Zuckerindustrie#
Vor Einführung des Zuckerrübenanbaus in Österreich wurde Rohrzucker aus Indien importiert, und die heimische Zuckerindustrie beschränkte sich auf die Raffinade. Unter Maria Theresia wurde 1750 die erste österreichische Zuckerfabrik im Freihafen Fiume gegründet, bald waren es 300 Zuckerraffinerien, dvon ein Dutzend in Wien. Nach 1810 setzte die Umstellung auf Rübenzucker ein, und das Marchfeld entwickelte sich zum Hauptanbaugebiet
Starken Aufschwung nahm die Zuckerindustrie in der Franzisko-josephinischen Epoche, die Schwerpunkte lagen in den Sudetenländern. Zucker wurde ein wichtiger Exportartikel der österreichisch-ungarischen Monarchie. 1882/83 gab es 248 Zuckerfabriken. Davon lagen auf dem Boden des heutigen Österreich: Dürnkrut (errichtet 1867), Hohenau (1868), Leopoldsdorf (1867) und Bruck an der Leitha (1909) in Niederösterreich sowie Hirm und Siegendorf im Burgenland (1852). In der Monarchie wurden einige Dynastien als "Zuckerbarone" bezeichnet, wie Strakosch oder Schoeller. Sechs Brüder Straktosch werden als Gründer namentlich genannt. Ein Cousin, der Brünner Tuchmacher Max Strakosch, hat für seine Produktions-Methode zur Schmid-Rad´schen Spindelpresse ein Strangpress-Verfahren entwickelt, das in Österreich mindestens bis 1939, in einigen Ländern Mittel- und Südamerikas bis nach 1945 verwendet wurde. Dr. Siegfried Strakosch war ein international anerkannter Agrar-Reformer. Die Finanz- und Industriellen-Familie Schoeller, die heute ca. 540 Personen in aller Welt umfasst, hat zwei Dutzend Zuckerfabriken gegründet. Josef Baechlé erhielt als Mitbegründer der Siegendorfer Zuckerfabrikein Privileg für seinen „rauchfreien Industrie-Kamin“. Damit war er den aktuellen Umweltanforderungen um 130 Jahre voraus.
In der Ersten Republik wurden neue Fabriken in Enns (1929) und Tulln (1937) errichtet.
Die Agrana Zucker GmbH entstand 1988 durch Fusion zweier Firmen. Der einzige Zuckerhersteller Österreichs betreibt im Inland zwei Zuckerfabriken (Tulln, Leopoldsdorf) mit einer Produktionskapazität von über 400.000 Tonnen. Sie ist auf dem Gebiet der Zuckerproduktion ab der Rübe bis zum Vertrieb verschiedener Zuckerprodukte und Süßungsmittel tätig.
Literatur#
- "Die österreichische Zuckerindustrie und ihre Geschichte(n)", herausgegeben von Werner Kohl und Susanna Steiger-Mosser, erscheint 2014 im Böhlau Verlag Wien.
Web-Link#
Weiterführendes:#
- Wiener Zeitung: Ausgezuckert: Karpfen im Fabriksteich (Essay)
- Mehr in: Essen und TrinkenWörter erzählen Geschichte und GeschichtenGünther Jontes
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