Niederl, Friedrich#
* 15. 7. 1920, Treglwang (Steiermark)
† 19. 12. 2012, Wien
Jurist und Politiker (ÖVP)
Friedrich Niederl wurde am 15. Juli 1920 als unehelicher Sohn einer Landarbeiterin in Treglwang (im obersteirischen Bezirk Liezen) geboren.
Seine Jugend verbrachte er bei Mutter und Stiefvater in Lassing, in der Umgebung von Selzthal, wo er die Volksschule besuchte. Nach dem Besuch der Hauptschule in Rottenmann fand er keine Lehrstelle und war mehrere Jahre lang als Landarbeiter tätig.
Anfangs arbeitete er zu Hause in Lassing, 1936 zog er nach Graz, wo er nebenbei die Abendschule besuchte. 1939 konnte er die Handelsakademie mit der Externisten-Reifeprüfung abschließen; 1940 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und kam erst 1945 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zu seiner Frau zurück.
Friedrich Niederl begann sich politisch zu interessieren und zu engagieren - er wurde Stadtparteiobmann der Liezener Volkspartei, Obmann des ÖAAB-Liezen sowie Gemeinderat in der Stadtgemeinde Liezen.
1948 begann er – neben seiner Arbeit in der Bezirkshauptmannschaft Liezen - sein Jusstudium an der Universität Graz, das er 1951 erfolgreich abschloss.
1960 wurde Friedrich Niederl Bezirkshauptmann von Feldbach, 1965 übernahm er auf Wunsch des damaligen Landeshauptmanns Josef Krainer sen. das Amt des Agrar- und Wohnbaulandesrates. Nach dessen plötzlichem Tod trat Niederl 1971 an seine Stelle.
Friedrich Niederl erwarb sich als Landeshauptmann rasch großes Vertrauen der steirischen Bevölkerung und schrieb 1972 mit dem "Modell Steiermark" das erste landespolitische Zukunftsprogramm Österreichs, das bis in die jetzige Zeit mit dem"Modell Zukunft Steiermark" weitergeführt wird. Bei den Wahlen 1974 erzielte die Steirische Volkspartei mit Friedrich Niederl an der Spitze mit 53% Prozent der Stimmen das beste Wahlergebnis aller Zeiten; bei den nächsten Wahlen 1978 waren es nochmals 52%.
Niederls Ära war in den ersten Jahren auch geprägt durch die Reorganisation der Verstaatlichten Industrie, die v.a. in der Obersteiermark spürbar wurde, später auch durch die Bestellung von vielen neuen Gesetzen, wie das Raumordnungsgesetz, das moderne Naturschutzgesetz u.v.m. Darüber hinaus war ihm die Kulturarbeit in den Gemeinden ein großes Anliegen. Unter ihm wurde auch das Festival des "steirischen herbstes" gefördert.
1980 trat Friedrich Niederl als Landeshauptmann zurück - er übergab das Amt an den "jungen Krainer" - und wurde Obmann der Raiffeisen Zentralkasse Steiermark.
1989 wurde Niederl wegen Beteiligung an Untreue im Zusammenhang mit der "Bundesländer"-Affäre zu zwei Jahren bedingter Haft verurteilt. Er zog sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück und lebte seither in Wien.
Der frühere steirische Landeshauptmann Friedrich Niederl starb am 19. Dezember 2012 im Alter von 92 Jahren in Wien; er hinterließ eine Frau, einen Sohn und mehrere Enkelkinder.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Ehrenring des Landes Steiermark
- Ehrenbürger von Lassing
- Ehrenbürger der Marktgemeinde Haus
- Ehrenmitglied der Verbindung K.Ö.St.V. Babenberg Graz, 1974
Weiterführendes#
Quellen#
- AEIOU
- APA OTS Presseaussendung
- Land Steiermark
- ORF Steiermark
- Kleine Zeitung
- Wiener Zeitung
- Standard
- Österreichischer Cartellverband
Redaktion: I. Schinnerl
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