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vom 01.12.2019, aktuelle Version,

Bert Neumann

temporäre Gedenktafel, Rosa-Luxemburg-Platz 1, in Berlin-Mitte

Bert Neumann (* 9. November 1960 in Magdeburg; † 30. Juli 2015) war ein deutscher Künstler, Bühnenbildner und Kostümbildner.

Leben

Neumann wuchs in Ost-Berlin auf und absolvierte 1979 das Abitur. Anschließend arbeitete er in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz als Bühnentechniker, bevor er im Fotoarchiv der Abteilung Darstellende Kunst in der Akademie der Künste (Ost) zu arbeiten begann. 1980 bis 1985 studierte er an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und schloss das Diplom für Bühnen- und Kostümbild mit „sehr gut“ ab. Im Anschluss wurde er für drei Jahre an das Hans Otto Theater in Potsdam verpflichtet[1], jedoch wurde der Vertrag nach nur zwei Spielzeiten im gegenseitigen Einvernehmen aufgehoben.

Mit dem Verkauf von selbst bedruckten T-Shirts, die er zusammen mit Lenore Blievernicht entwarf, bereisten beide anschließend die DDR zwischen Leipzig, Dresden, Warnemünde und Wismar. 1986 und 1988 brachte Lenore Blievernicht die gemeinsamen Söhne Leonard und Silvester zur Welt.

Seit 1988 arbeitete Neumann als freier Künstler. Ins selbe Jahr fiel die erste Zusammenarbeit mit Frank Castorf an der Volksbühne in Berlin, wo sie gemeinsam Schillers Räuber inszenierten.[1] 1989 fand Neumanns erste Ausstellung Werk III Das Schweigen der Sirenen, die er gemeinsam mit dem Maler Volker Mehner erarbeitet hatte, in der Galerie „Weißer Elefant“ statt. 1990 gründete Neumann zusammen mit Lenore Blievernicht und Susanne Schuboth, die nach zwei Jahren in die Niederlande zog, das autonome Grafikbüro „LSD“.[2] Dieses entwarf in der Folge – vom Programmzettel (statt –heft) bis zum „laufenden Rad“ – das imagebildende Marketing der Volksbühne.[3]

Für Wahrzeichen der Volksbühne, wie Signet oder „Bandenwerbung“, zeichnete Neumann verantwortlich. [4]

Seit 1992 war er Chef-Bühnenbildner an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Neumann arbeitete in der Folgezeit u. a. mit den Regisseuren Thomas Langhoff, Peter Konwitschny, Christoph Schlingensief und Leander Haußmann zusammen, für dessen Film Sonnenallee er auch die Kostüme entwarf. Kontinuierlich arbeitete Neumann, außer mit Castorf, seit 2000 ebenfalls mit dem Autor und Regisseur René Pollesch zusammen, seit 2003 auch mit Johan Simons. Als Bühnenbildner wirkte Neumann, der bis 2010 neben Castorf Co-Leiter der Berliner Volksbühne war,[5] auch an Theatern wie der Opéra National de Paris und der De Nederlandse Opera, Amsterdam.

Bert Neumann war der erste Raumkünstler des deutschsprachigen Theaters, der geschlossene Räume und daraus resultierend die Großaufnahme (per Video) in das deutschsprachige Theater brachte. Ebenso neuartig war 1999 seine Raumkonstruktion zu den Rosenkriegen von Shakespeare. Im Prater, der zweiten Spielstätte der Volksbühne, baute er für diese Inszenierungen ein „New Globe“. Auf dem Bühnenboden, auf den die Zuschauer, von oben aus den einzelnen Logen heraus sich selbst und das Spielgeschehen gleichermaßen beobachtend, hinuntersahen, fungierte ein Teppich als „horizontaler Vorhang“, der den Blick in die Unterwelt des Kellers freigab und wieder verhüllte.

Mit der „Rollenden Roadschau“ (RRS) der Volksbühne konzipierte Neumann zusammen mit Hannah Hurtzig eine Form der aus dem Theater in die Vororte der Städte hinausgetragenen „Schauspiel-Lust“. Auf der EXPO 2000 in Hannover beginnend, tourte die RRS weiter nach Berlin und anschließend über Saő Paulo, Schwedt, Mühlheim und Sofia um die Welt. Die vier Wagen der RRS gastierten zum letzten Mal im September 2011 in Tokyo.[6]

2003 kam Neumanns jüngerer Sohn bei einem Brand in der elterlichen Wohnung ums Leben.[7]

2009 wurde Neumann zum Mitglied der Berliner Akademie der Künste berufen.

2010 stellte Neumann unter dem Titel Setting of a Drama im Wiener Augarten Contemporary aus.[8]

Bert Neumann starb überraschend am 30. Juli 2015 im Alter von 54 Jahren[9] in seinem Ferienhaus in Mecklenburg-Vorpommern.[10]

Werke (Auswahl)

Auszeichnungen

Würdigung

Der Kritiker Peter Laudenbach sagte über Bert Neumann in der Süddeutschen Zeitung, er sei "der wichtigste Bühnenbildner seiner Generation".[15] Michael Laages urteilte in Deutschlandradio Kultur, er sei "der prägendste unter den Bühnenbildnern und Raumgestaltern im deutschen Theater" gewesen, also das was man »stilprägend« nennt.[4] Der FAZ-Theaterkritiker Carl Hegemann stellte heraus, Neumann "setzte Trends und beeinflusste die Mode und auch die Werbung stark".[9]

Literatur

  • Hannah Hurtzig (Hrsg.): Imitation of Life. Bert Neumann. Bühnenbilder. Theater der Zeit, Berlin 2001, ISBN 978-3-934344-08-2.
  Commons: Bert Neumann  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Einzigartige Theaterräume. Am 9. November 2010 auf deutschlandradiokultur.de
  2. Link zum LSD (Memento vom 29. Juli 2004 im Internet Archive)
  3. Daniel Völzke: Was macht die Kunst, Bert Neumann?. Am 14. Juli 2010 auf monopol-magazin.de
  4. 1 2 Michael Laages: Ein Bühnen-Erfinder mit Hang zum Flitter. Am 31. Juli 2015 auf deutschlandradiokultur.de
  5. Peter Kümmel: Das Notglück. Am 8. Mai 2010 auf zeit.de
  6. Festival/Tokyo 2011 Preview. Am 9. Juli 2011 auf tokyostages.wordpress.com
  7. Cay Dobberke, Katja Füchsel: Geschirrspüler in Flammen – 14-Jähriger starb bei Wohnungsbrand. Am 17. April 2003 auf tagesspiegel.de
  8. Wolfgang Kralicek: Rummelplatz der Emotionen. In: FALTER 23/2010.
  9. 1 2 Carl Hegemann: Der Souverän der Volksbühne . Am 1. August 2015 auf faz.net
  10. siehe Nachruf der Süddeutschen Zeitung vom 3. August 2015
  11. Spielzeitchronik 2000 bis 2010. Abgerufen am 22. Juni 2019.
  12. THEATERPREIS BERLIN STATUT. 1. April 2019, abgerufen am 3. Oktober 2019.
  13. René Pollesch: "Jeder Raum, den du gebaut hast, erzählt diese Autonomie, lieber Bert. Und lässt einen an der eigenen Autonomie bauen.". Laudatio zur Verleihung des Hein-Heckroth-Bühnenbildpreises 2015 vom 26. April 2015 auf nachtkritik.de
  14. Die Auswertung: Die größte Ehre. In: kultiversum. Die Kulturplattform. Abgerufen am 25. August 2016.
  15. „Der Osten leuchtete“, Porträt im Nachruf der Süddeutschen Zeitung vom 3. August 2015

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