Plaschka, Richard#
* 8. 7. 1925, Vöttau (heute Bítov, Tschechische Republik)
† 27. 10. 2001, Wien
Historiker
Nach Besuch der tschechischen Volksschule in Vöttau und des deutschen Gymnasiums in Znaim (Znojmo) musste er 1943 zur Deutschen Wehrmacht einrücken und geriet Anfang Mai 1945 in Gefangenschaft, aus der er erst 1946 zurückkehrte.
Seine Familie war in der Zwischenzeit aus Südmähren vertrieben worden und hatte sich in Wien niedergelassen. Richard Plaschka begann 1946 ein Studium der Geschichte an der Universität Wien, das er 1955 mit der Promotion abschloss. Um sich seinen Unterhalt zu verdienen, arbeitete er nebenbei als Journalist beim Österreichischen Wirtschaftsverlag.
1958 wurde er (von Unterrichtsminister Heinrich Drimmel) beauftragt, eine "Arbeitsgemeinschaft Ost" aufzubauen, aus der sich das "Österreichische Ost- und Südosteuropa-Institut" entwickelte, dessen Obmann er von 1962 bis 1988 war.
1962 habilitierte er sich an der Universität Wien für Allgemeine Geschichte der Neuzeit und begann hier 1963 seine akademische Laufbahn als Dozent.
In seinen Vorlesungen über die Geschichte Ost-, Mittelost- und Südeuropas – Staaten und Völkern, die damals hinter dem "Eisernen Vorhang" lebten – bewies er große Kenntnisse und Einblicke in die Zusammenhänge der historischen Entwicklung.
Von 1967 – bis zu seiner Emeritierung 1993 – war er ordentlicher Universitätsprofessor für osteuropäische Geschichte an der Universität Wien. Er war 1976/1977 zum Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien gewählt worden und war von 1981 bis 1983 Rektor und Vorsitzender der Österreichischen Rektorenkonferenz.
Außerdem war Richard Plaschka wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und einer der führenden Vertreter der österreichischen Habsburgforschung und bemühte sich zeit seines Lebens um Verbindungen zu seinen Kollegen in Mittel- und Osteuropa.
Univ.-Prof. Dr. Richard Plaschka verstarb am 27. Oktober 2001 in Wien.
Als gebürtiger Sudetendeutscher war er als Student der K.Ö.H.V. Nordgau Wien beigetreten und war später auch Mitglied in der K.a.V. Saxo-Bavaria Prag in Wien im ÖCV der Cartellverbindung der Heimatvertriebenen aus Böhmen und Mähren in Österreich, bei deren Wiederbegründung 1951 in Wien er maßgeblich beteiligt war.
Nach ihm ist ein Preis benannt, der seit 2004 alle 2 Jahre von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften für außerordentliche Leistungen auf dem Gebiet ost-, mittelost- und südosteuropäischer Geschichte vergeben wird.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft I. Klasse , 1976
- Anton-Gindely-Preis, Preis für Geschichte der Donaumonarchie vom Institut für den Donauraum und Mitteleuropa, 1979
- Goldenes Kompturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Niederösterreich, 1984
- Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1985
- Wilhelm Hartel-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1989
- Großer Kardinal-Innitzer-Preis, 1992
- Komptur mit Stern des Päpstlichen Ritterordens des heiligen Gregors des Großen, 1998
- Dr. h.c. (Universität Sofia)
- Ehrenmitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
- Auswärtiges Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften (Krakau) und der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste (Belgrad).
Werke (Auswahl)#
- Cattaro und Prag. Revolte und Revolution, 1963
- Die Auflösung des Habsburgerreichs, 1970
- Innere Front. Militärassistenz, Widerstand und Umsturz in der Donaumonarchie 1918, 2 Bände, 1974 (mit H. Haselsteiner und A. Suppan)
- Matrosen, Offiziere, Rebellen, 1984
- Nationalismus, Staatsgewalt, Widerstand, 1985
- Avantgarde des Widerstands, 2 Bände, 2000
Quellen#
Redaktion: I. Schinnerl