Sprachinseln#
Von Österreich wurden wesentlich mehr Sprachinseln in Nachbarländern gegründet als von allen anderen deutschsprachigen Ländern. Verantwortlich dafür waren die Lage im Südosten, herrschaftliche Besitzverhältnisse, politische und religiöse Fragen, Gründer- und Pioniergeist sowie wirtschaftliche Interessen (Bergbau und Rodungen). Die ältesten österreichischen Sprachinseln aus der Zeit um 1100 sind die so genannten zimbrischen Inseln der Sieben und Dreizehn Gemeinden in den Provinzen Vicenza und Verona, wesentlich jünger ist die Tochtersiedlung Lusern im Trentino. Aus dem 13. Jahrhundert stammen die karnischen Inseln Pladen (Sappada, Provinz Belluno), Zahre (Sauris) und Tischelwang (Timau, beide Provinz Udine) sowie das Fersental im Trentino.
In Slowenien zählten Zarz (Sorica) und Rut zur älteren Gruppe, Gotschee (Kočevje) zu jener aus dem 13. Jahrhundert. Alt waren auch die 1945 ausgesiedelten Inseln Brünn (Brno), Wischau (Vyškov), Iglau (Jihlava) und Budweis (Ceske Budějovice) in Tschechien. Der um 1200 gegründeten Bergwerkssiedlung Deutschpilsen (Nagylörzseny) in Westungarn stehen jüngere Außengründungen im Raum Budapest gegenüber. Wegen ihres protestantischen Bekenntnisses wurden die so genannten Landler im 18. Jahrhundert in das heutige Rumänien gebracht. Vor 400 Jahren verließen die Hutterer als Täufergemeinschaft ihre ursprüngliche Heimat im Pustertal und in Oberkärnten und haben in Amerika ihre Sprache (altes österreichisches Deutsch) bis heute erhalten. Sprachinseln sind wertvolle historische Zeugen in sprachlicher und kultureller Hinsicht und besitzen modellhaften Charakter für Phänomene wie Sprachberührung und Sprachmischung.
Literatur#
- Beiträge zur Sprachinselforschung, herausgegeben von M. Hornung, 1981ff
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