Amalie Joachim
Amalie Maria Joachim, geb. Schneeweiss (* 10. Mai 1839 in Marburg an der Drau, Kaisertum Österreich; † 3. Februar 1899 in Berlin) war eine österreichisch-deutsche Opernsängerin (Alt).
Leben
Amalie Schneeweiss war die Tochter des Bezirksgerichtsassessors Franz Max Schneeweiss aus dessen Ehe mit Eleonore Schneeweiss geb. Lindes. Ihr Bruder war der Musiker und Theologe Franz Schneeweiss, der im Winter 1850/51 in die USA emigrierte.
Zu Beginn der 1850er Jahre übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Graz. Erste Auftritte bestritt sie bereits im Alter von 14 Jahren und nannte sich fortan „Amalie Weiss“. Von Ende 1854 bis zum Frühjahr 1862 war sie am Kärntnertortheater in Wien engagiert.[1]
Im April 1862 erhielt sich durch die Vermittlung von Bernhard Scholz ein Engagement am Theater in Hannover, wo sie zuvor bereits mehrfach gastiert hatte.[2] Dort lernte sie den Konzertmeister Joseph Joachim kennen, den sie am 10. Juni 1863 in der städtischen Kreuzkirche heiratete. Mit ihm hatte sie sechs Kinder.
Wenngleich sie mit der Eheschließung ihre Bühnenkarriere beendete, so trat sie doch in den folgenden Jahren weiterhin als Konzertsängerin auf, teilweise gemeinsam mit ihrem Mann sowie mit der befreundeten Clara Schumann. Mit beiden unternahm sie auch längere Tourneen, darunter bis nach London. Bis in die 1870er Jahre nahm sie auch noch regelmäßig an Aufführungen der Sing-Akademie zu Berlin teil, deren Ehrenmitglied sie später wurde.
Nach 21 Jahren wurde die Ehe nach zermürbenden, mehrjährigen Streitigkeiten geschieden: Der krankhaft eifersüchtige Ehemann hatte seine Frau des Ehebruchs beschuldigt. Selbst Brahms ergriff im Ehekonflikt Partei für Amalie.
Nach der Ehescheidung war sie gezwungen, wieder als Konzertsängerin zu arbeiten. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf dem Lied- und Oratoriengesang. In diesem Bereich setzte sie Maßstäbe. Sie wurde oft von Hans Schmidt auf dem Klavier begleitet. 1885 und 1886 unternahm sie Konzertreisen mit Laura Rappoldi aus Dresden.
Sie beförderte auch den Werdegang anderer Künstler. So vermittelte sie z. B. Monika Hunnius, Sängerin, später auch Gesangslehrerin und Schriftstellerin an Julius Stockhausen und gab ihr regelmäßig Ratschläge. Auch die später berühmte Altistin und Mezzosopranistin Mme. Charles Cahier soll bei ihr in Berlin Unterricht genommen haben.
Amalie Joachim starb 1899 an den Folgen einer Gallenoperation und wurde auf dem Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof in Berlin beerdigt. Ihr Grab war bis 2015 als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet.
Eine ihrer Töchter, Marie Joachim (* 31. Januar 1868 in Hannover; † 1918), wurde Sängerin und arbeitete in späteren Jahren mit dem langjährigen Wegbegleiter von Amalie, Raimund von Zur Mühlen zusammen.
Widmungen
Mehrere Komponisten widmeten Amalie Joachim ihre Werke, darunter
- Johannes Brahms, Vier Duette op. 28 (1863); Zwei Gesänge für eine Altstimme mit Bratsche und Klavier op. 91 (1884).
- Heinrich von Sahr, Sechs Lieder für Alt und Klavier op. 11 (1878)
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Weiß, Amalie. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 54. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1886, S. 89 f. (Digitalisat).
- Ludwig Eisenberg: Amalie Joachim. In: Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Paul List, Leipzig 1903, S. 483 (daten.digitale-sammlungen.de).
- Joachim, Amalie; geb. Schneeweiß, Ps. Weiß (1839–1898), Sängerin. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 118.
- Friedrich Blume: Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik, unter Mitarbeit zahlreicher Musikforscher des In- und Auslandes. Band 7, Spalte 56
- Hiltrud Schroeder (Hrsg.): Sophie & Co. Bedeutende Frauen Hannovers. Biographische Portraits, Fackelträger-Verlag, Hannover 1991, ISBN 3-7716-1521-6, S. 239 f.
- Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens, unter Mitwirkung von Hansjörg Rost: Großes Sängerlexikon, Band 2, M–Z, mit einem Anhang: Verzeichnis von Opern und Operetten. Francke, Bern 1997, Spalte 3169.
- Hugo Thielen: Weiss (eigtl. Schneeweiß), Amalie. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 380 f., teilweise online über Google-Bücher.
- Beatrix Borchard: Joachim, Ehepaar. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9.
- Beatrix Borchard: Stimme und Geige. Amalie und Joseph Joachim. Biographie und Interpretationsgeschichte, in der Reihe Wiener Veröffentlichungen zur Musikgeschichte, Band 5. 2., unveränderte Auflage. Böhlau, Wien, 2007, ISBN 978-3-205-77629-1.
- Hugo Thielen: Weiss, Amalie. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 663.
- Beatrix Borchard: Stimme und Geige – Amalie und Joseph Joachim. In: Die Zeit, Nr. 50/2005; Rezension
Weblinks
- Amalie Joachim im Bayerischen Musiker-Lexikon Online (BMLO)
- Amalie Joachim in der Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
- Amalie Joachim. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
- Amalie Joachim bei MUGI – „Musik und Gender im Internet“.
Einzelnachweise
- ↑ Borchard (2007), S. 171–216.
- ↑ Georg Fischer: Musik in Hannover. Hannover/Leipzig 1903, S. 201 f. (Textarchiv – Internet Archive)
Personendaten | |
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NAME | Joachim, Amalie |
ALTERNATIVNAMEN | Joachim, Amalie Maria (vollständiger Name); Schneeweiss, Amalie (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichisch-deutsche Opernsängerin (Alt) |
GEBURTSDATUM | 10. Mai 1839 |
GEBURTSORT | Marburg an der Drau |
STERBEDATUM | 3. Februar 1899 |
STERBEORT | Berlin |
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Artist: E. bieber Date/place: Unknown date/Hamburg Subject: Amalie Joachim Medium: Photographic posetive Notes: Austrian singer. Born in Maribor 10.05. 1839 - dead in berlin 03.02. 1899 Original belongs to the Archives at #//bergenbibliotek.no/digitale-samlinger” Bergen Public Library | Amalie Joachim portrait | Bergen Public Library Norway from Bergen, Norway | Datei:Amalie Joachim portrait (10941053925).jpg | |
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Ehrengrab, Joseph Joachim und Amalie Joachim , Fürstenbrunner Weg 69, Berlin-Westend , Deutschland | Eigenes Werk | OTFW , Berlin | Datei:Ehrengrab Fürstenbrunner Weg 69 (West) Joseph und Amalie Joachim.jpg | |
Blick vom Spitalplatz (heute Albertinaplatz) nach Osten, links die Komödiengasse (heute ungefähr die Maysedergasse), rechts die Sattlergasse (heute ungefähr die Philharmonikerstraße), ganz rechts das 1802 wiedereröffnete Neue Kärntnertor unter dem Ostende der Augustinerbastei (heute Staatsoper) | dorotheum.com | Carl Wenzel Zajicek | Datei:Karl Wenzel Zajicek Kärtnertortheater 2.jpg |