Alois Melichar
Alois Melichar (* 18. April 1896 in Wien; † 9. April 1976 in München) war ein österreichischer Komponist und Dirigent.
Leben
Der Sohn eines Kapellmeisters begann seine musikalische Laufbahn 12-jährig als Geiger in der Kapelle seines Vaters. Er besuchte ein Landlehrerseminar und studierte von 1916 bis 1920 Kontrapunkt an der Musikakademie in Wien.
1920 folgte er seinem Lehrer Franz Schreker nach Berlin, wo er sich bis 1923 im Fach Komposition an der Musikhochschule fortbildete. Ab 1923 arbeitete er als Orchesterdirigent, Musiklehrer und Chorleiter in Aserbaidschan, Armenien, Turkestan und Georgien.
1926 kehrte er nach Berlin zurück und übte bis 1927 das Amt eines Musikredakteurs der Deutschen Allgemeinen Zeitung aus. 1927 bis 1933 war er erster Dirigent und musikalischer Leiter der Deutschen Grammophon-Gesellschaft sowie bis 1934 ständiger Dirigent der Berliner Philharmoniker. In dieser Doppelfunktion schuf er zahlreiche Schallplattenaufnahmen symphonischer Werke, zugleich betätigte er sich als Musikkritiker.
Ab 1933 wirkte er als freischaffender Komponist durch Vermittlung Erich Kleibers vor allem für den Film. Seine erste Filmmusik zu Walzerkrieg um die Rivalität zwischen Joseph Lanner und Johann Strauss trug zum Erfolg des Filmes bei, so dass Melichar zahlreiche weitere Aufträge erhielt. Unter anderem komponierte er 1938 viermal die Musik um Melodramen mit dem italienischen Tenor Beniamino Gigli. Während des Krieges trug er seinen Teil zu einigen Propagandafilmen bei.
Nach 1945 versuchte Melichar seine aktive Rolle im Nationalsozialismus zu verschleiern und sich als Opfer darzustellen. Er behauptete fälschlicherweise, ab 1936 mit Dirigierverbot belegt worden zu sein.[1] Von 1945 bis 1949 war er Dirigent der Wiener Philharmoniker und Wiener Symphoniker. 1946 bis 1949 wirkte er als Musikleiter der Abteilung Ernste Musik des Wiener Radiosenders Rot-Weiß-Rot. Dann ließ er sich in München nieder und arbeitete erneut als Filmkomponist, unter anderem für Das doppelte Lottchen nach Erich Kästner.
Stilistisch war Melichar zuerst von Max Reger und Joseph Marx beeinflusst, danach komponierte er im Geiste des Neoklassizismus Klavierwerke, Kammermusik, Orchesterwerke, Lieder, Chöre und eine Oper. Er veröffentlichte unter anderem 1960 Schönberg und die Folgen, worin er sich kritisch mit der Musik von Arnold Schönberg auseinandersetzte. Über Melichars Buch Überwindung des Modernismus schrieb Otto Dix im Oktober 1954 an einen Freund: „Das müssen Sie unbedingt lesen. Vor allem gefällt mir, mit welchem Witz der Mann die Abstrakten vermittels ihrer eigenen Äußerungen abschlachtet. Sie werden sich kaputt lachen […] Das Buch sollte an alle Zeichenlehrer und Schüler verteilt werden, damit man endlich lernt, über diesen verdammten Unsinn zu lachen.“[2] Gegen Melichars Polemiken verfasste der österreichische Musikforscher und Kritiker Harald Kaufmann 1962 die Streitschrift Alois Melichar und die Ursachen.[3]
Melichars Sohn ist der Schauspieler Rudolf Melichar.
Filmografie
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Literatur
- Hans Jancik: Melichar, Alois. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 14 f. (Digitalisat).
- Stefan Schmidl, The Film Scores of Alois Melichar. Studies in the Music of Austro-German Cinema 1933–1956, Wien 2018, ISBN 978-3-99084-003-0.
Weblinks
- Alois Melichar in der Internet Movie Database (englisch)
- Eintrag zu Alois Melichar im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Werke von und über Alois Melichar im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Zur Rolle Melichars während des Nationalsozialismus siehe: Fred K. Prieberg: Musik im NS-Staat. Fischer, Frankfurt am Main 1982, S. 22 f.
- ↑ Otto Dix, Briefe. Köln 2013. S. 642.
- ↑ in: Harald Kaufmann: Von innen und außen. Schriften über Musik, Musikleben und Ästhetik. Hrsg. von Werner Grünzweig und Gottfried Krieger. Wolke, Hofheim 1993, S. 86–92.
Personendaten | |
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NAME | Melichar, Alois |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Komponist und Dirigent |
GEBURTSDATUM | 18. April 1896 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 9. April 1976 |
STERBEORT | München |