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vom 07.04.2020, aktuelle Version,

Adneter Marmor

Rotgrau-Schnöllbruch in Adnet (von hier stammen die Säulen des Parlamentsgebäudes in Wien)
Platten- oder Wimbergbruch in Adnet
Adneter Marmor mit Ammoniten

Der Adneter Marmor ist der Handelsname eines bunten polierfähigen Kalksteins („Marmor“). Dieses Gestein zählt zu den sogenannten Riffkalken und Knollenkalken.

Die Bezeichnung dieses Natursteins als Marmor hat historische Wurzeln und kann deshalb weiter verwendet werden. Es handelt sich um ein Gestein, dessen Nutzung eine lange Tradition im Mitteleuropa vorzuweisen hat. Durch seine unterschiedliche Farbgebung und sein Dekor war es als Bau- und Denkmalgestein sehr begehrt. Neben zahlreichen Taufsteinen, Säulen, Portalen, Kanzeln und der spätgotischen Grabmalkunst, sind die Meisterwerke von Veit Stoß, Tilman Riemenschneider und Niclaes Gerhaert van Leyden aus Adneter Marmor hervorzuheben.

Das Gesteinsvorkommen befindet sich in Adnet, einer Gemeinde im Salzburger Land im Bezirk Hallein in Österreich. Die Marmorbrüche stellen eine eigene Ortslage dar.

Geschichte

Schon die Römer haben den Kalkstein ab dem 2. Jahrhundert abgebaut und für Reliefs, Bau- und profilierte Werksteine sowie Mosaiken verwendet. Im Salzburger Museum sind drei Steinblöcke mit Reliefdarstellungen aus dieser Zeit ausgestellt. In der Vorromanik und Romanik wurden aus diesem Stein vor allem Reliefgestaltungen hergestellt. In der Gotik, ab ca. 1230, erlebte vor allem der „Adneter Scheck“ eine besondere Bedeutung. Ein erster schriftlicher Beleg für das Vorhandensein von Steinbrüchen stammt aus dem Jahre 1420.[1] In den nachfolgenden Zeiten war das Gestein nachgefragt. Lediglich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Nachfrage stark nachgelassen, was sich in Schließungen von Steinbrüchen widerspiegelt.

Entstehung und Mineralbestand

Block aus Adneter Marmor

Entstanden ist das Gestein als Ablagerungen im Mesozoikum aus Kalkschalen und Skeletten abgestorbener Tiere sowie Kalkgerüste von Pflanzen im Meer; die sogenannten Riff- und Korallenkalke entstanden in der Trias. Letztere werden in Adnet als Tropfmarmore bezeichnet.

Dieser Kalkstein besteht ganz überwiegend aus Calcit, den Kristallisationsformen des Calciumcarbonat (kohlensaures Calcium CaCO3). In mehr oder minder schwankenden Anteilen kommen Eisenoxide vor, wie Hämatit, das rötlich bis rot oder Limonit, das das Adneter Gestein gelb bis braun färbt.

Natursteinsorten

Früher hatten viele Adneter Bauern ihren eigenen Steinbruch, heutzutage wird nur noch wenig Adneter Marmor abgebaut. Insgesamt gibt es etwa 10–20 Steinbrüche (einige davon relativ versteckt im Wald). Zurzeit (2008) wird nur noch in circa fünf Steinbrüchen Marmor abgebaut.

Namensgebend für Steinbrüche sind neben regionalen Gesichtspunkten (Wimberg-, Langmoos- und der Kirchenbruch) in Adnet die Besitzverhältnisse: Nach dem Bauern Urban (Urbano-Licht, oder auch Urbano-Rosa), ein Knollenkalkstein ist nach dem Bauern Mozauer, nach Schnöll Schnöllmarmor oder Rotgrau-Schnöll benannt. Diese Formen der Namensgebung sind traditionell in allen Steinabbaugebieten verbreitet.

Die sogenannten Tropfmarmore werden entsprechend ihrer Färbung in Hell-, Rot-, Grau- Grün- oder Lebertropf unterschieden. Der Lebertropf mit violetter Färbung ist relativ selten.

Wegen der typischen Zeichnung werden einige Sorten Scheck-Marmore genannt und die Farbe vorangestellt, wie zum Beispiel Rot-Scheck und Grün-Scheck.

Bedeutende Bildwerke

Bedeutende Arbeiten aus Adneter Marmor finden sich im Parlamentsgebäude in Wien, auf Festung Hohensalzburg, in der Stiftskirche zu St. Peter in Salzburg und befanden sich in der Neuen Reichskanzlei in Berlin. In zahlreichen österreichischen Bauten, wie z. B. Stiftsbauten und Klöstern befinden sich Altäre, Epitaphe, Wappensteine und Grabmale, wie z. B. in Melk, Klosterneuburg, Heiligenkreuz, Zwettl, Altenburg, St. Pölten, Lilienfeld, Mariazell, Graz, Eisenwurzen, Steyr, Kremsmünster, Lienz, Hallein usw. Ferner sind zahlreiche historische Taufsteine, Bildstöcke und Marterl aus diesem Stein geformt.

Veit Stoß und Tilman Riemenschneider, die im Mittelalter eine Reihe berühmte kunsthistorischer Bildwerke aus Holz schnitzten, schlugen aus diesem Stein einige wenige überaus bemerkenswerte Steinbildhauerarbeiten. Insbesondere die meisterlich von Riemenschneider geschaffenen Gesichtszüge der Bischöfe im Würzburger Dom zeigen die steinbildhauerische Darstellung von Menschen im Übergang von der Spätgotik zur Renaissance in beispielhafter Weise. Des Weiteren ist das spätgotische Meisterwerk, die Tumba von Niclaes Gerhaert van Leyden des Kaisers Friedrich III. im Stephansdom zu nennen.

Portal am Freisinger Dom
Hauptaltar der Pfarrkirche Heilig Kreuz in Kiefersfelden.

Österreich

Deutschland

Polen

Literatur

  • Alois Kieslinger: Die nutzbaren Gesteine Salzburgs. Das Bergland-Buch, Salzburg u. a. 1964 (= Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde Ergänzungsband 4).
  • Alois Kieslinger, Salzburger Marmor in der Kunst von zwei Jahrtausenden. In. Verhandlungen der Geologischen Bundesanstalt, Sonderheft G, Wien 1965, S. 313–316. (auch Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 116; pdf, geologie.ac.at).
  • Franz Kretschmer: Marmor aus Adnet. Herausgegeben vom Salzburger Bildungswerk, Örtliches Bildungswerk Adnet. Gemeindeamt Adnet, Land Salzburg, Adnet 1986, (Heimatbuch Adnet 1).
  • Marmorindustrie Kiefer AG (Hrsg.): Denkschrift über die Entwicklung der Aktiengesellschaft für Marmorindustrie Kiefer in Kiefersfelden in den ersten fünfundzwanzig Jahren ihres Bestehens, 1883–1908. Bruckmann, München o. J. (1908).
Commons: Adneter Marmor  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Franz Kretschmer, Heimatbuch, S. 20, siehe Lit.