Eberhard von Brauchitsch
Joachim Albrecht Eberhard Kurt Konrad Ferdinand von Brauchitsch (* 28. November 1926 in Berlin; † 7. September 2010 in Zürich) war ein deutscher Manager. Er war Geschäftsführer der Flick KG sowie einer der Hauptbeteiligten an der Flick-Affäre. Zuletzt war er als Unternehmensberater und Rechtsanwalt tätig.
Familie
Er entstammte dem alten schlesischen Adelsgeschlecht derer von Brauchitsch. Sein Vater Konrad (Kunz) von Brauchitsch (1890–1947) war zunächst Fregattenkapitän und mindestens seit 1934 in Berlin Archiv-Direktor[1][2] vom Reichsschallarchiv der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft. Seine Mutter Edith de la Barre (1895–1975) entstammte einer schlesischen Adelsfamilie.
Brauchitsch heiratete am 23. August 1952 in Mainz die Ärztin Helga Hempe (* 3. Dezember 1926 in Leck (Nordfriesland), † 7. September 2010), die Tochter des Amtmannes Hans-Joachim Hempe und der Selma Musaeus. Das Ehepaar hatte drei Töchter und einen Sohn († 2016).
Leben
Brauchitsch besuchte zunächst die Oberschule in Berlin. 1943 wurde er mit Friedrich Karl Flick auf das flick'sche Landgut Sauersberg[3] ausquartiert und besuchte gemeinsam mit ihm eine Schule in Bad Tölz. 1943 diente er als Flakhelfer in München, machte 1944 sein Notabitur und wurde zum Wehrdienst einberufen.[4] 1946 holte er in Bad Tölz das Abitur nach und betätigte sich kurze Zeit als Journalist.[5] In Mainz studierte er Jura und nach dem Referendarexamen als Stipendiat der Amsterdamer Universität Politische Wissenschaften; daneben besuchte er die London School of Economics und studierte an der Akademie für Internationales Recht in Den Haag. Politisch aktiv war er bei den Jungen Europäischen Föderalisten[6]. Die Große Juristische Staatsprüfung legte er 1954 am Kammergericht Berlin ab.
Seine Berufskarriere begann er in Berlin als Anwalt, später war er auch in Köln Frankfurt/Main und Düsseldorf tätig. 1955 wurde er von der Deutschen Lufthansa eingestellt und arbeitete für die Rechtsabteilung. 1957 wurde er zum Geschäftsführer der Deutschen Flugdienst GmbH ernannt.
Ab 1960 arbeitete er beim Flick-Konzern, zunächst als Friedrich Karl Flicks persönlicher Berater. Er wurde 1965 geschäftsführender Gesellschafter des Flick-Konzerns. Von 1971 bis 1973 war er Generalbevollmächtigter des Verlegers Axel Springer und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender im Axel-Springer-Verlag in Berlin. 1973 ging er zum Flick-Konzern zurück und verließ ihn wieder nach der Parteispendenaffäre 1982, die später als Flick-Affäre bekannt wurde. Am 16. Februar 1987 verurteilte das Landgericht Bonn Eberhard von Brauchitsch wegen Steuerhinterziehung und Beihilfe zur Steuerhinterziehung zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe, die gegen eine Geldbuße von 550.000 DM auf Bewährung ausgesetzt wurde.
Danach arbeitete er als Unternehmensberater und Rechtsanwalt. Von Februar 1991 bis 1999 war er Verwaltungsratsmitglied von Kühne + Nagel. Ab 1994 war er unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender des ostdeutschen Chemie-Konzerns Buna-Werke.
Sport
Brauchitsch war in den 1970er Jahren stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Wegen seiner Verdienste in Wirtschaft und Sport verlieh ihm Bundespräsident Walter Scheel 1977 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.[7]
Tod
Am 7. September 2010 nahmen sich der schwer erkrankte Brauchitsch und seine ebenfalls schwer kranke Frau, mit der er fast 60 Jahre verheiratet war, unter Inanspruchnahme der Schweizer Sterbehilfe-Organisation „Exit“ das Leben.[8][9]
Veröffentlichung
- Der Preis des Schweigens. Erfahrungen eines Unternehmers. Propyläen, Berlin 1999. ISBN 3-549-05778-4.
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A Band XXII, Seite 43, Band 103 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1992, ISSN 0435-2408.
- Joachim Feyerabend: Der Industrielle Eberhard von Brauchitsch – eine Karriere in Deutschland, Verlag Bonn Aktuell, Stuttgart 1987, ISBN 3-87959-322-1.
Weblinks
- Eberhard von Brauchitsch, Biografie in der Serie Köpfe der Wirtschaft, Online-Portal des Wirtschaftsmagazins Wirtschaftswoche
- Nachruf in Die Zeit, 38/2010
- Dieser Idiot hat ein Geständnis abgelegt, Der Spiegel 4/1984 vom 30. Januar 1984.
- Der Patriarch und der Pate (Memento vom 25. April 2001 im Internet Archive). In: Wiener Zeitung
- Literatur von und über Eberhard von Brauchitsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ http://www.dra.de/rundfunkgeschichte/radiogeschichte/favre_aufsatz.html (abgerufen am 28. Mai 2018)
- ↑ Speichern und Übertragen: Mediale Ordnungen des akustischen Diskurses. 1900–1945, Kathrin Dreckmann (abgerufen am 28. Mai 2018)
- ↑ Thomas Ramge: Die Flicks: Eine deutsche Familiengeschichte über Geld, Macht und Politik, abgerufen am 28. Mai 2018
- ↑ https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/swr/flick-die-hauptakteure-102.html (abgerufen am 28, Mai 2018)
- ↑ https://www.munzinger.de/search/portrait/eberhard+von+brauchitsch/0/11115.html (abgerufen am 28, Mai 2018)
- ↑ FAZ Nachruf
- ↑ Zeitschrift DTS, 1977/11 Ausgabe Süd-West S. 4
- ↑ G. Brandenburg, N. Harbusch, H.-W. Saure, D. Schlüter: Sterbehilfe! Flick-Manager von Brauchitsch mit Ehefrau in den Tod. Gemeinsam nahmen sie einen Todes-Cocktail; Bild.de vom 11. September 2010
- ↑ Freitod mit 83: Ehepaar von Brauchitsch nahm sich das Leben; in: Spiegel Online vom 11. September 2010
Personendaten | |
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NAME | Brauchitsch, Eberhard von |
ALTERNATIVNAMEN | Brauchitsch, Joachim Albrecht Eberhard Kurt Konrad Ferdinand von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Manager |
GEBURTSDATUM | 28. November 1926 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 7. September 2010 |
STERBEORT | Zürich |
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Grab des deutschen Managers Eberhard von Brauchitsch auf dem Friedhof Steglitz | Eigenes Werk | Mutter Erde | Datei:Eberhard von Brauchitsch - Friedhof Steglitz.JPG |