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vom 07.03.2022, aktuelle Version,

Boris III. (Bulgarien)

Boris III.
Zar Boris III. von Bulgarien 1929 bei einem Besuch in Berlin

Boris III. – gebürtig Boris Klemens Robert Maria Pius Ludwig Stanislaus Xaver Sakskoburggotski, Prinz von Tarnowo; bulg. Борис Клемент Роберт Мария Пий Луи Станислав Ксавие Сакскобургготски[1] – (* 30. Januar 1894 in Sofia; † 28. August 1943 ebenda) war ein Angehöriger des Hauses Sachsen-Coburg-Koháry und von 1918 bis zu seinem Tod Zar von Bulgarien.

Zar von Bulgarien seit 1918

Königliches Monogramm

Boris von Bulgarien wurde am 30. Januar 1894 als ältester Sohn Ferdinands I. und dessen Ehefrau Marie Louise von Bourbon-Parma in Sofia geboren. Sein Vater war seit 1887 regierender Herrscher (Knjaz) des teilautonomen Fürstentums Bulgarien. Als Kronprinz erhielt er in Anlehnung an den frühmittelalterlichen Herrscher und bulgarischen Nationalheiligen Boris dessen Namen und trug den Titel Prinz von Tarnowo. Boris gehörte dem weitverzweigten Haus Sachsen-Coburg-Koháry an, einer Nebenlinie der Wettiner, und wie im 19. Jahrhundert üblich, bestanden zu zahlreichen Familien der europäischen Hocharistokratie enge Verwandtschaftsverhältnisse.

Er war der Sohn von Zar Ferdinand I. und bestieg 1918 den Thron, als sein Vater infolge der Niederlage Bulgariens im Ersten Weltkrieg abdankte. Es war die zweite größere Niederlage des Landes in nur fünf Jahren nach den Balkankriegen 1913. Im Vertrag von Neuilly-sur-Seine musste Bulgarien Land an seine Nachbarn abtreten und schmerzhafte Reparationen bezahlen, was die politische und wirtschaftliche Stabilität bedrohte.

Zwei Bewegungen, die Agrarische Union und die Kommunistische Partei, riefen nach dem Sturz der Monarchie und einem Regierungswechsel. Unter diesen Umständen bestieg Boris den Thron.

Ein Jahr nach Boris’ Thronbesteigung wurde Aleksandar Stambolijski, Mitglied der Agrarischen Union, zum Ministerpräsidenten gewählt. Beim zahlenmäßig starken Bauernstand beliebt, zog er sich die Feindschaft der Mittelklasse und des Militärs zu. Bereits im April 1923 war Boris in die Verschwörungspläne gegen den Regierungschef eingeweiht. Nach dem Putsch vom 9. Juni 1923 vereidigte er die neue Regierung der Putschisten und nahm den „Rücktritt“ von Stambolijskis Kabinett entgegen.[2] Infolge des Putsches kam es im September zu einer kommunistischen Erhebung, die als Septemberaufstand bekannt wurde. Am 16. April 1925 verübte die illegalisierte Kommunistische Partei in der orthodoxen Kathedrale von Sofia ein Attentat auf Zar Boris III. und die dort versammelten Regierungsmitglieder. Der König entging durch einen Zufall dem Bombenanschlag, jedoch kamen über 200 Kirchenbesucher ums Leben.

1925 erklärte Griechenland Bulgarien den Krieg. Trotz der Intervention des Völkerbundes dauerte die Verwirrung bis 1934, als Boris dem Militär die Errichtung einer Diktatur ermöglichte. Im Folgejahr übernahm er die Kontrolle über das Land und regierte als absoluter Monarch, setzte jedoch später das Parlament wieder ein und gab den Frauen das Wahlrecht.

Zweiter Weltkrieg

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges sympathisierte die bulgarische Bevölkerungsmehrheit mit Deutschland, das Rumänien gezwungen hatte, die südliche Dobrudscha an Bulgarien zurückzugeben. 1941 verbündete sich Boris III. mit den Achsenmächten und schloss sich Deutschlands Krieg gegen Griechenland und Jugoslawien an, um zu versuchen, die im Vertrag von Neuilly-sur-Seine verlorenen Gebiete zurückzugewinnen. Trotz seiner Sympathien für Deutschland verweigerte Boris III. die Zusammenarbeit mit dem Naziregime in zwei wesentlichen Punkten:

Das Zepter von Boris III

Anfang 1943 verlangte Deutschland, dass die bulgarischen Juden als Teil „Endlösung der Judenfrage“ ins okkupierte Polen geschickt werden, und entsandte zu diesem Zweck SS-Hauptsturmführer Theodor Dannecker nach Bulgarien. Dieser organisierte zunächst die Deportation von über 11.000 Juden in den besetzten Gebieten unter bulgarischer Herrschaft in Thrakien und Makedonien. Als jedoch auch die bulgarischen Juden in die Konzentrationslager deportiert werden sollten, führte dieses Ansinnen zu einem öffentlichen Aufschrei der Entrüstung, geführt von prominenten Persönlichkeiten wie Parlamentspräsident Dimitar Peschew und Erzbischof Stefan von Sofia. Zar Boris, der bisher in der Deportationsfrage laviert hatte, sah sich gezwungen zu handeln, so dass die Deportation der 48.000 bulgarischen Juden ins KZ Auschwitz-Birkenau verhindert werden konnte.

Noch inakzeptabler für Hitler als die in Bulgarien gescheiterte Vernichtung der jüdischen Bevölkerung war aber die Weigerung des Zaren, der Sowjetunion den Krieg zu erklären, vor allem als sich die Kriegsniederlage Deutschlands abzuzeichnen begann. Im August 1943 lud Hitler Zar Boris III. zu einem Treffen nach Berlin. Während Boris einer Kriegserklärung gegen die vermeintlich weit entfernten Mächte Vereinigtes Königreich und USA zustimmte, lehnte er wiederum eine Beteiligung Bulgariens am Krieg gegen die Sowjetunion ab. Auf Hitlers Drängen auf den Kriegseintritt soll der Zar geantwortet haben, das bulgarische Volk würde nie seine Waffen gegen Russland erheben, dem es die Befreiung vom 500-jährigen türkischen Joch verdanke. Außerdem verwies der Zar auf die unsichere Haltung der benachbarten neutralen Türkei. Der „symbolische“ Krieg gegen die Westmächte führte für die Einwohner Sofias in eine Katastrophe. Ihre Stadt wurde 1943 und 1944 von der Royal Air Force und der United States Air Force mittels Bombardierung massiv zerstört.

Der mysteriöse Tod, zwei Wochen nach diesem Treffen, ist bis heute nicht ganz aufgeklärt.

Bald nach seiner Rückkehr nach Sofia verstarb Boris III. während einer Wanderung im Rila-Gebirge, vermutlich an einem Herzversagen. Im Polizeibericht vom 6. September 1943 wurde festgehalten, Zar Boris III. könnte Opfer einer vorsätzlichen Vergiftung gewesen sein.[3] Auf den Thron folgte sein sechsjähriger Sohn Simeon.

Zar Boris III. wurde im mittelalterlichen Kloster Rila beigesetzt. Nachdem die Kommunisten 1944 an die Macht gelangt waren, ließen sie den Leichnam exhumieren und im Hof des Wrana-Palastes bestatten. Nach dem Fall des kommunistischen Regimes wurde versucht, ihn erneut zu exhumieren, doch man fand nur sein Herz, das wieder im Rila-Kloster beigesetzt wurde.

Ehe und Nachkommen

Zar Boris III. heiratete am 25. Oktober 1930 Prinzessin Giovanna von Savoyen (1907–2000), zweitjüngste Tochter des italienischen Königs Viktor Emanuel III. und Königin Elena. Die Ehe wurde in der Basilika San Francesco von Assisi nach katholischem Ritus geschlossen. Anschließend schiffte sich das Paar in Brindisi ein und ging am 30. Oktober in der bulgarischen Hafenstadt Burgas feierlich an Land. In einer orthodoxen Zeremonie wurde die Heirat am 9. November in Sofia wiederholt und Giovanna trug fortan den Namen Zariza Joanna.[4]

Aus der Ehe gingen zwei Nachkommen hervor:

  • Maria Luisa (* 13. Januar 1933) ⚭ Karl zu Leiningen
  • Simeon (* 16. Juni 1937) ⚭ Margarita Gómez-Acebo y Cejuela

Sonstiges

Zar Boris III, Bildhauer: Kunyo Novachev, Architekt: Milomir Bogdanov, 2016

Boris III. war ein begeisterter Eisenbahnliebhaber und führte nicht selten auch selbst Dampflokomotiven. Er selber hatte einen offiziellen Lokführerschein.

Der Park Borissowa gradina in Sofia ist nach ihm benannt.

An Boris III. erinnert auch der Name der 1925 beschriebenen Bulgarischen Tanne (Abies borisii-regis Mattf.).

Orden (Auswahl)

Literatur

  • Michael Bar-Zohar: Beyond Hitler’s Grasp. The heroic Rescue of Bulgaria’s Jews. Adams, Avon MA 1998, ISBN 1-58062-541-X.
  • Hans-Joachim Härtel, Roland Schönfeld: Bulgarien. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Verlag Friedrich Pustet u. a., Regensburg 1998, ISBN 3-7917-1540-2, (Ost- und Südosteuropa. Geschichte der Länder und Völker).
  • Nentscho Iliev: Boris III, König der Bulgaren. Balgarsko Delo u. a., Sofia 1943.
  • Ana Karlsreiter: König Boris III. von Bulgarien und die bulgarische Außenpolitik 1938–1943. München 2001, (München, Univ., Diss., 2001).
  • Boris III., in: Internationales Biographisches Archiv 11/1962 vom 5. März 1962, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  • Wolf Oschlies: Boris III., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. München 1974, S. 239–241.
  • Helmut Heiber, Der Tod des Zaren Boris. Institut für Zeitgeschichte München, Heft 4 Jahrgang 1961.
  • Hans-Joachim Böttcher: Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha 1861 - 1948 – Ein Kosmopolit auf dem bulgarischen Thron. Osteuropazentrum Berlin - Verlag (Anthea Verlagsgruppe), Berlin 2019, ISBN 978-3-89998-296-1, S. 383 – 389 u. v. a.
Commons: Boris III. von Bulgarien  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pachanko Dimitrov, "Boris III tsar des Bulgares (1894-1943). Travailleur, citoyen, tsar", Sofia, Ed. Universitaire "Sveti Kliment Ohridski", 1990 (Пашанко Димитров, "Борис ІІІ цар на българите (1894-1943). Труженик, гражданин, цар", София, УИ "Свети Климент Охридски", 1990)
  2. Härtel, Hans-Joachim & Schönfeld, Roland: Bulgarien, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, 1998, S. 189.
  3. Text des Polizeiberichts (bulg.)
  4. Sonja Kechlibarewa: Бургас първи посреща царската двойка. Burgas empfängt als erstes das Zarenpaar. (Nicht mehr online verfügbar.) factor-bs.com, 21. September 2012, archiviert vom Original am 22. November 2012; abgerufen am 10. Oktober 2012 (bulgarisch).