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vom 15.01.2020, aktuelle Version,

Árpád Weisz

Árpád Weisz
Árpád Weisz (ca. 1920)
Personalia
Geburtstag 16. April 1896
Geburtsort Solt, Österreich-Ungarn
Sterbedatum 31. Jänner 1944
Sterbeort KZ Auschwitz, Deutsches Reich
Position Außenstürmer
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1922–1923 Törekvés SE
1923–1924 Makkabi Brünn
1924–1925 US Alessandria 6 (1)
1925–1926 Inter Mailand 11 (3)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1922–1923 Ungarn 6 (0)
Stationen als Trainer
Jahre Station
1926 US Alessandria (Co-Trainer)
1926–1928 Inter Mailand
1929–1931 Inter Mailand
1931–1932 AS Bari
1932–1933 Inter Mailand
1933–1934 Novara Calcio
1934–1938 AGC Bologna
1938–1940 FC Dordrecht
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Árpád Weisz, in Italien auch Árpád Veisz (* 16. April 1896 in Solt, Österreich-Ungarn; † 31. Jänner 1944 im KZ Auschwitz, Deutsches Reich), war ein ungarischer Fußballspieler und späterer -trainer. Mit drei Meistertiteln zählt er zu den erfolgreichsten Trainern in der Geschichte der italienischen Serie A.

Spielerkarriere

Árpád Weisz, Sohn jüdischer Eltern, war als Spieler in Budapest bei Törekvés SE tätig. Bei den Eisenbahnern bildete der Flügelstürmer in den frühen 1920er Jahren gemeinsam mit Ferenc Hirzer die linke Sturmseite. Die Mannschaft erreichte in dieser Zeit regelmäßig Endplätze in der oberen Tabellenhälfte der ungarischen Liga, konnte aber den arrivierten Vereinen, insbesondere dem zu dieser Zeit dominierenden MTK Budapest, nicht gefährlich werden. Genauso wie sein Sturmpartner wurde auch Weisz in der Nationalmannschaft eingesetzt, wo er 1922 sein Debüt gab und es insgesamt auf sechs Einsätze brachte. Er stand auch im Kader der Ungarn bei den Olympischen Sommerspielen 1924, kam jedoch nicht zum Einsatz.

1923 verließ er seine Heimat und spielte bis 1925 mit vielen seiner Landsleute, darunter auch Hirzer, in der Tschechoslowakei beim jüdischen Verein Makkabi Brünn. Danach folgte er wieder dem Zug der Zeit und war einer von vielen Ungarn, die Mitte der 1920er Jahre nach Italien wechselten. Seine erste Station war Calcio Padova, für die er einige Spiele in der Nordliga bestritt, ehe er für die Saison 1925/26 zu Inter Mailand wechselte, für die er drei Tore in elf Spielen erzielte, sich mit der Mannschaft aber nicht für die Endrunde um die italienische Meisterschaft qualifizierte.

Trainerkarriere

Danach beendete er seine aktive Karriere, blieb jedoch in Italien, um fortan als Trainer tätig zu sein. Zunächst war er kurzzeitig Assistenztrainer von Augusto Rangone bei der US Alessandria, kehrte aber schon bald zu Inter zurück und übernahm das Traineramt bei den Mailändern. Nachdem es in den beiden ersten Saisonen nur jeweils zu Mittelfeldplätzen gereicht hatte, verließ er den Verein vorübergehend und begab sich auf eine ausgedehnte Studienreise nach Südamerika, wo er den Fußball in Argentinien und Uruguay studierte. Während dieser Zeit wurde er in Mailand von seinem Landsmann und ehemaligen Mitspieler bei Törekvés József Viola ersetzt. Nach seiner Rückkehr übernahm er 1929 wieder den inzwischen auf AS Ambrosiana umbenannten Verein und führte die Mannschaft rund um Giuseppe Meazza und Luigi Allemandi zum Meistertitel in der erstmals in Form einer einheitlichen gesamtitalienischen Liga ausgetragenen Serie A. Mit 34 Jahren ist Weisz bis heute der jüngste Trainer, der jemals einen italienischen Meistertitel geholt hat. Zu dieser Zeit brachte Weisz auch ein Fußball-Lehrbuch mit dem Titel Il Giuoco del Calcio heraus.

Im Mitropapokal 1930 scheiterten die Mailänder im Semifinale an Sparta Prag, in der Meisterschaft reichte es nur mehr für den fünften Platz und Weisz wurde durch den Ungarn István Tóth-Potya ersetzt. Er übernahm den Aufsteiger AS Bari und schafft mit den Süditalienern den Klassenerhalt im Relegations-Playoff. Nachdem Inter in seiner Abwesenheit glücklos agierte, wurde Weisz nach nur einem Jahr zurückgeholt und führte die Mailänder zu zwei zweiten Plätzen in der Meisterschaft, jeweils hinter Juventus Turin, sowie ins Finale des Mitropapokals 1933, wo die Italiener nach einem 2:1-Heimsieg im Rückspiel dem FK Austria Wien mit 1:3 unterlagen. 1934 trennten sich die Wege von Weisz und Inter endgültig und zum dritten Mal wurde er von einem Landsmann ersetzt, diesmal von Gyula Feldmann.

Nach kurzzeitiger Tätigkeit beim Zweitligisten Novara Calcio übernahm der Ungar im Jänner 1935 den Trainerposten bei der AGC Bologna. In der ersten Saison wurde noch ein Platz im Mittelfeld erreicht, danach gelangen mit der Mannschaft rund um Angelo Schiavio und Miguel Andreolo 1935/36 und 1936/37 zwei Meistertitel hintereinander. Im Mitropapokal scheiterte Bologna hingegen zweimal schon in der ersten Runde, jeweils gegen Austria Wien, dafür gelang 1937 der Sieg beim anlässlich der Pariser Weltausstellung ausgetragenen Turnier mit einem 4:1 gegen den FC Chelsea.

Auf Grund der durch die Faschisten eingeführten italienischen Rassengesetze verlor der Jude Weisz im Oktober 1938 seinen Posten bei Bologna. Sein Nachfolger Hermann Felsner führte die Mannschaft zum nächsten Meistertitel, während Weisz mit seiner Familie Italien im Jänner 1939 verlassen musste. Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris übernahm er im Frühjahr 1939 den FC Dordrecht in den Niederlanden. Zunächst schaffte er mit dem Abstiegskandidaten den Klassenerhalt, in den beiden folgenden Saisons wurden jeweils fünfte Plätze erreicht.

Mit der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen erschwerten sich Weisz’ Lebens- und Arbeitsbedingungen zunehmend, im September 1941 erhielt er Arbeitsverbot. Im August 1942 wurden er und seine Familie verhaftet, in das Durchgangslager Westerbork eingeliefert und wenige Wochen später in das KZ Auschwitz deportiert. Seine Gattin und seine beiden Kinder wurden am 5. Oktober 1942 in Birkenau ermordet, Weisz selbst starb im Jänner 1944 in Auschwitz.

Erfolge

Literatur

  • Matteo Marani: Dallo Scudetto ad Auschwitz. Aliberti Editore, Reggio Emilia 2007, ISBN 978-88-7424-200-9. (italienisch)
  • Dietrich Schulze-Marmeling: Italiens jüngster Meistermacher: Über Arpád Weisz, den ungarisch-jüdischen Fußballspieler und -trainer. In: Diethelm Blecking, Lorenz Peiffer (Hrsg.): Sportler im „Jahrhundert der Lager“. Profiteure, Widerständler und Opfer. Die Werkstatt, Göttingen, 2012, S. 272–274
Commons: Árpád Weisz  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien