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vom 08.10.2018, aktuelle Version,

Burg Altpernstein

Burg Altpernstein
Entstehungszeit: um 1000
Burgentyp: Höhenburg, Spornlage
Erhaltungszustand: Erhalten
Ort: Micheldorf
Geographische Lage 47° 53′ 6″ N, 14° 9′ 24″ O
Höhe: 900 m ü. A.
Burg Altpernstein (Oberösterreich)
Burg Altpernstein

Die Burg Altpernstein ist eine mittelalterliche Burg in Micheldorf in Oberösterreich im Bezirk Kirchdorf an der Krems im Traunviertel. Sie liegt als Spornburg mit einem Halsgraben an einem Hang ihres Hausberges Hirschwaldstein.

Rund um die Burg sind auch 35,88 Hektar Landschaftsschutzgebiet (lsg16, 2006) ausgewiesen.

Lage

Die Burg steht etwa 400 Meter über dem Kremstal, auf 900 Meter Seehöhe. Sie wird um gute 200 Meter von ihrem Hausberg überragt.

Die gemauerte Zugangsbrücke und der Burggraben

Da die Burg auf einem Felsvorsprung steht, ist sie an drei Seiten von beinahe senkrecht abfallenden Steilwänden und auf der vierten Seite von einem Burggraben umgeben. Sie ist nur über eine gemauerte Brücke erreichbar, die im 18. Jahrhundert[1] eine Zugbrücke ersetzte.

Der Eingang der Burg ist der tiefste Punkt des grob sattelförmigen Felsens, über dem das Bauwerk errichtet wurde. Von der Gastterrasse aus ist zu erkennen, dass der Fels auf der Talseite bis in den dritten Stock knapp unter den Dachstuhl hinaufreicht.

Geschichte

Shloss Bernstain. Kupferstich aus Vischers Topographia Austriae superioris modernae (1674)

Die Burg wurde um 1000 errichtet und in den Jahren 1160 und 1207 urkundlich erwähnt.[2] Auf Pillung von Pernstein (urk. 1170–1200) – er war Ministeriale der Otakare – und seine Nachkommen folgten 1222 die Truchsener (Ministerial Heinrich von Grafenstein, 1255: Ulrich von Truchsen), die das bisherige Lehen in freies Eigen umwandeln konnten. Dieses erwarb 1337 Landeshauptmann Eberhard von Walsee. Im Jahr 1394 wurde Johann I. von Liechtenstein vom damaligen Herzog von Österreich, Albrecht III. zu Habsburg, zum Burgherren ernannt. Er fiel jedoch in Ungnade und lernte seinen Besitz zusammen mit seiner Familie nur als Gefangener kennen.[3] 1529 wurde die Burg von Christoph Jörger ausgelöst, 1581 ging sie dann in den Besitz der Jörger über.[4] Unter den Jörgern herrschte große Bautätigkeit: es entstand das Langhaus, welches heute einen Großteil der Anlage ausmacht. 1607 wurde von ihnen der marmorne Brunnen im Innenhof hergestellt.[5] Die Jörger waren Anhänger der Reformation und sorgten auch in ihrer Grundherrschaft für die Verbreitung des evangelischen Glaubens.[6] Ab 1623 war die Burg im Besitz von Adam Graf von Herberstorff[1], dem Verantwortlichen für die als Frankenburger Würfelspiele bekannt gewordenen Vorfälle. Nach seinem Tod 1629 erwarb das Stift Kremsmünster die Ländereien von seiner Witwe[3] und ist immer noch deren Eigentümer.

Auch nach dem Kauf durch Kremsmünster übten Pfleger ihre Administrationstätigkeit noch auf Altpernstein aus, erst ab etwa 1750 verlegten die Pflegschaftsbeamten den Amtssitz in das im Tal gelegene Schloss Neupernstein. Das ehemals unter der Burganlage befindliche Wirtschaftsgebäude wurde 1879 verkauft und die bescheidene Viehhaltung in die Burg integriert. Bis in die Zwischenkriegszeit wohnten kremsmünsterische Förster mit ihren Familien auf der geräumigen Anlage, dann übersiedelten diese in ein neu gebautes Försterhaus in der Nähe der Burg.[6]

Das Portal der Burg mit einigen Seminarteilnehmern (2008)

Das 650 m² große, mit Lärchenschindeln gedeckte Dach wurde zuletzt 2006 erneuert.[7]

Die Burg wurde bis 2017 von der Katholischen Jugend Oberösterreich vom Stift Kremsmünster gepachtet und als Begegnungszentrum genutzt. Dies hatte seinen Anfang bereits 1946, als die damals neu gegründete Katholische Jugend erste Räume der damals noch völlig unbewohnbaren Burg renovierte, um sie für Veranstaltungen wie Landwerkwochen für männliche und Landjugendwochen für weibliche Jugendliche zu nutzen. Aus dem Jahr 1961 stammt ein Pachtvertrag zwischen dem Eigentümer und der Diözese Linz.[8]

Das Burgteam bestand meistens aus neun Personen, die auf der Burg lebten und diese verwalteten. Neben den zuständigen Personen für Haustechnik, Burgleitung, Büro, Küchenverantwortung, Burgstüberl und dem inhaltlichen Referenten gehörten auch der Diözesanjugendseelsorger sowie mindestens ein Zivildiener zu diesem Team.[8] Seit Herbst 2008 gab es auch einen FSJ-Posten auf der Burg. Die Gruppe zumeist junger Menschen wohnte das ganze Jahr über auf der Burg, da diese zu keiner Jahreszeit geschlossen war. Üblicherweise war ein Burgteam-Mitglied zwei bis fünf Jahre auf der Burg tätig, bevor es diese verließ. Nur der Jugendseelsorger war von dieser Regel ausgenommen, da er auf längere Zeit seinen Posten als Seelsorger behielt. Zivildiener und freiwillige Helfer waren nur für die Dauer ihrer Verpflichtung (neun bzw. zehn Monate) auf der Burg. Das Burgteam bestand seit 1974.

Da das Bauwerk nicht mehr den Anforderungen für Brandschutz genügt und keine Barrierefreiheit gegeben ist, wurde diese Nutzung beendet und der 99-jährige Pachtvertrag vorzeitig aufgelöst.[9] Die letzte Veranstaltung war ein Abschiedsfest zu Pfingsten 2017.[10] Seit der Auflösung des Vertrages im Dezember 2017 war die Anlage geschlossen, die Diözese Linz betreute diese weiterhin bis zur Rückgabe an das Stift Kremsmünster am 30. Juni 2018.[11] Am 1. Juli 2018 trat ein neuer, wiederum auf 99 Jahre befristeter Pachtvertrag mit dem Linzer Institut für Soziale Kompetenz (ISK) in Kraft. Die vereinbarte Pacht ist ein symbolischer Betrag.[12] Das ISK will Feriencamps für Kinder- und Jugendgruppen abhalten und eröffnete die Anlage mit einem zweitägigen Fest am 15. und 16. September 2018 wieder.[13]

Anlage

Steilwände zur Talseite

In den letzten 20 Jahren wurde zur Schaffung eines Kühlraumes unter der barocken Kapelle ein Teil des tragenden Felses gesprengt. Aufgrund eines Fehlers kam es zu Rissen in der Kapelle, die dadurch baulich gefährdet ist.

Das heutige äußere Burgtor war ursprünglich das innerste der drei Tore im Torhaus. Vor der zweiten Belagerung Wiens durch die Türken wurde dieses mit alten eisernen Harnischen und Bruststücken beschlagen, die auch heute noch auf dem Tor verbleiben. Es ist damit seit mindestens 320 Jahren in Verwendung.[5]

Der Innenhof der Burg ist der kleinste seiner Art in Österreich und wohl auch der kleinste Burghof Europas. Bemerkenswert darin ist auch der marmorne Brunnen, der vom Reichtum seines Errichters (vermutlich Hans V. Jörger) zeugt. Da kein Marmor in der Umgebung vorkommt, musste dieses importiert werden, was im 17. Jahrhundert einen großen finanziellen Aufwand darstellte.

Siehe auch

  Commons: Burg Altpernstein  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Um 1740: Burg Altpernstein, …das Impuls- und Begegnungszentrum der Kath. Jugend Land, Rohrbach in Oberösterreich, 31. Jänner 1998.
  2. tiscover.at, gesichtet am 28. Januar 2012.
  3. 1 2 burgenkunde.at, gesichtet am 28. Januar 2012.
  4. micheldorf.at, gesichtet am 28. Januar 2012.
  5. 1 2 Piringer, Beda; Geschichtliche Notizen über die Ritterburg Altpernstein in Oberösterreich. Linz, Selbstverlag des Verfassers, 1865.
  6. 1 2 Marktgemeinde Micheldorf (Hrsg.): Heimatbuch Micheldorf. 1. Auflage. Trauner, Linz 1997, S. 3145.
  7. Spektakuläre Dachrenovierung der Burg Altpernstein. Diözese Linz, 13. Juli 2006, archiviert vom Original am 27. Oktober 2013; abgerufen am 3. April 2018.
  8. 1 2 ooe.kjweb.at: Historische Daten (Memento vom 10. März 2010 im Internet Archive), Fakten über das Burgteam (Memento vom 10. März 2010 im Internet Archive).
  9. Hannes Fehringer: Umbau kommt zu teuer: Katholische Jugend verlässt die Burg Altpernstein. In: Oberösterreichische Nachrichten. 18. Februar 2016, archiviert vom Original am 19. Februar 2016; abgerufen am 19. Februar 2016.
  10. „Jugendburg“ soll weiterleben. Artikel in der Bezirks Rundschau Kirchdorf, Nr. 28, 13.–14. Juli 2017 S. 2–3
  11. Carina Kerbl: Die Zukunft für den Betrieb der Burg Altpernstein ist ungewiss, Artikel in Tips Kirchdorf, 4. Jänner 2018, KW 1., S. 2 (PDF), aufgerufen am 5. Januar 2018.
  12. Kirchenzeitung Diözese Linz: Stift Kremsmünster gibt bekannt: Altpernstein bleibt Jugend-Burg, Nr. 17, 26. April 2018, Jg. 73, S. 9, Pfarren & Regionen. (online, aufgerufen am 21. September 2018).
  13. Hannes Fehringer: Die Burg Altpernstein wird bei einem Zweitagesfest wachgeküsst. Artikel in den Oberösterreichischen Nachrichten vom 31. August 2018.