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Tassilokelch#

Tassilokelch (Stift Kremsmünster, OÖ.)., © Copyright Verlag Christian Brandstätter, Wien, für AEIOU.
Tassilokelch (Stift Kremsmünster, OÖ.).
© Copyright Verlag Christian Brandstätter, Wien, für AEIOU.
Tassilokelch auf der Briefmarke
Tassilokelch auf der Briefmarke

Vom Baiern-Herzog Tassilo III. und seiner Gattin Luitpirga dem Kloster Kremsmünster (Oberösterreich) Kremsmuenster gestiftet, ältester erhaltener und bedeutendster Abendmahlskelch des frühen Mittelalters im bayerisch-österreichischen Raum.

Die genaue Entstehungsgeschichte ist unklar. Da die Inschrift am Fuße des Kelchs die Hochzeit Tassilos voraussetzt, kommt nur eine Entstehung nach 768/69 in Frage. Als Herstellungsort wird eine Salzburger Werkstätte vermutet, es ist aber auch der bayrische bzw. oberitalienische Raum nicht völlig auszuschließen. Die im insularen Stil kontinentaler Prägung ausgearbeiteten Flechtband- und Tierornamente führten früher zur Vermutung, dass das wertvolle Gefäß vielleicht auch in England angefertigt worden sein könnte.

Der aus Kupfer bestehende Tassilokelch ist etwa 25 cm hoch und wiegt 3 Kilogramm; Kuppa und Knauf wurden als Einzelstücke hergestellt. Auf den teilweise vergoldeten Kelch sind Silbermedaillons aufgelötet, wobei die fünf großen Brustbilder an der Kuppa Christus mit den Initialen IS (Jesus Salvator), umgeben von den vier Evangelisten, die kleineren am Fuß die Heilige Maria und Johannes den Täufer, und, nach einer unsicheren Interpretation, die Langobardenkönigin Theodolinde und den heiligen Theoto zeigen.

Aufgrund der Größe und der aufwändigen Gestaltung des Kelchs handelt es sich wohl um einen so genannten Spendekelch („calix ministerialis“), der bei besonders festlichen Gottesdiensten benutzt wurde (und immer noch wird), um den Gläubigen die Kelchkommunion zu reichen.

Die Tier- und Bandornamente des Tassilokelches sind irisch-keltischen Ursprungs. Sie entwickelten sich aus den Motiven der Buchmalerei und belegen die Verschmelzung von keltischer Kultur und christlicher Kunst dieser Zeit. Im 5. Jahrhundert wurden die keltischen Bewohner Irlands zum Christentum bekehrt und brachten - über die Kunst der Buchmalerei - ihrerseits diese Ornamente im Zuge von Klostergründungen nach Schottland, von wo aus sie schließlich die Kunst auf dem Kontinent beeinflussten.

Der Mundsaum des Kelches zeigt ein klassisches Weinstockmotiv aus Northumbria, einem der angelsächsischen Kleinkönigreiche der Britischen Inseln, das von 604 bis zur Eroberung durch die Wikinger im Jahr 867 bestand.

Der Ring aus Metallperlen oberhalb des Knaufs ist frei drehbar. Dies erleichtert die Handhabung bei der Darreichung an mehrere Kommunikanten nacheinander; der Kelch kann so vom Kommunionspender nämlich nach jeder Person leichter gedreht werden, sodass nicht jeder Kommunikant an der gleichen Stelle trinken musste. Dies kann als Beleg für die Praxis der Kelchkommunion in der damaligen Zeit angesehen werden. Interessant ist, dass auch Papst Benedikt XVI. den Kelch bei der Feier der Heiligen Messe in Mariazell am 8. September 2007 verwendete.

Die Ornamentik am Knaufs des Kelches ist ein Stilelement der italienischen Spätantike.

Der Fuß enthält als eines der Medaillons die wahrscheinlich älteste Mariendarstellung nördlich der Alpen. Die anderen drei Medaillons zeigen Johannes den Täufer und - höchstwahrscheinlich - die Langobardenkönigin Theodolinde, eine Verwandte Herzogs Tassilos, sowie den heiligen Theoto.

Die Inschrift am Fuß lautet "TASSILO DVX FORTIS + LIVTPIRC VIRGA REGALIS", was übersetzt so viel bedeutet wie "Tassilo, tapferer Herzog + Liutpirg, königlicher Spross" – ein Hinweis darauf, dass es sich, wie eingangs erwähnt, um den Hochzeitskelch von Tassilo handeln dürfte. Die Inschrift hilft bei der Datierung des Kunstwerks. Da sie auf die Verbindung von Tassilo und seiner Ehefrau Liutberga hinweist, wird der Kelch wohl nach 769 entstanden sein.

Weiterführendes#

Quellen#

  • Post AG
  • Kronenzeitung vom 16.4.2017

Literatur#

  • F. Stollenmayer und E. Widder, Der Kelch des Herzog Tassilo, 1976
  • Wikipedia


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