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Kralik, Richard, Ritter von Meyrswalden#

* 1. 10. 1852, Eleonorenhain/Böhmerwald (Lenora, Tschechische Republik)

† 4. 2. 1934, Wien


Kultur- und Literaturhistoriker
Schriftsteller, Dramatiker und Lyriker

Kralik, Richard, Ritter von Meyrswalden
Richard von Kralik. Lithographie von T. Mayerhofer, 1847
© Bildarchiv der ÖNB, Wien, für AEIOU

Bruder von Mathilde Kralik, Vater von Dietrich Kralik und Heinrich Kralik


Richard Kralik wurde am 1. Oktober 1852 in Eleonorenhain im Böhmerwald geboren.

Sein Vater, Wilhelm Kralik war Glasfabrikant, seine Mutter Louise stammte aus der Familie des weltberühmten Wiener Handelshauses für Glas "J. & L. Lobmeyr".

Richard Kralik wuchs in Linz auf und studierte nach seiner Matura im Jahr 1870 in Wien, Bonn und Berlin Rechtswissenschaft. Ausserdem besuchte er - seiner eigentlich Neigung folgend - Vorlesungen über Kunstgeschichte, Archäologie, klassische Philologie, Geschichte und Literatur.

Nach seinem Studienabschluss (Promotion 1876) brachte ihn ein Studienaufenthalt in Bonn und Berlin in näheren Kontakt mit bedeutenden Gelehrten, darunter Mommsen, Lepsius und Grimm. Die starken Eindrücke einer Italienreise 1877/78 bewogen ihn schließlich, den lang gehegten Gedanken - nicht eine rechtswissenschaftliche Laufbahn anzustreben, sondern sich ganz der Tätigkeit eines freien Schriftstellers und Privatgelehrten zu widmen - in die Tat umzusetzen. Ein reich dotiertes Legat seines Vaters bot ihm dazu die materiellen Voraussetzungen.


Antike, Klassik und Romantik bildeten die Bezugspunkte seines christlich-germanischen Kulturideals. Er hatte die Erneuerung der deutschen Kultur aus Volkstum und Religion zum Ziel und griff dazu auf frühe Dichtungen und Dichtungsformen wie Sagen, Legende, Volksschauspiele und mittelalterliche Mysterienspiele zurück - nicht nur in Texten sondern auch in Aufführungen, womit er noch vor Hofmannthal den Festspielgedanken zu verwirklichen trachtete. Sein umfangreiches dichterisches Werk griff sowohl Elemente der Heimatkunstbewegung als auch Themen und Motive aus der altdeutschen Sagenwelt auf.

Mit seiner jüngeren Schwester Mathilde, der späteren Bruckner-Schülerin und Komponistin, verband ihn auch gemeinsames Schaffen: sie komponierte, er schrieb den Text dazu - so entstand ein gewaltiges Lebenswerk (über 120 gemeinsame Liedwerke).


Richard Kralik war in der katholischen Bewegung Österreichs aktiv und gründete die katholische Schriftstellervereinigung Gralbund mit der Zeitschrift "Der Gral", die zwischen 1906 und 1937 erschien.

In engem Zusammenhang mit seinen volksbildnerischen Bestrebungen sind auch seine historischen und philosophischen Arbeiten zu sehen: aus einer kaum überschaubaren Fülle von Veröffentlichungen ist neben der "Geschichte Wiens" auch die "Weltgeschichte nach Menschenaltern" hervorzuheben.

Auch zum Verstehen der österreichischen Kulturgeschichte wollte er beitragen: in seinem Büchlein "Das unbekannte Österreich. Eine Entdeckungsfahrt. Wien, 1917" erwies er sich als ein Vorläufer Friedrich Heers auf der Suche nach dem historischen Österreich (wie William M. Johnston in seinem Buch Der Österreichische Mensch schreibt).

Werke (Auswahl)#

  • Tanzidyllen, 1879
  • Roman, 1884
  • Deutsche Puppenspiele (mit J. Winter), 1884
  • Die Türken vor Wien, Festspiel, 1891
  • Weihnachtsspiel, 1893
  • Das Mysterium vom Leben und Leiden des Heilands. Osterfestspiel, 3 Teile, 1895
  • Weltgerechtigkeit, 1896
  • Lieder im Hl. Geist, 1896
  • Sokrates nach der Überlieferung seiner Schüler, 1899
  • Das deutsche Götter- und Heldenbuch, 6 Bände, 1900-03
  • Kulturstudien, 4 Bände, 1900-07
  • Das Veilchenfest, 1905
  • Nordgermanische Sagengeschichte, 1906
  • Hausbrot. Märchen und Sagen, Ritter- und Räuber-, Hexen- und Wildschützen-Geschichten, 2 Bände, 1907/08
  • Heimaterzählungen, 1909
  • Die katholische Literaturbewegung der Gegenwart, 1909
  • Der heilige Gral, 1912
  • Geschichte der Kaiserstadt Wien und ihrer Kultur, 1912
  • Österreichische Geschichte, 3/1914
  • Allgemeine Geschichte der neuesten Zeit von 1815 bis zur Gegenwart, 6 Bände, 1915-23 (mit J. Weiss)
  • Tage und Werke, 1922 (Autobiographie)

Literatur#

  • F. Aspetsberger und A. Brandstetter (Hg.), Der Anschluß österreichischer Schriftsteller an das Dritte Reich, 1988
  • W. M. Johnston, Der Österreichische Mensch, 2009
  • Österreichisches Biographisches Lexikon
  • Neue Deutsche Biographie

Quellen#


Redaktion: P. Diem


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