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vom 12.05.2020, aktuelle Version,

Alexander von Hessen-Darmstadt

Prinz Alexander von Hessen und bei Rhein um 1860
k.k. Feldmarschall-Lieutenant Alexander Prinz von Hessen nach der Schlacht von Solferino mit dem Orden des Hl. Georg 3. und 4. Klasse, dem Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens und dem Großkreuz des Leopoldsordens. Lithographie von Eduard Kaiser, 1859.

Alexander Ludwig Georg Friedrich Emil von Hessen und bei Rhein (* 15. Juli 1823 in Darmstadt; † 15. Dezember 1888 ebenda) war ein Prinz von Hessen und bei Rhein sowie der Begründer des Hauses Battenberg, einer Nebenlinie des hessischen Herrscherhauses. Er war sowohl russischer als auch österreichischer und hessischer General sowie 1866 Kommandierender General des VIII. deutschen Bundesarmeekorps im Krieg gegen das damals nicht zum Deutschen Bund gehörende Preußen.

Leben

Herkunft und Familie

Alexander war offiziell der dritte Sohn des Großherzogs Ludwig II. von Hessen und bei Rhein (1777–1848) aus dessen Ehe mit Prinzessin Wilhelmine von Baden (1788–1836), Tochter des Erbprinzen Karl Ludwig von Baden. In der Forschung herrscht allerdings Uneinigkeit über die Frage, ob Großherzog Ludwig II. von Hessen tatsächlich der biologische Vater Alexanders war oder ob dieser einer außerehelichen Verbindung seiner Mutter mit dem Großherzoglichen Oberstallmeister und Reitlehrer der Prinzen Baron August Ludwig von Senarclens-Grancy entstammt und von Ludwig nur als sein eigener Sohn anerkannt und in die Erbfolge eingesetzt wurde, um einen öffentlichen Skandal zu vermeiden. Baron Senarclens-Grancy wird häufig ebenfalls die Vaterschaft für die beiden Schwestern Alexanders, Elisabeth Karoline (1821–1826) und Marie (1824–1880), der späteren Zarin, zugeschrieben.

Karriere

Während sein Bruder Ludwig III. nach dem Tod des Vaters den Thron in Darmstadt bestieg, verlegte sich Alexander auf die militärische Karriere. Bereits im Alter von zehn Jahren im hessischen Militärdienst, folgte er 1840 seiner Schwester Marie, der Gattin des späteren Zaren Alexander II., nach Sankt Petersburg, wo er sich einer steilen Karriere im militärischen Dienst des Zaren erfreute. 1843 wurde er russischer Generalmajor und Kommandant des Garde-Husarenregiments. Er kämpfte 1845 als General der Kavallerie unter Fürst Woronzow im Kaukasus. Da Zar Alexander II. einer Heirat seines Schwagers mit einer Hofdame seiner Schwester, Gräfin Julia Hauke niemals zugestimmt hätte verließ Alexander sein Regiment ohne Erlaubnis[1], floh mit Julia nach Breslau und heiratete sie dort am 28. Oktober 1851. Dafür wurde er degradiert und musste den russischen Dienst quittieren.

1852 trat Alexander von Hessen-Darmstadt in österreichische Kriegsdienste und erhielt am 13. August 1853 den Charakter als Generalmajor zuerkannt. Er nahm 1859 im Rahmen des V. Korps unter FML Graf Stadion am Sardinischen Krieg teil. Mit seiner Brigade zeichnete er sich beim Gefecht von Montebello aus und wurde am 27. Mai zum Feldmarschalleutnant befördert[2]. Während der Schlacht von Solferino zeichneten sich seine Truppen im Zentrum der Schlachtfront bei Cavriana aus, wo es ihm gelang die Front stabil zu halten und den österreichischen Truppen einen geordneten Rückzug zu ermöglichen. Im Krieg von 1866 befehligte Prinz Alexander das 8. deutsche Bundesarmeekorps gegen die preußische Mainarmee, dessen Operationen im Mainfeldzug er durch sein „Feldzugsjournal“ (1867)[3] rechtfertigte. Seit 1868 österreichischer, wurde er 1873 auch zum hessischen General der Kavallerie ernannt.

In Zusammenarbeit mit dem reaktionären hessischen Ministerpräsidenten von Dalwigk bemühte sich Alexander bei der Lösung der deutschen Frage um eine proösterreichische Orientierung.

Alexander von Hessen-Darmstadt

Landstände

Als Prinz des Hauses Hessen war er qua Verfassung von 1848 bis zur Märzrevolution 1849 (wobei er nie förmlich eintrat) und nach dem Sieg der Reaktion von 1856 (formal eingetreten 1862) bis 1888 automatisch Mitglied der 1. Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen. 1886 bis 1888 war er dort Präsident.

Ehe und Annahme des zusätzlichen Namens Battenberg

Während seiner Zeit in russischen Diensten verliebte sich Alexander in die Hofdame seiner Schwester, Gräfin Julia Hauke, die verwaiste Tochter des 1826 in den polnischen Adelsstand aufgenommenen ehemaligen kongress-polnischen Kriegsministers und 1829 zum russischen Grafen erhobenen Hans Moritz Hauke, die ein Mündel des Zaren war. Da die Verbindung nicht standesgemäß war, musste er St. Petersburg verlassen, kehrte aber zurück, um mit Julia, die zu diesem Zeitpunkt schon im fünften Monat schwanger war, heimlich nach Breslau zu reisen, wo er sie am 28. Oktober 1851 heiratete.

Nach beider Ankunft in Hessen erhob sein Bruder, Großherzog Ludwig III., Julia am 5. November 1851 zur „Gräfin von Battenberg“ und sieben Jahre später am 26. Dezember 1858 mit dem Prädikat Durchlaucht zur „Fürstin von Battenberg“. Alexander selbst führte fortan auch den Namen „Fürst von Battenberg“ und lebte mit seiner Frau im Schloss Heiligenberg. Die Kinder des Paares waren von der Erbfolge in Hessen ausgeschlossen.[4]

Auszeichnungen

Anlässlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums ernannte ihn der preußische König Wilhelm I. am 8. September 1883 zum Chef des Schleswig-Holsteinischen Dragoner-Regiments Nr. 13.

Numismatik

Prinz Alexander beschäftigte sich intensiv mit der Numismatik. Er galt auf diesem Gebiet als Autorität und publizierte drei Arbeiten über seine eigenen umfangreichen Sammlungen: „Hessen“, „Mainz“ und noch drei Wochen vor seinem Tode und bereits schwer krank, korrigierte er am 23. November 1888 die letzten Druckbogen zu der Publikation „Numismatisch-Genealogische Serien – Münzcabinet des Prinzen Alexander von Hessen. Schloss Heiligenberg, September 1889“.

Es existieren fünf Medaillen mit seinem Porträt.

  • Medaille ohne Jahr, Silber und Bronze, 42 mm. Medailleur: Carl Heinrich Lorenz. Literatur: Hoffmeister 5679 (Kupfer)
  • Medaille ohne Jahr, Silber und Bronze, 42 mm. Medailleur: Christian Schnitzspahn. Hoffmeister 5678 (Kupfer)
  • Medaille 1859, Silber und Bronze, 42 mm, auf die Verleihung des österreichischen „Militär-Maria-Theresia-Ordens“. Medailleur: Christian Schnitzspahn. Hoffmeister 5677 (Silber)
  • Medaille 1888, Silber und Bronze, 42 mm, auf seinen Tod. Medailleur: Christian Schnitzspahn. Schütz 3450 (Bronze)
  • Medaille 2002, Weißmetallguss, 90 mm. Medailleur: Peter-Götz Güttler, Dresden. Literatur: Güttler Seite 263, 13

Letzte Ruhestätte

Nach seinem plötzlichen Tod wurde Alexander zuerst im heutigen Alten Mausoleum neben seiner Mutter und seiner früh verstorbenen Schwester auf der Rosenhöhe in Darmstadt beigesetzt.

Letzte Ruhestätte von Prinz Alexander von Hessen und Prinzessin Julia von Battenberg

Da seine Gemahlin Julia wegen ihrer bürgerlichen Herkunft niemals einen Platz neben ihm erhalten hätte, wurde er im April 1894 in das neu errichtete Mausoleum im Kreuzgarten auf dem Heiligenberg bei Jugenheim überführt. Nach ihrem Tode am 19. September 1895 wurde Prinzessin Julia von Battenberg an der Seite Ihres Gemahls in ebendiesem Mausoleum beigesetzt.

Im Jahr 1902 kam es zu einer letzten Umbettung; Alexander und Julia fanden ihre gemeinsame letzte Ruhestätte in einem Grab unter freiem Himmel, direkt beim an Alexanders Mutter, die Großherzogin Wilhelmine erinnernden Goldenen Kreuz.

Nachkommen

Aus seiner Ehe hatte Battenberg folgende Kinder:

⚭ 1871 Fürst und Graf Gustav Ernst zu Erbach-Schönberg (1840–1908)
⚭ 1884 Prinzessin Victoria Alberta von Hessen und bei Rhein (1863–1950)
⚭ 1889 Johanna Loisinger (1865–1951)
⚭ 1885 Prinzessin Beatrice von Großbritannien und Irland (1857–1944)
⚭ 1897 Prinzessin Anna von Montenegro (1874–1971)

Zu Nachfahren von Ludwig Alexander gehören die Mitglieder der heutigen britischen, zu Nachfahren von Heinrich Moritz die Mitglieder der heutigen spanischen königlichen Familie.

Literatur

Commons: Alexander von Hessen-Darmstadt  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. "AWOL-Absence Without Official Leave", also unerlaubtes Entfernen von der Truppe, nicht zu verwechseln mit Desertation
  2. Diese Beförderung erfolgte "in der Tour", war also ein normaler Karrieresprung und keine Belohnung für Montebello. Anders sieht es mit den ihm 1859/60 verliehenen Orden aus, die eine klare Anerkennung der Leistungen bei Solferino waren.
  3. Alexander von Hessen-Darmstadt: Feldzugs-Journal des Oberbefehlshabers des 8ten deutschen Bundes-Armee-Corps im Feldzuge des Jahres 1866 in Westdeutschland, Eduard Zernin, Darmstadt & Leipzig 1867 online in der Google-Buchsuche
  4. Zeichen der Regierungsgewalt im Großherzoglich Hessischen Wappen sind die Krone und das Schwert in der erhobenen rechten Pranke des Hessenlöwen. Das Wappen im Torturm von Schloss Heiligenberg zeigt das Wappen klar ohne dieses Schwert; das Relief über der Tür des Mausoleums im Kreuzgarten zeigt ebenfalls das Hessenwappen mit Krone, doch hat der es haltende Engel versehentlich sein Gewand über der Stelle, an der man das Schwert sehen könnte/sollte. Im Inneren des Mausoleums über dem Fenster der Nordwand ist das Wappen hingegen mit Krone und Schwert dargestellt. (Hinweis Christian Baisch, Pfleger des Kreuzgartens, mündlich um 1978).