Schöpfer, Friedrich#
* 14. 1. 1825, Bozen
† 26. 2. 1903, Graz
Advokat und Zeichner
Friedrich Schöpfer wurde am 14. Jänner 1825 in Bozen als Sohn eines Juristen geboren und stammte aus einer künstlerisch veranlagten Familie.
Nach dem Schulbesuch in Bozen und Innsbruck studierte er von 1842 bis 1845 Jus in Innsbruck, und 1845/46 an der Universität in Padua, wo er 1847 zum Dr. jur. promovierte.
In Padua hatte Schöpfer auch die Möglichkeit, große Werke der italienischen Kunst zu studieren. Bereits 1848 zeigte sich, wie sehr er an Politik interessiert war: in Briefen schrieb er begeistert über die Errungenschaften der März-Revolution, besonders über die Pressefreiheit.
Von 1848 bis 1849 absolvierte er die Advokatenpraxis in Klagenfurt und übte von 1849 bis Anfang 1851 eine Konzipiententätigkeit in Graz aus.
1851 wurde er zum Advokaten in Hartberg ernannt und ließ sich in Hartberg nieder.
Neben seiner Rechtsanwaltstätigkeit war er auch in der Gemeindepolitik aktiv, setzte sich für die Naherholungsgebiete der Stadt ein und erwarb sich solche Verdienste, dass er 1864 von der Stadt als erst 40-Jähriger zum Ehrenbürger ernannt wurde.
Erst 1892 gab er die Advokatur auf, übersiedelte nach Voitsberg und zog 1893 nach Graz.
Schon in seiner Studienzeit hatte sich sein künstlerisches Talent gezeigt; ohne jemals Zeichenunterricht erhalten zu haben, schuf er in enger Anlehnung an Bonaventura Genelli und Wilhelm v. Kaulbach zahlreiche großformatige Figurenkompositionen.
Er war einer der originellsten Zeichner der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dessen große Kartons sowohl biblische und mythologische Themen als auch politische Begebenheiten der Zeit (Tiroler Freiheitskämpfe, Bürokratismus, Revolution, usw.) in humorvoll-sarkastischer Auffassung behandelten.
Das künstlerische Werk Schöpfers entstand zunächst vollkommen im Verborgenen. Der Erste, der sein Talent der Öffentlichkeit vorstellte, war Josef Wastler. Er stellte den Zeichner mit einer Abhandlung in der Zeitung "Tagespost" vom 5. und 6. Dezember 1861 der Öffentlichkeit vor, wo er sogar einen Vergleich mit Michelangelo anstellte. 1864 wurde ein Teil seiner Werke in Wien gezeigt.
1921 veranstaltete das Kunsthistorische Institut der Universität Graz eine vielbeachtete Ausstellung des Künstlers.
Schöpfer vermochte mit seinem eminenten Gestaltungstalent, mit seiner beispiellosen Gabe der Charakteristik, die menschliche Gestalt ohne Modell und Vorbild, bloß aus dem Inneren heraus, in allen möglichen Stellungen und Situationen darstellen. Freilich hat seine skizzenhafte Darstellung, die ja nur immer ein Prima-Entwurf bleibt, nichts Einschmeichelndes für die Menge. Aber der Kenner, der Kunstverständige, welcher im Stande ist, aus Konturen und wenigen genial hingeworfenen, die wichtigsten Partien der Anatomie andeutenden Strichen den schaffenden Gedanken zu erraten und trotz der mehr als herben Darstellungsweise den inneren Genius hervorleuchten zu sehen, der muss von Schöpfers Kompositionen mächtig angeregt werden und gestehen, dass eine solche Gestaltungsfülle, eine solche Macht der Darstellung bei modernen Künstlern nur sehr selten zu finden ist. (Wastler)
Werke (Auswahl)#
- Das goldene Zeitalter
- das Wiederauferstehen der Giganten
- Amazonenschlacht
- Priamus' Tod
- das entschleierte Bild von Sais
- Sardanapal
- Einzug der Vandalen in Rom
- Untergang der Asen
- der Zeitstrom
- ein Fest in der Hölle
- Petrus weist die Philosophen von der Himmelstüre
- Zeit und Tod
- Christus vertreibt die Käufer und Verkäufer
- Christus zu Kaphernaum
- Christi Einzug in Jerusalem
- Christus vor Pilatus
- des Teufels Triumphzug
- die Ausgiessung des Dogmas
- Christenthum und Hellenenthum
- die Adamiten
- Vertilgung der Adamiten in der letzte Mensch
- Walpurgisnacht
- Hermannsschlacht
- Gretchen in der Kirche
- Faust's Tod
- die wilde Jagd
- die Hussiten nach der Schlacht von Prag
- Tod des Herzogs Leopold von Österreich
- Baumkircher's Gefangennehmung
- die Schlacht bei Prag
- aus dem Tiroler Kriege 1809
- der neue Simson
- die Wahrheit vor dem Concilium
- das neue Osterfest
- Resistit: der Mensch gegenüber den dämonischen Mächten
- der reiche Prasser und der arme Lazarus
- das alte Staatsschiff scheitert an den Felsen der Freiheit (1848)
- die Reaction 1849
Literatur#
- Wastler: Künstler-Lexikon
Quellen#
- Österreichisches Biographisches Lexikon
- Steirische Berichte
Redaktion: A. Geiger, I. Schinnerl
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