Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 02.01.2020, aktuelle Version,

Adjustierung

Auszug aus der Adjustierungsvorschrift (Abzeichen am Jägerhut)

Adjustierung (Paradeadjustierung, Marsch- oder Feldadjustierung, Gebirgsadjustierung) ist im österreichischen Militärjargon die Bezeichnung für eine Uniformart bzw. die Umschreibung für die befohlene Bekleidung und Ausrüstung.

Im früheren reichs- und heutigen bundesdeutschen Sprachgebrauch wird dagegen der Begriff Anzugordnung verwendet.

Die Uniform im eigentlichen Sinne ist damit nicht gemeint, da sie Montur genannt wurde. (Uniformstücke = Monturstücke). Die Ausrüstungsstücke wie Koppel oder Patronentasche wurde als Mannrüstung bezeichnet.

Adjustierungsarten

Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke gemäß der Adjustierungsvorschrift hatten von der Heeresverwaltung über die Truppenkörper zur Verfügung gestellt zu werden. Auf diese, sogenannte „ärarische“ Bekleidung und Ausrüstung hatten jedoch nur Mannschaften und Unteroffiziere Anspruch. Offiziere und Gleichgestellte (sogenannte Gagisten) erhielten im Rahmen ihrer Besoldung eine Bekleidungspauschale, womit sie für die Beschaffung ihrer Montur selbst verantwortlich waren.

Einjährig-Freiwillige leisteten ihren Dienst entweder auf Staatskosten oder auf eigene Kosten (Kavallerie, reitende Artillerie, Traintruppe) ab. Bei den auf Staatskosten dienenden wurden alle Montursorten bis zum Fähnrichsdienstgrad bereitgestellt. Darüber hinaus mussten die Teile selbst beschafft werden. Auf eigene Kosten dienende Einjährig-Freiwillige hatten für alles selbst aufzukommen, konnten gegen Zahlung einer Pauschale jedoch ärarisch ausgerüstet werden.

Da die Adjustierungsvorschrift sehr weitläufig ausgelegt wurde, ergaben sich teils erhebliche Unterschiede in Stoffen, Schnitten, Form und Farbgebungen bei den selbst beschafften Stücken, die die Vorlieben und finanziellen Möglichkeiten des Trägers zum Ausdruck brachten.

Paradeadjustierung eines k.u.k. Infanteristen im Juli 1914

(Die k.k. Landwehr, die Jäger und die bosnisch-hercegowinische Gendarmerie trugen statt des Tschakos den Jägerhut, die k.k. Gebirgstruppe, (obwohl Teil der Landwehr – jedoch mit eigener Uniform ausgestattet) die Feldkappe mit Spielhahnstoß!)[1]

AM MANN
1 Infanterietschako 1 Hemd 1 Gattie (Unterhose, lang) 1 Paar Fußlappen
1 Waffenrock 1 Sacktuch 1 Paar Hosenbänder 1 Paar Schuhe
1 Mantel (auf Befehl) 1 Leibriemen mit Schlossplatte 1 Bajonetttasche 1 lichtblaue Pantalons
1 Hosenträger 1 Legitimationsblattkapsel 2 lederne Patronentaschen Orden und Schießauszeichnungen

Feldadjustierung eines Infanteristen im August 1914

Die Feldadjustierung der Infanterie und Feldjägertruppe umfasste nach der Adjustierungsvorschrift für das Heer im Allgemeinen folgende Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke:

AM MANN
1 hechtgraue Kappe mit schwarzem Lederschirm 1 Hemd 1 Gattie (Unterhose, lang) 1 Paar Fußlappen
1 hechtgraue Bluse 1 Sacktuch 1 Paar Hosenbänder 1 Paar Schuhe
1 Verbandspäckchen[2] 1 Leibriemen mit Schlossplatte 1 Bajonetttasche 1 hechtgraue Pantalons
1 Hosenträger 1 Legitimationsblattkapsel 1 Brotsack 1 Essbesteck
1 Feldflasche 1 Gewehrputzutensilien 1 Halstuch 2 lederne Patronentaschen
IM KALBFELLTORNISTER MITGEFÜHRT
1 Reservehemd 1 Reservegattie 1 Zeltausrüstung 1 Paar leichte Schuhe
1 Paar Fußlappen 3 Säckchen für Verpflegungsartikel 1 Mantel 2 Mantelriemen
1 Sacktuch 2 Packriemen 1 Leibbinde 1 Menageschale[3]
FELDGERÄTE (nicht für jeden Soldaten)
1 Kochgeschirr samt Überzug 1 Spaten mit Futteral 1 Beilpicke mit Futteral und Tasche 1 Drahtschere
1 Wassereimer 1 Laterne
Adjustierungsvorschrift von 1912

Unterschiede in der Feldadjustierung im April 1915

Sorte Beschreibung Anmerkung
Kappe Feldgrau mit grünem Unterton. Röschen und Knöpfe matt, Schirm gleiche Farbe wie die Kappe. Hechtgrau hatte sich als Schutzfarbe nicht bewährt.
Bluse Feldgrau mit matten Knöpfen
Mantel Feldgrau (Futter auch aus qualitativ weniger gutem Stoff) Knöpfe matt
Hose Feldgraue Hose wie Artilleriehose. Ungarische Hose ohne Verschürung.
Hosenriemen Aus Schweinsleder oder Gurtenstoff (Webgurt)
Schuhe Für Feldtruppen mit Eisenstiften durchnagelt und imprägniert, Hinterlandformationen mit feldunbrauchbaren Exemplaren
Rucksack Aus Halbleinen Anstelle des Tornisters, da die Beschaffung der Kalbfelle nicht mehr möglich war
Leibriemen Nur noch mit Schnalle, Form wie Kavallerieleibriemen Zur Schonung der Messingvorräte musste das Schloss wegfallen
Allgemeines Riemenzeug Aus Gurtenstoff Wegen Ledermangel und Schonung der Ledervorräte
Patronentaschen Nur noch aus Stahlblech, einzellige Form wie bei Kavallerie Schonung der Ledervorräte
Feldflasche Einheitlich nur noch aus emailliertem Eisenblech. Inhalt 1/2 Liter Ähnlich Kavalleriefeldflasche
Spatenfutteral Aus Stahlblech Zur Schonung der Ledervorräte
Menageschale Aus emailliertem Eisenblech Zur Schonung der Zinnvorräte

Sonstiges

k.u.k. Offiziersröcke im HGM

Im Sommer wie auch im Winter standen als Unterbeinkleid lediglich lange Unterhosen zur Verfügung. Die Sommerunterhose, „Gattie“ genannt, bestand aus Nessel, die Winterunterhose aus gewirkter Baumwolle hatte keinen besonderen Namen. Kurze Unterhosen wurden nicht ausgegeben und mussten selbst beschafft werden.

Hinweis

Das Wiener Heeresgeschichtliche Museum verwaltet eine der größten Uniform- bzw. Montur- und Adjustierungssammlungen der Welt. In der Dauerausstellung sind originale Stücke aus allen Epochen der Öffentlichkeit zugänglich, wobei das Schwergewicht auf der Kaiserlichen Armee bzw. der späteren Kaiserlich-österreichischen Armee, der Gemeinsamen Armee, k.k. Landwehr, k.u. Landwehr und der Marine liegt. Auch besondere Stücke, wie die originalen Uniformen u. a. von Kaiser Franz II./I., Feldmarschall Radetzky, Franz Ferdinand von Österreich-Este und Kaiser Franz Joseph I. sind darunter.[4]

Einzelnachweise

  1. Die Offiziere trugen jedoch, wenn sie in Paradeuniform als Einzelperson, also nicht in einen Truppenkörper eingegliedert auftraten, weiterhin die eigentliche Jägeruniform mit Hut
  2. es hieß tatsächlich Verbandspäckchen und nicht Verbandpäckchen
  3. pers. Essgeschirr
  4. Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000 S. 59, 63.

Literatur

  • Adjustierungsvorschrift für die k. u. k. gemeinsame Armee, die k.k. Landwehr, die k.u. Landwehr, die verbundenen Einrichtungen und das Corps der Militär-Beamten. (Theil III) Herausgegeben mit Genehmigung des k.u.k. Kriegsministeriums durch die k.u.k. Hofdruckerei von Erich Christl, Bozen 1912.
  • Johann C. Allmayer-Beck, Erich Lessing: Die K.u.k. Armee. 1848–1914. Verlag Bertelsmann, München 1974, ISBN 3-570-07287-8.
  • Peter Fichtenbauer, Christian Ortner: Die Geschichte der österreichischen Armee von Maria Theresia bis zur Gegenwart in Essays und bildlichen Darstellungen, Verlag Militaria, Wien 2015, ISBN 978-3-902526-71-7
  • Stefan Rest: Des Kaisers Rock im ersten Weltkrieg. Verlag Militaria, Wien 2002, ISBN 3-9501642-0-0
  • Das k.u.k. Heer im Jahre 1895 Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien – Leopold Stocker Verlag, Graz 1997