Pöch, Rudolf#
* 17. 4. 1870, Tarnopol (Ukraine)
† 4. 3. 1921, Innsbruck
Ethnograph, Anthropologe, Forschungsreisender, Pestarzt
Pionier auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Film- und Tondokumentation
Nach der Rückkehr ereignete sich an der 1. Medizinischen Universitätsklinik in Wien ein tragischer Unfall: Durch unvorsichtiges Hantieren mit versuchsweise kultivierten Pestbazillen erkrankten 1898 ein Spiralsdiener und zwei Krankenschwestern an der tödlichen Seuche. Dr. Müller und zwei andere geistliche Schwestern übernahmen die Pflege der Erkrankten in einer Isolierbaracke des Franz-Josef-Spitals. Am 12. Oktober klebte am Fenster der Baracke ein Zettel mit dem Schriftzug Dr. Müllers: "Ich bin an Pestpneumonie erktankt."
Pöch übernahm nun freiwillig die Pflege der schwer Erkrankten und schloss sich in der Isolierbaracke ein. Am 18. Oktober starb der Spitalsdiener, am 23. Dr. Müller und am 30. eine der bei den erkrankten Schwestern. Pöch bettete die Toten in mit Desinfektionsmittel gefüllte Särge und schob diese durch eine Luke ins Freie. Glücklicherweise griffen die weiteren Desinfektionsmaßnahmen, und am 14. November - nach Einhaltung der Inkubationsfrist - konnte die Todesbaracke verlassen werden. Pöch hielt bereits am 21. November an der Universität vor den zutiefst ergriffenen Zuhörern die Gedenkrede für den Märtyrer der Wissenschaft Dr. Hermann Franz Müller. Anschließend ging Pöch nach Berlin und studierte Anthropologie.
1901 bis 1906 unternahm er eine Expedition nach Australien und Neuguinea, wo er als erster Zwergvölker nachweisen konnte. 1907 bis 1909 durchzog er die Kalahari und nahm bahnbrechende Untersuchungen an den Buschmännern Südafrikas vor.
Er brachte eine wertvolle ethnographische Sammlung von mehr als 1.000 Objekten sowie Film- und Tondokumente nach Wien. - 1913 wurde Pöch Universitätsprofessor für Anthropologie und Ethnologie in Wien, starb aber schon 1921, erst 51 Jahre alt.
Seine Aufnahmen von Gesängen der Papua sind im Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erhalten.
Er ist in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gr.0/89) bestattet. Im Arkadenhof der Universität Wien ist sein Porträt von Gustav Schütz zu sehen und im 14. Wiener Bezirk ist eine Gasse nach ihm benannt.
Literatur#
- Pöch, Die Pest, Wien 1314; Studien an Eingeborenen aus Neusüdwales, Wien 1315
- Nachlaß, bearbeitet von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1327 ff.
Quellen#
- H.&W. Senft, Aufbruch ins Unbekannte, Stocker Verlag, Graz, 1999
- F. Czeike: Historisches Lexikon Wien
- Österreichisches Biographisches Lexikon