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vom 13.12.2021, aktuelle Version,

Brauerei Liesing

Brauerei Liesing – Breitenfurter Straße
Logo „Liesinger Bier“
Restauration der Brauerei 2012
Ammoniakkompressor 1885–1976, in der Breitenfurter Straße bis 2012 aufgestellt
Liesinger Brauerei-Turm im Jahr 2006
Eines der Arbeiterwohnhäuser von Leopold Simony
Das Bräuhaus in Liesing um das Jahr 1872 (links oben, Ausschnitt aus dem Aufnahmeblatt 1:25.000 der Landesaufnahme)

Die Brauerei Liesing war eine Bierbrauerei im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing. Seit 2006 ist das Areal ein städtebauliches Projektgebiet.

Lage

Das Areal der ehemaligen Liesinger Brauerei befindet sich auf der Breitenfurter Straße 372–380. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Aquädukt Liesing der I. Wiener Hochquellenwasserleitung. Der historische Felsenkeller befand sich zwischen der Breitenfurter Straße und heutigen Rudolf-Waisenhorn-Gasse.

Geschichte

Die Brauerei Liesing wurde von Johann Georg Held (1796–1850) initiiert, der 1828 die Genehmigung zum Bau einer Brauerei erhielt. Bereits 1803 hatte seine Mutter den alten Felsenkeller unter dem „Steinmaßl“ erworben. Held errichtete die Brauerei bis 1838. Die Gebäude waren aus teilweise verputzte Backstein und befanden sich beiderseits einer Werksstraße.

Ab 1839 wurde Bier in der Liesinger Brauerei gebraut und am 7. März erstmals ausgeschenkt. In den Folgejahren nahmen Bier und Ausschank als „Ober-Liesinger Felsenkeller-Bräu“ ihren Aufstieg. Auch aufgrund seiner günstigen Lage zur 1841 eröffneten Südbahnstrecke nahm das Unternehmen Helds einen großen Aufschwung.

In seinem Testament hatte Held verfügt, die florierende Brauerei nach seinem Tode einzustellen, das Brauhaus zu versteigern und all seinen Besitz zu verkaufen. Doch dazu kam es nicht: Helds Erben wurden von den Mitbesitzern Moritz Faber und Theodor Löwenthal ausbezahlt, welche die Brauerei Liesing fortführten und vergrößerten.

1872 wurde die Brauerei in die „Aktiengesellschaft der Liesinger Brauerei“ umgewandelt, welche auch kurz als Aktienbrauerei Liesing bezeichnet wurde.

Am Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu größeren baulichen Veränderungen in der Brauerei. So erhielt 1882 die Brauerei ein Anschlussgleis zum Bahnhof Liesing an der Südbahn,[1] das mittlerweile wieder abgetragen ist. Die Güterwagen wurde auf dieser Strecke in den Jahren um 1960 (neben dem Einsatz einer kleinen Diesellok der Bauart Köf) durch eine straßentaugliche Zugmaschine (mit Gummibereifung, keine Eisenbahnräder) bewegt. Dieses Fahrzeug hatte an seiner Hinterseite Eisenbahnpuffer und eine Kupplung für Eisenbahnwaggons.[2]

1898 wurde nach Plänen des Büro Fellner & Helmer ein Turm auf dem Brauerei-Gelände errichtet, welcher das Wahrzeichen der Brauerei wurde. Die Liesinger Brauhaus-Restauration mit einem großen Tanzsaal war jahrzehntelang ein beliebtes Ausflugslokal der Liesinger. Bis 1914 entstanden für die Brauerei-Arbeiter und deren Familien diverse Wohnhäuser nach Plänen von Leopold Simony.

1928 erfolgte die Fusion mit der Österreichischen Brau-AG. Während des Dritten Reiches arbeiteten in der zur „Ostmärkischen Brau AG“ gehörenden Brauerei auch Häftlinge des Konzentrationslagers Schwechat II „Santa“.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges zählte die Liesinger Brauerei 1945 zu den ersten Betrieben, die wieder voll arbeiten konnten. Die Aktienbrauerei befand sich damals in den Händen der USIA, also der sowjetischen Besatzungsmacht. Diese stellten die Versorgung mit Gerste sicher und beschäftigten 500 Arbeiter.

Ende der 1960er Jahre entstand noch eine Siloanlage für 22.000 Tonnen Gerste. Am 13. Juli 1973 wurde in der Brauerei der letzte Sud vorbereitet.[3] Danach bestanden in Liesing nur noch Abfüllanlagen für Limonade (Keli) und Sodawasser. 1990 wurde der letzte große Schornstein und das Kesselhaus abgetragen. In den 1990er Jahren waren weite Teile des Areals Marktgebiet für Flohmärkte. Nach einem spektakulären Großbrand am 11. Februar 2005[4] wurden auch diese Aktivitäten beendet und es begannen die Abbrucharbeiten.

Bis zum Abbruch erinnerte ein Brauereimuseum an die Geschichte der Brauerei.[5]

Neues Stadtviertel

Von 2008 bis 2012 wurden auf dem zehn Hektar großen Brauerei-Gelände mehr als 450 Wohnungen, ein Einkaufszentrum, ein Wohnheim und ein Kindertagesheim errichtet. Auch Büros und ein Ärzte- und Sportzentrum wurden vorgesehen. Von den drei Hektar Wald am Gelände blieb ca. 1 Hektar erhalten. Das städtebauliche Konzept für den neuen Liesinger Bezirksteil stammt von Coop Himmelb(l)au, der Bau erfolgt durch drei verschiedene Bauträger, die für ihre Projektteile die Architekturbüros Coop Himmelb(l)au, Delugan Meissl und Johannes Kaufmann Architektur engagierten. Das Einkaufszentrum wurde mit einem mehrtägigen Fest vom 29. September bis 2. Oktober 2010 eröffnet. Das Einkaufszentrum trägt den Namen „Riverside“.[6] Da es mehrere ähnlich benannte Unternehmen in Wien gab, führte die Benennung zum Vorschlag eines Gemeindepolitikers der FPÖ, der Wiener Gemeinderat möge zur Vermeidung von Verwechslungen ordnend eingreifen.[7]

Mit der Eröffnung des neuen Gebietes wurde auch eine neu errichtete Fußgängerbrücke – der damalige Steg Fabergasse – über die Liesing freigegeben. Dieser Steg verbindet das nördliche Ende der Fabergasse mit dem neuen Bezirksteil. Er ersetzt die 1927 gebaute Fußgängerbrücke (Brauereisteg), die ca. 100 Meter östlich zu einem der Haupteingänge der früheren Brauerei geführt hatte.[8] In seiner Sitzung am 7. November 2011 benannte der Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft die unter dem Namen Steg Fabergasse errichtete Fußgängerquerung der Liesing in Brauereisteg zur Erinnerung an die ehemalige Liesinger Brauerei um.[9] Außerdem erhielt die Bushaltestelle vor der Riverside-Apotheke den nostalgischen Namen Alte Brauerei Liesing.

Produkte

In der Brauerei Liesing wurde das Liesinger Bier gebraut, so z. B. das Liesinger Kaiser.

Literatur

Commons: Brauerei Liesing  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pferdeschleppbahn von der Station zum Brauhaus Liesing.. In: Badener Bezirks-Blatt, 21. Jänner 1882, S. 6 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bbb
  2. Erich Hoch: Die Lokomotiven der Schleppbahn Liesing. In: Eisenbahn. ISSN 0013-2756 ZDB-ID 162227-4 Jahrgang 1972, Heft 4, S. 57 (mit Bild der Zugmaschine).
  3. Na Prost: Bier aus Liesing. In: bz Wiener Bezirkszeitung, Liesing. Meinbezirk.at, Ausgabe 45, 7./8. November 2018, S. 5.
  4. Einsatzbericht der Feuerwehr Perchtoldsdorf Jahr „2005“ und „Februar“ wählen.
  5. http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20060509_OTS0041/liesing-wuerdiger-abschied-vom-ehemaligen-brauerei-gelaende
  6. Homepage des Betreibers (abgefragt 29. September 2010).
  7. Presseaussendung zum Namen Riverside.
  8. Presseaussendung zur Eröffnung des Fußgängerstegs.
  9. Archivlink (Memento vom 27. März 2010 im Internet Archive)

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Ammoniakkompressor, Brauerei Liesing, Gebrauch von 1885 bis 1976, später eine Weile Objekt des Bezirksmuseums Liesing, aufgestellt im mittleren Grünstreifen der Breitenfurter Straße in Liesing Eigenes Werk Anton-kurt
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Datei:Ammoniakkompressor1885-1976BrauereiLiesing.B.JPG
Brauerei Liesing um 1920 alte Fotographie, abgedruckt bei: Carola Leitner, Kurt Hamtil (Red.): Liesing in alten Fotografien. Wiens 23. Bezirk, ISBN 978-3-8000-7336-8 , Verlag Ueberreuter, Wien 2008, S. 12-13, für die Datei: Eigenes Werk unbekannt, für die Datei (Riss verwischt, Kontrast, Schärfe): Josef Moser
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Datei:Brauerei Liesing östliche Einfahrt Breitenfurterstraße.jpg
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Liesing um 1872: „Kerzenfabrik“: Das Gelände der „Milly Kerzenfabrik“, der Sarg-Werke in Liesing bei Wien. Links oben das Gelände der Brauerei Liesing („Bräuhaus“), rechts oben der Chemiebetrieb von Wagenmann und Seybel (spätere HIAG, danach Donauchemie, danach siehe Altlastenkataster von Wien „1230 Wien Altlast W8“ ). Ausschnitt aus einer historischen Landkarte: Gradkartenblatt Zone 13 Colonne XIV Section b4 (später 4756/2d) der Franzisco-josephinischen (3.) Landesaufnahme der österreichisch-ungarischen Monarchie. Aufnahmeblatt 1:12.500. Aufgenommen 1872 Archiv des Militärgeographischen Institutes Österreichisch-Ungarische Monarchie, Militärgeographisches Institut
Public domain
Datei:Gelände der Sarg Werke in Liesing 1872.jpg
Arbeiterwohnhaus der Liesinger Brauerei, Haeckelstraße 35 Eigenes Werk Maclemo
CC BY-SA 3.0 at
Datei:Haeckelstr35.JPG
Gasthaus, Ehem. Liesinger Brauhaus-Restauration Eigenes Werk Ailura ( talk )
CC BY-SA 3.0 at
Datei:Liesing Restauration Brauerei.jpg
Liesinger Brauerei Turm, 2006 abgerissen. Selbst fotografiert rolao
CC BY-SA 3.0 de
Datei:Liesinger-brauerei-turm.JPG
Founder's stock certificate of the Actiengesellschaft der Liesinger Bräuerei for 100 guilders, issued on 1 May 1872, signed by the important industrialist Moritz Faber as General Director. The company merged with Österreichische Brau-AG in 1928. „Sammlung Commodore“, Rüdiger K. Weng Julie Ceccaldi
CC0
Datei:Liesinger Brauerei 1872.jpg
Logo der Liesinger Brauerei Foto eines "vergessenen" Webeschildes in Wolfsgraben Clemens Pfeiffer, Wien Datei:Liesinger Bier Logo.jpg