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unbekannter Gast

Fremdenverkehr#

Der Fremdenverkehr (Tourismus) is ein wichtiger österreichischer Wirtschaftszweig, dem auch in kultureller Hinsicht besondere Bedeutung zukommt. 2003 wurden in Österreich 28,13 Millionen Gästeankünfte und 118 Millionen Nächtigungen gezählt, davon 19,08 Millionen Ankünfte und 86,35 Millionen Nächtigungen ausländischer Gäste. Bis 2015 ist die Anzhal der Nächtigungen auf 135 Millionen gestiegen.

Der Tourismus verteilt sich in Österreich relativ gleichmäßig auf Sommer- und Wintersaison. Die Deviseneinnahmen aus dem Ausländerreiseverkehr waren 2003 21,6 Milliarden Euro und trugen 9,6 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. In den 1990er Jahre sanken Österreichs Marktanteile am europäischen Reiseverkehr von 9,4% (1991) auf 6,4% (2000), weltweit lag der Österreich- Tourismus 2001 mit rund 10,1 Milliarden US- Dollar Devisenengängen und einem Marktanteil von 2,2% an 9. Stelle. Der Tourismus bewirkt einen nachhaltigen reginalen Ausgleich durch höhere Lebensqualität und die Zunahme der Wohnbevölkerung in den Tourismus- Regionen. Weiters leistet der Tourismus einen wichtigen Beitrag zum Ausgleich des Handelspassivums in der Zahlungsbilanz: 2001 standen in Österreich dem Einfuhrüberschuss von über 4,4 Milliarden Euro gegenüber. Auch für die Leistungsbilanz ist der überdurschnittliche Beitrag des Tourismus von Bedeutung. Die nominellen Tourismuseinnahmen von in- und ausländischen Gästen, inklusive internationalem Personentransport betrugen 2015 bereits 24 Milliarden Euro!

2003 standen dem Gast in Österreich rund 3100 Seilbahnen und Lifte, 400 Skischulen, 8 Ganzjahresskigebiete, 60 Skipisten mit Nachtbeleuchtung, 22.000 km Pisten- und Tourenabfahrten, 16.000 km gespurte Loipen sowie 1270 Skihütten und Bergrestaurants zur Verfügung. Dazu kommen rund 1250 Frei- und Strandbäder, an die 5000 Tennis- und 95 Golfplätze, 53 Schauhöhlen und Schaubergwerke, 500 Naturrodelbahnen, 531 Campingplätze, 130 Wildwasserflüsse, zahlreiche Hallenbäder, Segel- und Windsurfschulen sowie rund 10.000 km markierte Rad- und 50.000 km markierte Wanderwege. Zum Stichtag 31. 5. 2002 wurden in 72.000 Beherbergungsbetrieben 1,06 Millionen Gästebetten, davon 570.000 in Hotels und ähnlichen Betrieben, 166.000 in Privatquartieren und 175.000 in privaten Ferienwohnungen und -häusern angeboten. Von den gewerblichen Gästebetten entfielen 33,6 % auf die Vier- und Fünfstern-, 39,3 % auf die Dreistern- und 27,1 % auf die Ein- und Zweisternkategorie. Hauptanziehungspunkte für die Touristen sind Kultur und Kunst, Geschichte und landschaftliche Schönheit sowie Sport- und Freizeitmöglichkeiten.

Historisch nachgewiesen ist der Tourismus in Österreich ab dem Mittelalter: aus dem 14. Jahrhundert sind Aufzeichnungen über Wallfahrten zu österreichischen Orten überliefert. Kuraufenthalte, etwa in Baden (Wappen mit Badenden 1480) oder in Badgastein sind seit dem 15. Jahrhundert dokumentiert. Besichtigungsreisen zum Salzbergwerk Dürrnberg und zur Festung Hohensalzburg sind seit Mitte des 17. Jahrhunderts registriert worden, Ende des 18. Jahrhunderts besuchten an schönen Tagen mehrere tausend Menschen die Festung. Bildungsreisen in der Zeit der Aufklärung führten nach 1790 bedeutende Persönlichkeiten des europäischen Geisteslebens nach Österreich (Salzkammergut). Der Wiener Kongress von 1814/15 begründete in Österreich den "Kongresstourismus". Die Romantik mit ihrer Hinwendung zur Natur löste ab 1761 den Alpinismus und Alpintourismus aus, der mit der Gründung der alpinen Vereine in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, beginnend mit dem "Alpine Club" in London, organisierte Formen annahm. Ab 1871 gab es in Tirol eine Landesbergführerordnung, und 1877 bildete sich in Kals der 1. Bergführerverein. Der Ausflugstourismus begann im Biedermeier, der Skitourismus führte 1893 zur Gründung des ersten "mährisch-schlesischen Schneeschuhlauf-Vereines" in Olmütz; 1896 erschien das 1. Skilehrbuch mit dem Titel "Alpine Lilienfelder Skifahrtechnik". Der 1. Skikurs fand 1905 in Stuben am Arlberg statt, und 1908 ging am Bödele ob Dornbirn bei der Lankschanze der 1. Lift für Skifahrer in Mitteleuropa in Betrieb.

Bereits 1904 führte der Tourismusertrag zu einem Aktivsaldo der österreichisch-ungarischen Zahlungsbilanz, bis zum 1. Weltkrieg nahmen der Tourismus und seine Erträge kontinuierlich zu. In der 1. Republik kam es, nachdem Schäden und Versäumnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit aufgeholt waren, zu einem raschen Aufschwung, der bis zur Weltwirtschaftskrise anhielt: 1928/29 wurden 19,9 Millionen Gästenächtigungen, davon 8,6 Millionen von Ausländern, verzeichnet. Die Wirtschaftskrise, politische Unsicherheit und die deutsche Tausend-Mark-Sperre führten zu einem schweren Rückschlag, erst 1937 näherte sich der Tourismus wieder früheren Werten: es wurden 20,2 Millionen Nächtigungen (davon 6,4 Millionen Ausländer) gezählt. Aus dem Ausländerreiseverkehr wurden 250 Millionen Schilling Devisen eingenommen, damit konnte das Handelsdefizit von 231 Millionen Schilling abgedeckt werden.

Der Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg begann für den Tourismus von einem absoluten Tiefpunkt aus (1937 standen 218.000 Gästebetten in gewerblichen Betrieben zur Verfügung, 1948 waren es 125.000), in der Folge wurde er zu einer der Wachstumssparten in Österreich, die entscheidende Wende brachte schließlich der Staatsvertrag vom 15. 5. 1955.

Von staatlicher Seite war man sich schon Anfang des 19. Jahrhunderts der Wichtigkeit des Tourismus bewusst: 1807 wurde ein Hofkanzleidekret über die Förderung des Badebetriebs in Teplitz-Schönau erlassen. Als 1896 das Eisenbahnministerium errichtet wurde, erhielt das Departement 13 auch das Aufgabengebiet "Grundsätzliche Maßnahmen zur Hebung des Fremdenverkehrs" zugewiesen. 1923 wurde, unter Wahrung der Kompetenz der Bundesländer, das Bundesministerium für Handel und Verkehr mit der staatlichen Fremdenverkehrsförderung betraut, danach bestand im jeweils zuständigen Ministerium eine Fremdenverkehrsabteilung, bis 1973 im Bundesministerium für Handel, Gewerbe und Industrie eine Gruppe "Fremdenverkehr und Gewerbeförderung" gebildet wurde, der auch je eine Abteilung für Fremdenverkehrspolitik und -förderung angehörten.

Auf Landesebene wurde das 1. Landesfremdenverkehrsgesetz der Monarchie 1910 vom Tiroler Landtag beschlossen, nachdem schon 1890 der Landesverband für Fremdenverkehr in Tirol als Verein entstanden war. Heute gelten in allen Bundesländern Österreichs Landesfremdenverkehrsgesetze, darin ist die Organisation des Tourismus festgelegt; gemäß Artikel 15 Bundes-Verfassungsgesetz ist der Fremdenverkehr in Gesetzgebung und Vollziehung Landessache.

Die unteren Ebenen der territorialen Tourismusorganisation haben ihren Ursprung im vorigen Jahrhundert. 1871 wurde der Verkehrsverein Bregenz gegründet, 1881 ging aus dem ursprünglichen Ausschuss des Steirischen Gebirgsvereins ein Verein zur Förderung des Fremdenverkehrs hervor, 1884 nahmen bereits Vertreter von 107 Gemeinden am "Delegiertentag zur Förderung des Fremdenverkehrs in den österreichischen Alpenländern" in Graz teil, 1891 wurde der Salzkammergut-Verkehrsverband geschaffen. Heute besitzt jede Tourismusgemeinde und -region aufgrund des jeweiligen Landesfremdenverkehrsgesetzes einen Tourismusverband bzw. eine Kurkommission.

Weiterführendes#


Gästenächtigungen 1950-1990 (in Mio.)#

Jahr insges.InländerAusländer
195015,611,34,3
195525,412,812,6
196042,016,325,7
197079,520,459,1
1980118,728,590,2
1990123,628,894,8
2000116,831,085,8
2009124,334,489,9


Nächtigungszahlen der einzelnen Bundesländer (2016, in Mio.)#

Bundesland insgesamt Mio (InlanderMio. (Ausländer)
Burgenland 3,09 2,44 0,66
Kärnten 13,04 5,06 7,98
Niederösterreich 7,18 4,73 2,45
Oberösterreich 7,70 4,37 3,34
Salzburg 28,30 6,44 21,89
Steiermark 12,80 7,56 5,24
Tirol 47,88 4,08 43,80
Vorarlberg 8,91 0,98 7,93
Wien 15,51 2,83 12,68
gesamt 144,41 38,49 105,97


Nächtigungszahlen nach ausgewählten Herkunftsländern (20016)#

Landin Mio.
Deutschland53,55
Niederlande 9,76
Großbritannien 3,74
Schweiz und Liechtenstein5,06
Belgien2,78
Italien2,90
Frankreich1,80
USA1,78
Schweden0,93

Literatur#

  • Österreichisches Institut für Raumplanung (Hg.), Trends im Tourismus, 1985
  • G. Bruckmann und andere, Umwelt und Tourismus, 1992
  • U. Krobot, Von der Sommerfrische zum Fremdenverkehr, 1992
  • E. Smeral, Tourismus 2000, 1994

Weiterführendes#



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