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vom 23.03.2020, aktuelle Version,

Egmont (Schauspielmusik)

Egmont-Ouvertüre (9:01)

Johann Wolfgang von Goethe verlangt eine Schauspielmusik zu seinem Drama Egmont. Es gibt verschiedene Versuche, diese Anforderung zu erfüllen, zum Teil vom Dichter selbst in Auftrag gegeben. Die weitaus bekannteste und am meisten verwendete Schauspielmusik zu Egmont stammt von Ludwig van Beethoven und bildet sein op. 84. Der erste Teil dieses Orchesterwerks, die Ouvertüre, wurde besonders bekannt und wird häufig auch losgelöst von Goethes Trauerspiel und ohne szenische Darbietung im Konzertsaal gegeben. Beethovens Schauspielmusik entstand ab September 1809 im Auftrag des Wiener Burgtheaters und wurde am 15. Juni 1810 in Wien anlässlich einer Inszenierung von Goethes Egmont uraufgeführt.

Integration der Musik ins Drama

Goethe hatte von vornherein eine konstitutive Beteiligung der Musik an seinem Trauerspiel vorgesehen. Dies gilt zunächst für die Lieder Klärchens, die ihre Haltung näher charakterisieren; es gilt aber in verstärktem Maß für den fünften und letzten Akt. Der Suizid der weiblichen Hauptfigur durch Gift wird nicht im Drama gezeigt, anders als etwa in Schillers Kabale und Liebe. Vielmehr soll auf der leeren Bühne, zunächst noch erleuchtet durch eine aufflackernde Lampe, eine „Musik, Klärchens Tod bezeichnend“, erklingen. „Musik“ ist auch gefordert für den späteren Monolog Egmonts und vor allem den Traum, in dem ihm Klärchen erscheint. Den Abschluss des Dramas bildet eine „Siegessymphonie“. Goethe dachte aber auch von vornherein an eine Ouvertüre und Entractes zwischen den Aufzügen, wie aus seinem noch vor Drucklegung des Dramas an Philipp Christoph Kayser ergangenen Kompositionsauftrag hervorgeht.

Aufbau

Beethovens Bühnenmusik besteht aus folgenden Teilen:

  1. Ouvertüre. Sostenuto, ma non troppo – Allegro
  2. Lied: Die Trommel gerühret
  3. Zwischenakt I: Andante
  4. Zwischenakt II: Larghetto
  5. Lied: Freudvoll und leidvoll, gedankenvoll sein
  6. Zwischenakt III: Allegro
  7. Zwischenakt IV: Poco sostenuto e risoluto
  8. Musik, Clärchens Tod bezeichnend: Larghetto
  9. Melodram: Poco sostenuto
  10. Siegessymphonie: Allegro con brio

Fünf der zehn Stücke sind direkt in die Dramenhandlung integriert und werden vom Dramentext verlangt: die beiden Lieder Klärchens (Nr. 2 und 5), die „Musik, Klärchens Tod bezeichnend“, die den nicht auf der Bühne gezeigten Tod von Egmonts Geliebter vertritt (Nr. 8), das Melodram, das zu den gesprochenen Worten Egmonts erklingt und später die pantomimisch zu zeigende Traumerscheinung Klärchens begleitet (Nr. 9), und schließlich die „Siegessymphonie“, die von Goethe explizit als Abschluss des Trauerspiels gefordert wird (Nr. 10). Die anderen fünf Stücke, die Ouvertüre und die vier Zwischenaktmusiken, sind weniger eng mit dem Drama verbunden, entsprechen aber den zeitgenössischen Konventionen.

Deklamationstexte

Die Schauspielmusik ist für eine szenische Aufführung geschrieben. Bei einer Aufführung im Konzertsaal fehlt der Kontext der Spielhandlung, so dass oft nur die Ouvertüre gegeben wird. Friedrich Mosengeil schrieb daher Deklamationstexte für einen männlichen Sprecher, die diesen Kontext ersetzen sollten, und schickte sie an Goethe. Später hat Franz Grillparzer diesen Textentwurf noch einmal überarbeitet. In Grillparzers Fassung wird er noch heute häufig verwendet, wenn die gesamte Schauspielmusik im Konzertsaal gespielt werden soll. Es gibt jedoch auch einige weitere Versuche für einen verbindenden Text, so von Michael Bernays. Gelegentlich wird bei Aufführungen auch ganz auf Deklamationstexte verzichtet.[1]

Literatur

  • Helga Lühning: Egmont op. 84. In: Heinz von Loesch, Claus Raab (Hrsg.): Das Beethoven-Lexikon. Laaber Verlag, Laaber 2006, S. 208–211

Einzelnachweise

  1. Karl Konrad Polheim (Hrsg.): Zwischen Goethe und Beethoven. Verbindende Texte zu Beethovens Egmont-Musik. Mit Einführung und Kommentar. Bouvier, Bonn 1982. Siehe auch den Briefwechsel zwischen Mosengeil und Goethe, in: Momme Mommsen, Katharina Mommsen (Hrsg.): Die Entstehung von Goethes Werken in Dokumenten, Band 3, de Gruyter, Berlin 2006, S. 235–237.