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Günther Jontes über Franz Weiß zur Überreichung des "Golden Ehrenzeichens mit Stern"#

Franz Weiß, der Künstler in seiner Vollendung

Weiss
Franz Weiss (links) und Günther Jontes
© Jontes

Am 18. Jänner 2011 wird der weststeirische Maler, Graphiker und auch Bildhauer seinen 90 Geburtstag feiern. Schon zuvor war dem Hochbetagten am 20. Oktober 2010 von Landeshauptmann Franz Voves der höchste steirische Orden, das Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern verliehen worden.

Franz Weiß ist ein Naturtalent, das über eine solide fachliche und akademische Ausbildung bei Rudolf Szyszkowitz und Wilhelm Gösser an der vormaligen Grazer Kunstgewerbeschule und bei Albert Paris Gütersloh und Herbert Boeckl an der Wiener Akademie der Bildenden Künste seinen Weg zum Brotberuf Künstler einschlug und sein Leben lang ging.

Über ihn als einen Künstler, der in seinem zutiefst inspirierten Schaffen über den Zeiten und ihren Stilen zu stehen scheint, ist überraschend viel nachgedacht und geschrieben worden. Die im letzten Jahrzehnt vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Graz herausgegebenen prachtvoll gestalteten Beitragsbände haben ihn im festen Bewusstsein der steirischen Kunst verankert. Mehr als 80 Personalausstellungen haben sein Werk weltweit bekannt gemacht, seinen einzigartigen expressiven Stil einem breitesten Publikum bekannt gemacht. Darüber hinaus zählt zum materiell bleibenden die unglaubliche Fülle seiner Hinterlassenschaft an Wandmalerei, Plastik, Emailgestaltung, Glasmalerei in Kirchen, Kapellen, Privathäusern, öffentlichen Gebäuden, Friedhöfen und Kriegerdenkmälern. Seine beseelten Gestalten blicken uns mit großen Augen an.Ungemischte Farben und klare Umrisse, harmonische Komposition und Einbindung in vorgegebene Architekturen machen seine Arbeiten unverwechselbar und lassen stets seinen ungebrochenen Personalstil erkennen.

Endgültig unüberschaubar ist sein nicht ortsgebundenes Schaffen: Wahrlich tausende Zeichnungen, Aquarelle, Gemälde, Holzschnitte, Hinterglasbilder haben ihren Weg in die Welt der Sammler, Museen, Haushalte, Schulen und Heime gefunden. In diesem seinem erfüllten Leben hat der Meister alles gegeben, was er zu geben hatte, körperlich, seelisch, materiell. Ein Museum unweit seines Heimathauses im Tregistgraben bei Voitsberg hat in den letzten Jahren zusammengetragen, was noch zusammenzutragen war. Ein durch volle 65 Jahre gehendes Künstlerleben, das nicht Rast und Ruh' kannte, sich seine Energien aber auch aus einer tiefen Frömmigkeit holen konnte, führte aber auch dazu, dass er wie ein asketischer Heiliger mit seinen spirituellen auch seine körperlichen Kräfte verschenkt und damit alles gegeben hat, was einem Künstler vom Herrgott anvertraut wird,

Wie könnte man sich heute einen tieferen und unauslöschlicheren Eindruck von der Schönheit, Kraft und Innerlichkeit seines Werkes verschaffen? Sein Meisterwerk ist die Tregister Dorfkapelle, als Gesamtkunstwerk sein Opus magnum schlechthin. Eingebettet in die liebliche weststeirische Landschaft bei Voitsberg, in der Nähe seines Heimat- und Atelierhauses, in dem schon sein Vater als Tischlermeister tätig war, steht dieses sakrale Bauwerk. Franz Weiß hat es noch 1986-1992 als Votiv selbst entworfen, errichtet und ausgeziert. Er brachte damit seine Dankbarkeit zum Ausdruck, dass er als junger Soldat die Schrecken des Weltkrieges heil an Körper und Seele überstanden hat.. Eine Geste, die an die spirituelle Dankbarkeit mittelalterlicher Menschen erinnert!

Der schlichte Bau wirkt trotz seiner geringen Größe monumental. An und in ihm kommen seine wichtigsten mit Architektur verbundenen künstlerischen und technischen Ausdrucksmittel zum Einsatz: Wandmalerei, Hinterglasbild, Farbglasfenster und Emailgestaltung.

Das Kirchlein ist außen über und über an allen Seiten bis unter das Dach bemalt. Heilige aus alter und neuer Zeit, Märtyrer der Antike und Gegenwart, Friedensstifter, Bekenner von St. Martin bis Mutter Teresa von Kalkutta blicken tief ins Innere des faszinierten Betrachters. Wundersame Blumen blühen dazwischen. Über allem thront an der Fassade Christus als Pantokrator.

Im Inneren dringt buntes Licht durch die Gläser des Weihnachts- und des Osterfensters und erleuchtet auch den Altar, der vollständig aus Tafeln von Glasmalerei zusammengesetzt ist. Mittelpunkt ist das Bild der Schutzfrau der Kapelle, der Gottesmutter Maria als Knotenlöserin, die alle Dramen und Tragödien des menschlichen Lebens kennt und immer zu helfen bereit ist, die Verwirrungen und Wirrnisse zu lösen. Diese Sicht des Künstlers ist in der christlichen Kunst sehr selten und beweist auch, wie sehr sich Weiß mit der sakralen Bildersprache der Vergangenheit auseinandergesetzt hat.

Unser Künstler hat der Welt alles geschenkt, was er geistig, spirituell, körperlich zu geben vermochte. Erbauung, Freude, den Blick eine ins Jenseitige weisende Bilderwelt. Franz Weiß, der zeitlebens ehe- und kinderlos geblieben ist, hat sich damit eine eigene Transzendenz errungen. Seine Engel werden ihn dereinst zu seinen Heiligen bringen.

Dr. Günther Jontes