ehrendoktorat der Universität Wien, 2015
  • Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten (im Rahmen des Bayerischen Buchpreises), 2016

Werke (Auswahl)#

  • weiter leben. Eine Jugend (Autobiographie), 1992
  • Katastrophen. Über deutsche Literatur, 1994
  • Frauen lesen Frauen anders, 1996
  • Gemalte Fensterscheiben. Über Lyrik, 2007
  • unterwegs verloren. Erinnerungen, 2008
  • Was Frauen schreiben, 2010
  • Zerreißproben. Kommentierte Gedichte, 2013

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl