Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 27.04.2020, aktuelle Version,

Adolf Eckstein

Adolf Abraham Eckstein (10. Juni 1857 in Nitra, Kaisertum Österreich12. Januar 1935 in Bamberg) war ein deutscher Rabbiner und Vertreter des liberalen Reformjudentums in Deutschland. Als Historiker verfasste er zahlreiche Monographien und Aufsätze zur Geschichte der Juden in Franken.[1] In seinem Werk thematisierte er immer wieder die Heimatliebe der bayerischen Juden und ihre Verbundenheit mit der deutschen Kultur.[2]

Leben

Adolf Eckstein erhielt jüdischen Unterricht in Bibel und Talmud und besuchte ein Gymnasium im ungarisch-slowakischen Nitra. Ab 1875 studierte er an der Lehrerbildungsanstalt in Berlin. Nach seinem Examen im Jahr 1878 war er zunächst Lehrer in Schwerin und ab 1882 Lehrer und Prediger in Kwidzyn (deutsch: Marienwerder). Von 1883 bis 1886 studierte Eckstein an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums und an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Zeitweise war er während seines Studiums auch Hörer an der Veitel Heine Ephraimschen Lehranstalt. Im Juni 1886 promovierte Adolf Eckstein in Leipzig mit einer Dissertation zur Geschichte der antiken Stadt Sichem.[1]

Von April 1887 bis Juni 1888 war Eckstein Hilfsprediger[3] und Direktor der Religionsschule in Leipzig. 1888 wurde er Distrikts- und Stadtrabbiner in Bamberg. Dieses Amt übte er bis 1926 aus, ohne die Liturgie zu reformieren.[1] Seit dessen Gründung im Jahr 1890 war Eckstein für den israelitischen Religionsunterricht am Neuen Gymnasium verantwortlich.[4] In Ecksteins Amtszeit fiel die Errichtung der am 11. September 1910 eröffneten Neuen Synagoge in Bamberg. An der Planung dieses repräsentativen und von Zeitgenossen als „monumental“ beschriebenen Bauwerks war Eckstein maßgeblich beteiligt.[5] Besonders hervorgehoben wurde die Eckstein zugeschriebene Abkehr von der Anwendung griechisch-klassischer und orientalischer Formensprache, und die Anlehnung an die Romanik und an den Baustil mittelalterlicher Synagogen.[2]

Adolf Eckstein verfasste zahlreiche Monographien und Aufsätze zur Geschichte der Juden in Süddeutschland. In seinem publizistischen Werk war Eckstein darum bemüht, die Heimatliebe der bayerischen Juden und ihre Verbundenheit mit der deutschen Kultur herauszustellen.[2] Dazu gehörten auch Schriften zur politischen Emanzipation der Juden in Bayern und zur Rolle jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg. Herausragend war seine auf zehnjähriger Forschungstätigkeit beruhende und 1898 verlegte Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstbistum Bamberg, mit einem 1899 erschienenen Nachtragsband. 1902 erschien seine Studie über die bayerischen Parlamentarier jüdischen Glaubens als erster Band einer nicht fortgesetzten Reihe von Beiträgen zur Geschichte der Juden in Bayern. 1905 folgte sein Werk Der Kampf der Juden um ihre Emanzipation in Bayern, Eckstein griff dieses Thema in Aufsätzen während der folgenden Jahrzehnte immer wieder auf. 1907 erschien die Geschichte der Juden im Markgrafentum Bayreuth. Bereits während des Krieges befasste sich Eckstein mit der Rolle jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg. Noch 1928 stützte sich seine Schrift Haben die Juden in Bayern ein Heimatrecht? auf statistisches Material aus dem Krieg.[5] Als die von Eckstein angeführten hohen Verluste unter den jüdischen Soldaten in Blättern wie dem Völkischen Beobachter öffentlich angezweifelt wurden, lieferte er in Artikeln in der Central-Verein-Zeitung umfangreiche Klarstellungen.[6][7] Eckstein verfasste heimatgeschichtliche Beiträge für die Jewish Encyclopedia und für die Encyclopaedia Judaica.[2]

Er war Mitglied der Freien Konferenz der bayerischen Rabbiner, Vorsitzender des Vereins für jüdische Geschichte und Literatur in Bamberg und Mitglied des Hebräischen Literaturvereins Mekize Nirdamim.[1]

Adolf Eckstein war mit der Tochter des Breslauer Rabbiners Manuel Joël verheiratet und mit seinem Schwager Bernhard Ziemlich Herausgeber von Joëls nachgelassenen Predigten.[1] Seine Tochter Helene Eckstein (geboren am 31. Januar 1893; gestorben 1944), Angestellte der jüdischen Gemeinde Bamberg, wurde in Auschwitz ermordet. Sie gehört zu jenen Bamberger Opfern des Nationalsozialismus, zu deren Gedenken in Bamberg ein Stolperstein verlegt worden ist.

Schriften (Auswahl)

Literatur

  • Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz (Hrsg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2007, ISBN 978-3-89870-411-3.
  • Eva Groiss-Lau: Jüdisches Kulturgut auf dem Land. Synagogen, Realien und Tauchbäder in Oberfranken (Landjudentum in Oberfranken, Band 2), München 1995, ISBN 3-422-06142-8.
  • Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, ISBN 978-3-598-10477-0.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 Michael Brocke und Julius Carlebach (Hrsg.): Biographisches Handbuch der Rabbiner. Teil 2: Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871-1945. Band 1 Aaron-Kusnitzki. K. G. Saur, München 2009, ISBN 978-3-11-048569-1 (zwei Bände, Broschur), S. 167–169, Online-Datenbank und Digitalisatehttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.steinheim-institut.de%2Fwiki%2Findex.php%2FBiographisches_Handbuch_der_Rabbiner_%28BHR%29~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3DOnline-Datenbank%20und%20Digitalisate~PUR%3D, abgerufen am 3. August 2017.
  2. 1 2 3 4 Max Katten: Dem Andenken von Rabbiner Dr. Adolf Eckstein, Bamberg. In: Bayerische Israelitische Gemeindezeitung, 1. Februar 1935, S. 54 und 59, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fsammlungen.ub.uni-frankfurt.de%2Fcm%2Fperiodical%2Ftitleinfo%2F2728028~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D, abgerufen am 3. August 2017.
  3. Alphonse Levy: Geschichte der Juden in Sachsen. S. Calvary, Berlin 1900, S. 105, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3Dbub_gb_BcCBL_TIyAoC~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D, abgerufen am 5. August 2017.
  4. Eugen Brand: Die ersten 25 Jahre des Neuen Gymnasiums Bamberg (1890–1915). Gärtner, Bamberg 1915, S. 10, Digitalisat, abgerufen am 5. August 2017.
  5. 1 2 ohne Verfasser: Rabbiner Dr. Adolf Eckstein (Bamberg). In: Israelitisches Familienblatt für Groß-Berlin, 7. Februar 1935, ZDB-ID 551968-8.
  6. E. G. L.: Rabbiner Dr. Adolf Eckstein. In: Central-Verein-Zeitung vom 17. Januar 1935, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fsammlungen.ub.uni-frankfurt.de%2Fcm%2Fperiodical%2Ftitleinfo%2F2278100~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D, abgerufen am 5. August 2017.
  7. Zum Beispiel Adolf Eckstein: Die Kriegsverluste der bayerischen Juden. In: Central-Verein-Zeitung vom 8. Februar 1929, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fsammlungen.ub.uni-frankfurt.de%2Fcm%2Fperiodical%2Ftitleinfo%2F2277839~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D, abgerufen am 5. August 2017.