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Natterer Josef Franz, Dr. med.#


* 23. 5. 1819, Wien 1 (Hofburg)

† 17. 12. 1862, Khartum, Sudan


Arzt, Fotopionier, Forschungsreisender, Konsularverweser in Khartum,
Sohn von Josef Natterer jun. und Maria Anna Wurm,
Bruder von Johann August Natterer, Neffe von Johann Natterer

1841 gelang es Josef Franz und seinem Bruder Johann August Natterer, durch die Verwendung von einem Gemisch aus Brom, Chlor und Jod die Empfindlichkeit fotografischer Platten (Daguerrotypie) so zu steigern, dass eine Belichtungszeit von nur einer Sekunde möglich war. Das mit einem Petzval'schen Objektiv aufgenommene "Sekundenbild" entstand 1841 auf dem Josefsplatz.


1845/46 waren in Wien die Ballonfahrten des deutschen Aeronauten Christian Lehmann Stadtgespräch. Mit an Bord war Josef Franz Natterer, der physikalische Versuche durchführte. Nur deshalb hatte er die "allerhöchste Bewilligung" dazu erhalten. Jacob Alt schuf ein bekanntes Panorma der Stadt, über der das Luftschiff "Der Adler von Wien" schwebt. "Der Humorist" berichtete über Lehmanns dritte Fahrt: "Dieser Ballon aérostatique hat 32 Fuß im Durchmesser, ist 50 Fuß hoch und bedarf zur Füllung 17.154 Kubikfuß Wasserstoff-Gas und trägt eine Last von 900 Pfund. Er ist aus 1200 Ellen inländischen Gros de Naples (schwere Seide) angefertgt und mit zwei Flügeln versehen, um dem Ballon bei nicht heftigem Winde die gewünschte Richtung zu geben." Natterer hatte Barometer, Thermometer, Aerometer, Hygrometer, Elektrometer etc. eine Landkarte und eine Skala zur Höhenbestimmung mitgenommen. 12000 Personen versammelten sich beim Start im Prater. die Luftfahrt sollte über Nacht dauern, doch erzwang gegen 21 Uhr Windstille die Landung zwischen Floridsdorf und Süßenbrunn.

Wie sein Vater und Großvater war auch Dr. Josef Franz Natterer im Naturalienkabinett tätig. Er quittierte den Posten, nachdem Theodor von Heuglin (1824-1876) in Wien seine umfangreiche ornithologische Sammlung vorgestellt hatte. Im Herbst begleitete er ihn auf eine Expedition in den Sudan. 1856 segelten sie den Nil aufwärts bis Dongola durchquerten die Bayuda-Steppe und gelangten am 6. Dezember nach Khartum.

Neun Monate später übertrug ihm der erkrankte August von Genczik (1810-1864) provisorisch die Geschäfte der diplomatischen Vertretung Österreichs in Sudan. In den nächsten Jahren führte er außerdem die Amtsgeschäfte des französischen Vizekonsulats und der Englischen Kultivationsmission in Abessinien. 1858 kehrte er mit Tieren - Affen, Vögel, Löwen, Geparden, Antilope, Wildesel - für die kaiserliche Menagerie in Schönbrunn nach Wien zurück. Ab Jänner 1859 war er wieder Konsulatsverweser in Khartum. Dr. Josef Franz Natterer war ein entschiedener Gegner des Sklavenhandels. Er machte sich Feinde und entging zwei Attentaten. Im Sommer 1862 legte er sein Amt als österreichischer Vizekonsul nieder. Im Dezember dieses Jahres erlag er der Malaria.

Vier Jahre nach seinem Tod ließ ihm sein Bruder Johann August Natterer im Friedhof der Missionsstation in Khartum ein ehernes Denkmal setzen. Es stellt einen Engel auf einem Pfeiler dar. In der Salm'schen Gießerei in Blansko gefertigt, wurde es in Teilen auf dem Nil verschifft und mit Kamelen durch die Wüste befördert. Die Einwohner erfanden dazu die Geschichte, dass ein legendäres "Negermädchen" in Europa diente, von ihrem Herrn verstoßen wurde und nun daheim als Zauberin Wunder wirke. Das Denkmal entwickelte sich zu einem Wallfahrtsort für Hilfe Suchende aus Nah und Fern.

Quellen#

  • "Der Humorist" zit. nach "Wiener Zuschauer", 24. April 1846
  • Pfarrbücher (Matricula)
  • Neues Fremden Blatt, 8.11.1867
  • Wikipedia


Redaktion: Helga Maria Wolf und Doris Wolf


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