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Presterl, Josef Martin #

* 8. 3. 1916, Graz

† 28. April 1948, Laibach


Verleger, Journalist


Josef Presterl wurde am 8. März 1916 in Graz geboren, wo er auch die Lehrerbildungsanstalt besuchte. Ab 1930 gehörte er dem Kommunistischen Jugendverband (KJV) an und begann dann auch an der Lehrerbildungsanstalt eine Zelle des illegalen KJV zu organisieren.


Im Frühjahr 1935 wurde diese KJV-Zelle entdeckt, Presterl aus der Bundeslehrerbildungsanstalt ausgeschlossen und im August 1935 wegen kommunistischer Betätigung zu drei Monaten Arrest verurteilt.

Nach der Haftentlassung hielt er sich in Wien auf und emigrierte von dort illegal nach Tschechien. Nachdem Putschversuch von Franco-Generälen in Spanien am 17. Juli 1936 ging Presterl Ende 1936 nach Spanien und kämpfte an verschiedenen Frontabschnitten.


Nach dem Abzug der Internationalen Brigaden aus Spanien verlief sein weiterer Weg wie der von Hunderten anderen österreichischen Spanienkämpfern: Rückzug über die Pyrenäen nach Frankreich, nach Kriegsbeginn als "feindlicher Ausländer" festgenommen und in verschiedenen französischen Internierungslagern festgehalten, am 4. September 1940 den Deutschen übergeben und von diesen ins KZ Dachau eingeliefert.


Nach der Befreiung kehrte er nach Graz zurück und wurde bald der Leiter des Österreichischen Volksverlags und Herausgeber der kommunistischen Tageszeitung Wahrheit. Der Volksverlag betrieb auch einen Buchhandel und verlegte Bücher: so gab Presterl u.a. ein Buch mit Gedichten heraus: neben Gedichten von Erich Fried und Jura Soyfer finden sich hier unter anderem Gedichte von Richard Zach, Alois Hergouth, Erich Kästner u.a.


Ab 1946 war er in Graz zudem noch Vorsitzender der Vereinigung ehemaliger Spanienkämpfer; Ende März 1946 trat er als Herausgeber der Wahrheit und Leiter des Österreichischen Volksverlags zurück und gründete er einen eigenen Verlag - den Kristall-Verlag.


Er schrieb weiterhin Beiträge für die Wahrheit (mit MP oder JMP gezeichnet), gleichzeitig war er Steiermark-Korrespondent der "Österreichischen Zeitung" (Zeitung der Sowjetischen Besatzung) und war auch wieder literarisch tätig (z.B. Erzählungen zum Bauernkrieg und zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus).


Von jugoslawischen Spanienkämpfern eingeladen, bereiste er 1946 Jugoslawien - aus diesen Reiseimpressionen entstand "2000 Kilometer durch das neue Jugoslawien", das erste Buch, das im Frühjahr 1947 in seinem Kristall-Verlag erschien.


Bereits im Sommer 1946 hatte Presterl mit Recherchen zu einem Buch ("Im Schatten des Hochschwab") über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus in der Steiermark begonnen. Er hatte Dutzende WiderstandskämpferInnen in der Steiermark interviewt und so über 600 Seiten Material zusammengetragen, aus dem er ein 345 Seiten umfassendes Manuskript verfasste, das 1947 hätte erscheinen sollen.


1947 wurde er erneut zu einer Studienreise nach Jugoslawien eingeladen, die er gemeinsam mit seiner Verlobten Hilde Hahn im Oktober 1947 antrat. Nach mehreren Treffen mit führenden Funktionären, Journalisten und Schriftstellern und ehemaligen Kampfgefährten, die mittlerweile führende Funktionen im jugoslawischen Staatsapparat und der Wirtschaft innehatten, wurde er am 25. Oktober 1947 vor seiner Ausreise aus Jugoslawien in Marburg festgenommen.

Zusammen mit seiner Braut Hildegard Hahn, einem zweiten österreichischen Spanienkämpfer, dem Tiroler Paul Gasser, und acht jugoslawischen Funktionären, wurde Presterl bei einem Schauprozess in Laibach zum Tode verurteilt, nachdem ihm durch Folterungen ein gänzlich unglaubwürdiges Schuldgeständnis abgepresst worden war (als angeblicher Gestapo-Agent und "Saboteur des jugoslawischen Aufbaus").


Das Urteil an Presterl, Gasser und dem slowenischen Spanienkämpfer Boris Kranjc wurde Ende April 1948 vollstreckt, die anderen Verurteilten zu lebenslanger Haft begnadigt, aus der sie nach einigen Jahren entlassen wurden. Presterls Verlobte durfte im Mai 1953 nach Österreich zurückkehren.


Nach Presterls "Verschwinden" 1947 hatte man in Graz lang nichts von ihm gehört; erst als am 23. April 1948 die amtliche jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug und mit ihr die österreichischen Zeitungen über den Prozess in Ljubljana, in dessen Mittelpunkt Josef Martin Presterl stand, berichteten, herrschte Klarheit über sein Schicksal.



Das Manuskript zum geplanten Buch blieb jahrzehntelang in den Redaktionsräumen der Wahrheit unbeachtet liegen blieb und wurde erst vor kurzem wieder aufgefunden.


Die nun mit über 60 Jahren Verspätung erschienene Abhandlung über den steirischen Widerstand gibt einen Überblick über bekannte und weniger bekannte Widerstandsgruppen in der Steiermark, wie die in und um Leoben tätige Partisanengruppe der Österreichischen Freiheitsfront, die Koralmpartisanen und die Steirische Kampfgemeinschaft in Graz.

Literatur#

  • H. Halbrainer, K. Wimmler (Hg. und Vorwort): Presterl, Josef Martin: Im Schatten des Hochschwab. Skizzen aus dem steirischen Widerstand, 2010

Quellen#



Redaktion: I. Schinnerl