Alfred Schlomann
Alfred E. Schlomann (* 10. August 1878 in Malchow; † 31. März 1952 in New York[1]) war ein deutscher Ingenieur und Terminologe.
Leben
Schlomann war dritter Sohn der jüdischen Kaufmannsfamilie Hermann (1839–1913) und Friederike (1840–1913) Schlohmann,[2] die zusammen mit den Brüdern August und Heinrich ein Geschäft für Tuch, Manufaktur- und Modewaren in Malchow betrieben. Nach Schulbesuch am ehemaligen Realgymnasium in Bützow (jetzt Geschwister-Scholl-Gymnasium) studierte Schlomann zunächst an der Kgl. Techn. Hochschule zu Berlin, sodann von Oktober 1903 bis Oktober 1904 an der Universität Rostock Physik und „Cameralia“,[3] schließlich in München. Im Anschluss wurde er Ingenieur in einer bayerischen Maschinenfabrik, nach dem Ersten Weltkrieg beratender Ingenieur im Bayerischen Handelsministerium. 1932 führte er den Grad eines „Doktor Ehren halber“ der Technischen Hochschule Berlin.[4]
1937 emigrierte er mit seiner Frau und den Kindern nach New York. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er noch einmal nach Deutschland zurück, um als Übersetzer an den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen mitzuwirken. Im Alter von 73 Jahren starb er in New York.[5]
Terminologe
Schlomann war Redakteur einer Reihe von sechssprachigen Illustrierten technischen Wörterbüchern auf Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Italienisch und Spanisch, die ab 1906 im Verlag R. Oldenbourg (seinerzeit München und Berlin) in 17 Bänden erschienen. Die Anordnung der technischen Fachwörter erfolgte nicht alphabetisch, sondern in Gruppen nach dem Sachzusammenhang in Verbindung mit alphabetischen Indizes nach Sprachen. Kernelement des Konzepts war daneben eine Vielzahl von technischen Zeichnungen der definierten Begriffe, so dass die „Wörterbücher“ (eigentlich Terminologien) auch für Nutzer weiterer Sprachen hilfreich waren.[6] So wurden z. B. einige Bände ins Tschechische sowie in die Plansprachen Esperanto und Ido übersetzt. Eugen Wüster, der als Begründer der modernen Terminologiewissenschaft gilt, hat Schlomann in seinem Grundlagenwerk Internationale Sprachnormung in der Technik (1931) sehr häufig erwähnt und fühlte sich durch ihn stark beeinflusst.
Daneben übernahm Schlomann die Herausgabe der vollständig revidierten 6. Aufl. 1932 des dreisprachigen Technischen Wörterbuchs Deutsch, Englisch, Französisch von Egbert von Hoyer und Franz Kreuter, das zuletzt in der 5. Aufl. 1903 erschienen war.[7]
Wirtschaftsprüfung
Als Ende der 1920er Jahre das neue Berufsbild des Wirtschaftsprüfers festgelegt wird, setzt sich Schlomann in Zusammenarbeit mit dem Verband Beratender Ingenieure dafür ein, dass die diesbezügliche Tätigkeit der Ingenieure angemessene Berücksichtigung findet.[8]
Die Reihe „Schlomann–Oldenbourg“
- Band 1 Die Maschinenelemente und die gebräuchlichsten Werkzeuge. 1906, 1938, 1968 (Übersetzung ins Ido 1910).
- Band 2 Elektrotechnik und Elektrochemie. 1907, 1928.
- Band 3 Dampfkessel. Dampfmaschinen, Dampfturbinen, 1908, 1942.
- Band 5 Eisenbahnbau und Eisenbahnbetrieb. 1909. (archive.org).
- Band 6 Eisenbahnmaschinenwesen. 1909. (archive.org).
- Band 8 Der Eisenbeton im Hoch- und Tiefbau. 1910. (archive.org). (Übersetzung ins Esperanto Armita betono en sur- kaj subteraj konstruajhoj, 1935).
- Band 9 Werkzeugmaschinen für Metall- und Holzbearbeitung. 1910. (archive.org).
- Band 10 Motorfahrzeuge. Motorwagen. Motorboote, Motorluftschiffe, Flugmaschinen, 1910. (archive.org).[9]
- Band 11 Eisenhüttenwesen
- Band 12 Wassertechnik. Lufttechnik, Kältetechnik, 1915.
- Band 13 Baukonstruktionen. 1919. (archive.org).
- Band 14 Faserrohstoffe. 1923, 1930.
- Band 15 Spinnerei und Gespinste. 1925.
- Band 16 Weberei und Gewebe. 1930
- Band 17 Luftfahrt. 1932.
Literatur
- Alfred Schlomann. In: Theodor Westrin, Ruben Gustafsson Berg (Hrsg.): Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi. 2. Auflage. Band 24: Ryssläder–Sekretär. Nordisk familjeboks förlag, Stockholm 1916, Sp. 1102 (schwedisch, runeberg.org). Außerdem Alfred Schlomann. In: Theodor Westrin, Ruben Gustafsson Berg, Eugen Fahlstedt (Hrsg.): Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi. 2. Auflage. Band 38: Supplement: Riksdagens bibliotek–Öyen; tillägg. Nordisk familjeboks förlag, Stockholm 1926, Sp. 226 (schwedisch, runeberg.org).
- Helga Wagner: Schwierige Spurensuche. In: Nordkurier, Beilage Heimat Kurier, 10. Juni 2013, S. 23.
- Elizabeth Lowe Schlomann, Sue Ellen Wright: The Life and Works of Alfred Schlomann: Terminology Theory and Globalization. Beitrag zum 15th European Symposium on Languages for Special Purposes. Bergamo 2005. Veröffentlicht in Heribert Picht (Hrsg.): Modern Approaches to Terminological Theories and Applications. Peter Lang, New York 2006, S. 153–161.
- Schlomann, Alfred F., in: Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. München : Saur, 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 331
Einzelnachweise
- ↑ Schlomann auf ancestry.com
- ↑ Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof (Malchow).
- ↑ Universität Rostock, „Kleine Matrikel“ 1903, Nr. 25.
- ↑ So die Autorenbezeichnung in Schlomanns Schrift Wirtschaft, Technik und Wirtschaftsprüfung. Berlin 1932. S. Personal- und Vorlesungsverzeichnis TH Berlin 1937/1938. (PDF) S. 10.
- ↑ Wagner 2013.
- ↑ Vorabrezension des Band 1 mit Beschreibung der Arbeitsweise (Übersetzung anhand der Zeichnung) und Beispiel eines Eintrags in: Hans A. Martens: Bücherschau. In: Polytechnisches Journal. 319, 1904, S. 751–752.
- ↑ Technologisches Wörterbuch. Gewerbe, Industrie, Technik und ihre wissenschaftlichen Grundlagen, Berg- und Hüttenwesen, Aufbereitungsindustrie, Rohstoffe, Werkstoffe, Materialprüfung, Halb- und Fertigerzeugnisse, Elektrotechnik, Fernmeldetechnik, Meßtechnik, Filmtechnik, Optische Industrie, Waffentechnik, Arzt- und Gesundheitstechnik, Unfallverhütung, Bauwesen, Chemische Technologie, Landwirtschaft- und Forstwesen, Nahrungsmittelindustrie, Textilindustrie, Bekleidungsindustrie, Handel, Messewesen, Bankwesen, Verkehr- und Kraftfahrwesen, Schiffbau und Schiffahrt, Patentwesen, Zollwesen, Rechtskunde und zahlreiche andere Fachgebiete / Hoyer-Kreuter. Hrsg. von Alfred Schlomann. Springer Berlin 1932.
- ↑ Wirtschaft, Technik und Wirtschaftsprüfung. Berlin 1932, ISBN 978-3-642-47712-6.
- ↑ Zeitgenössische Rezension in: Bücherschau. In: Polytechnisches Journal. 326, 1911, S. 208.
Personendaten | |
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NAME | Schlomann, Alfred |
ALTERNATIVNAMEN | Schlomann, Alfred E. |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Ingenieur und Terminologe |
GEBURTSDATUM | 10. August 1878 |
GEBURTSORT | Malchow, Mecklenburg-Schwerin |
STERBEDATUM | 31. März 1952 |
STERBEORT | New York |