Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast
vom 19.07.2021, aktuelle Version,

Österreichisch-Deutsche Legion

Die Österreichisch-Deutsche Legion war ein 1813–1814 bestehender Verband der österreichischen Armee in der Zeit der Napoleonischen Kriege.

Infanterist 1813. Aquarell von Friedrich Neumann, (Kunstbibliothek in Berlin)

Aufstellung

Die Österreichisch-Deutsche Legion, oder auch Deutsche Legion (nicht zu verwechseln mit Russisch-Deutsche Legion, Königlich deutsche Legion und Deutsch-Böhmische Legion, sowie der 1933 bestehenden Österreichischen Legion), wurde unter Generalmajor Friedrich von Bentheim 1813 zunächst als Infanterieregiment in Prag aus deutschsprachigen Böhmen und Deserteuren der Rheinbundtruppen, vorwiegend aus dem Königreich Westphalen, die bei der Befreiung ihrer Heimat von der französischen Herrschaft helfen wollten, errichtet. Die Truppe wurde nach anfänglicher Übernahme der ursprünglichen Infanterieuniformen der Überläufer aus Sachsen und Westphalen bald nach österreichischem Muster ausgerüstet.

Die Kavallerie der Legion bestand aus den beiden westfälischen Husarenregimenten, die, nach der Neuformierung im Frühjahr 1813 in Aschersleben, anlässlich des Ablaufs des Waffenstillstandes im August 1813 bei Zittau desertierten.[1] Unter Brigadegeneral von Hammerstein traten dabei dessen 1. Husarenregiment und das 2. Westphälische Husaren-Regiments unter Major von Penz[2] in der Nacht zum 23. August 1813, dem Tag vor der Schlacht bei Großbeeren, von der Ortschaft Reichenberg aus zu den Österreichern in Liebenau über, von denen sie rasch als Husarenregiment Nr. 1 und 2 in die Legion eingegliedert wurden. Auch „zwei Schwadronen, welche detachirt waren, ließen sich am 18. September zu Freiberg in Sachsen durch den österreichischen Oberst v. Scheither, vielleicht nicht unabsichtlich, überfallen und gefangen nehmen“.[3] Der westphälische König Jérôme Bonaparte erklärte die Offiziere der übergelaufenen Schwadronen erbost der infamen Verräterei und eines hassenswertes Komplottes für schuldig.[4]

Die Uniform der Jägerabteilung deutet ebenfalls auf die Herkunft aus einem früheren Rheinbundkontingent hin.

Feldzüge und Auflösung

Nach der Errichtung in Böhmen wurde die Legion Ende 1813 nach Baden verlegt, requirierte dort Material und nahm weitere Anwerbungen vor. So lassen sich die Stellung von Pferden und Wagen für den Fuhrpark... sowie eine Meldung der badischen Soldaten, die von der Österreichisch-Deutschen Legion angeworben wurden, an die Behörden nachweisen.[5]

Als Teil der österreichischen Armee überquerte die Legion am 21. Dezember 1813[6] zwischen Basel und Schaffhausen kampflos den Rhein und wurde im erzwungenen Durchzug durch Mittelland und das Jura-Gebirge der neutralen Schweiz in westlicher Richtung nach Frankreich verlegt. Dort bildete sie im sechsten Koalitionskrieg einen Teil der österreichischen Südarmee, die über mehrere Etappen einen Feldzug bis nach Lyon führte:[7]

Dann führte er (Friedrich Freiherr von Bianchi) den rechten Flügel der österreichischen Südarmee in Frankreich; unter Hessen-Homburg mit ihr am dritten März 1814 bis Beaume vorgerückt, nahm er am zehnten März Mâcon und wird in den siegreichen Gefechten gegen Augereau und bei der Besetzung von Lyon in den Tagen des 20. und 21. März mit besonderer Auszeichnung genannt

Die Kavallerie der Legion war am Angriff auf Lyon vom 20. März 1814 im Gefecht mit französischen Kürassieren beteiligt. Nach der Eroberung von Lyon am 21. März 1814 durch die Österreicher und der Beendigung der Feindseligkeiten wurde die Legion aufgelöst. Zwar zeichneten sich General von Bentheim und Brigadegeneral von Hammerstein im südlichen Frankreich aus, aber insgesamt hatte die Legion in den zwei Jahren ihres Bestehens nur wenige schwere Kampfhandlungen zu bestehen. Die Tradition des westphälischen 2. Husaren-Regiments der Legion wurde später vom (neu)preußischen Husarenregiment Nr. 11 (2. westfälisches) bis in den Ersten Weltkrieg fortgeführt.

Uniformierung

INFANTERIE:

  • Westphälische Füsiliere: Kurzschößiger weißer Westphälischer Rheinbund-Infanterierock mit hellblauen Aufschlägen und Paspeln, gelbmetallene Knöpfe, Schulterklappen weiß mit blauer Paspel. Westphälischer Tschako mit schwarz-gelber Verzierung (Pompon und Frontkokarde) nach österreichischem Stil.[8]
  • Reguläre Uniform nach der Art der österreichischen Landwehrinfanterie: Kornblumenblauer, langer einreihiger Rock mit Knöpfen aus Weißmetall, runde Ärmelaufschläge, Kragen und Paspeln in Hellgelb. Schulterklappen kornblumenblau mit gelber Paspel. Blaue Leinenhose. Korsischer Hut mit aufrechtem schwarzem Rosshaarstutz und schwarz-gelbem Pompon. Ausrüstung wie österreichische Linien-Infanterie, Offiziere trugen jedoch keine Schärpe und einen weißen Stutz.[8]

(Die sog. Deutsche Leichte Infanterie der Deutsch-Böhmischen Legion wurde mit Offizierskadern aus dem K.u.k.-Infanterieregiment Nr. 31 in zwei Battalionen aus Časlau und Chrudim aufgestellt und war fast identisch uniformiert[9], allerdings mit fallendem Rosshaarstutz am Hut; weißen Breechehosen, mit schwarzen knielangen Gamaschen Knöpfe: Gelb 1. Battalion; Weiß 2. Battalion).

  • Jäger: Dunkelgrüner einreihiger Rock mit Knöpfen aus Gelbmetall und roten Paspeln. Kragen und Ärmelaufschläge schwarz mit roten Paspeln. Grüne Hose mit rotem Seitenstreifen. Korsischer Hut mit aufrechtem grünen Federstutz und schwarz-gelber Kokarde links.[8]

HUSAREN:

Die beiden westphälischen Husaren-Regimenter behielten nach dem Übertritt 1813 ihre alten westphälischen Uniformen, trugen aber nach dem österreichischen Stil gehaltene Verschnürung (gelb) und den Tschako mit schwarz-gelber Kokarde.[10]

  • 1. Regiment: schwarze Tschakos, dunkelgrüne Pelisse und Dolman und mattrote Breechees
  • 2. Regiment: rote oder schwarze Tschakos und kornblumenblaue Uniform[11]

Literatur

  • Ulrich Bröckling (Hrsg.), Michael Sikora (Hrsg.): Armeen und ihre Deserteure: vernachlässigte Kapital einer Militärgeschichte der Neuzeit. Deutsche Reichstagsakten Ältere Reihe / Jetzt Oldenbourg, München, Sammlung Vandenhoeck. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 978-3-525-01365-6, darin zur Desertion der westfälischen Husaren-Regimenter August 1813 ab S. 131; books.google.de
  • von Eck: Geschichte des 2. Westfälischen Husaren-Regiments Nr 11 und seiner Stammtruppen von 1807 – 1913; Verlag August Bagel, Düsseldorf, 1913.
  • Fritz Lünsmann: Die Armee des Konigreichs Westfalen 1807-1813. Berlin, 1935.
  • Dave Hollins, Bill Younghusband (Ill.), William Younghusband (Ill.): Austrian Auxiliary Troops 1792-1816. In: Osprey’s Military, Band 299. Osprey Publishing, 1996, ISBN 978-1-85532-620-0, darin Uniformbeschreibung der westfälischen Husarenregimenter nach dem Übertritt zur Legion (u. a. S. 21–25, englisch) books.google.de
  • Bernhard von Poten: Hammerstein-Equord, William Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 493 f (mit genauer Schilderung des Übertritts bei Reichenberg).
  • Bentheim, Wilhelm Belgicus, Prinz von B.-Bentheim. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 2, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 700–700.
  • http://www.napoleonicassociation.org/research/articles/The Austro-Hungarian Army 1798-1814.pdf (Link nicht abrufbar)

Einzelnachweise

  1. W. J. Rawkins, G. Street: The Austro-HungarianArmy 1798-1814. (PDF) 2009, S. 24 und 98.
  2. Das 2. Husaren-Regiment stand unter dem Befehl des damaligen Majors Maritz Boineburg zu Lengsfeld, der eigentliche Kommandeur von Pen(t)z war krank in Macon zurückgeblieben. Militär-Zeitung, Band 10; Textarchiv – Internet Archive
  3. Bernhard von Poten: Hammerstein-Equord, William Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 493 f (mit genauer Schilderung des Übertritts bei Reichenberg).
  4. Bröckling, Sikora, 1998, S. 131
  5. Staatsarchiv Freiburg, Bestand A67/1
  6. napoleon-online.de
  7. nach Wilhelm Edler von Janko: Bianchi, Vincenz Ferrerius Friedrich, Freih. v. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 608 f (zum Feldzug nach Lyon 1814).
  8. 1 2 3 Uniformtafel (Memento vom 13. Dezember 2013 im Internet Archive) zu Jägern und westfälischer Infanterie der Legion auf Histofig.com
  9. Abbildung Zigarettensammelbild ca. 1930 (Memento des Originals vom 18. Februar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.grosser-generalstab.de
  10. Uniformtafel (Memento vom 15. August 2011 im Internet Archive) zu Husaren der Legion auf Histofig.com
  11. siehe Austrian auxiliary troops, Osprey

License Information of Images on page#

Image DescriptionCreditArtistLicense NameFile
Uniform color plate by F.Neumann around 1850. Kunstbibliothek in Berlin - Lipperheidsche Kostümbibliothek Screenshot, http://www.napoleon-online.de/html/neumann1813_15.html F. Neumann ca. 1850
Public domain
Datei:Austro-german-legion neumann1813.jpg
Piktogramm zum Kennzeichnen von Informationen bei einer Wahl/Abstimmung. Own illustration, 2007 Arne Nordmann ( norro )
Public domain
Datei:Pictogram voting info.svg