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Lehrervereine#

beweisen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts der Mitsprache und Mitbestimmung des Schulwesens durch die Lehrer. Sie waren zunächst auf einen Schultyp (Die Mittelschule, 1861; Die Volksschule, 1863; Die Realschule, 1870 usw.) oder ein Fach (Verein österreichischer Turnlehrer, 1869; Verein österreichischer Zeichenlehrer, 1875 usw.) zugeschnitten und verfolgten pädagogische und standespolitische Anliegen. Ende des 19. Jahrhunderts begannen die entstehenden Großparteien die unpolitischen, mehrheitlich liberal-national eingestellten Lehrervereine, zunächst die der Volks- und Bürgerschullehrer, zu unterwandern (zum Beispiel der 1896 gegründete "Central-Verein der Wiener Lehrerschaft" und der 1905 gegründete Verein "Freie Schule" durch Sozialdemokraten) oder selbst Vereine zu gründen (zum Beispiel "Verein der Lehrer und Schulfreunde Ö", 1899 von den Christlichsozialen gegründet). In der 1. Republik standen die meisten Lehrervereine bereits einer Partei nahe, ohne dies immer im Vereinsnamen auszudrücken. Sogar in der Pflichtorganisation "Verband deutsch-österreichischer Mittelschullehrer" (V. d. M.) drang schrittweise Parteipolitik ein, und verstärkt wurden gewerkschaftliche Ziele verfolgt. Zwischen 1934 und 1938 übernahmen ständische Berufskörperschaften die Agenden der zum Teil aufgelösten Lehrervereine, zwischen 1938 und 1945 war der "Nationalsozialistische Lehrerbund" (NSLB) die einzig zugelassene Standesvertretung. In der 2. Republik wurden die Lehrervereine reorganisiert, konnten aber ihre frühere Bedeutung nicht mehr erlangen, da die Bundesregierung einzig den ÖGB (Figl-Erlass, 1946) als Verhandlungspartner in dienst- und besoldungsrechtlichen Fragen akzeptierte. Auch die seit 1967 eingerichteten Personalvertretungen beschnitten die Handlungsmöglichkeiten der Lehrervereine.

Die bedeutendsten Lehrervereine sind gegenwärtig: Katholische Lehrerschaft Österreich (gegründet 1893) mit weitgehend selbständigen Landesverbänden; Sozialistischer Lehrerverein Österreich (1945) mit Landesverbänden; Österreichischer Lehrerbund (1868); Bundessektion Pflichtschullehrer in der Gewerkschaft öffentlicher Dienst (1945); Freiheitlicher Österreichischer Lehrerverband (1953); Bund demokratischer Lehrer und Erzieher Österreich (kommunistisch orientiert, 1945); Sektion Berufsschullehrer in der Gewerkschaft öffentlicher Dienst (1945); Vereinigung christlicher Lehrerinnen und Lehrer an höheren und mittleren Schulen (1920); Vereinigung sozialdemokratischer Lehrerinnen und Lehrer an allgemeinbildenden höheren Schulen im BSA (1918 bzw. 1929); Vereinigung sozialistischer Lehrer an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen im BSA (1970); ÖAAB, Fachgruppe Höhere Schule (seit 1956 schrittweise eingerichtet); Bundessektion Höhere Schulen in der Gewerkschaft öffentlicher Dienst (1945); Verband der Professoren Österreichs (1952); Bundessektion Lehrer an berufsbildenden mittleren und höheren Schule in der Gewerkschaft öffentlicher Dienst (1946); Österreichische Professoren-Union (ÖPU), Wahlgemeinschaft von ÖAAB, FCG (Fraktion christlicher Gewerkschafter) und VCL (Vereinigung christlicher Lehrerinnen und Lehrer an höheren und mittleren Schulen, 1967).

Literatur#



H. Engelbrecht, Lehrervereine im Kampf um Status und Einfluß, 1978