Erdbeben im Friaul 1348
Das Erdbeben von 1348 im Friaul und in Kärnten war ein Naturereignis am 25. Jänner 1348. Das Epizentrum des Erdbebens lag nicht, wie früher vermutet, im Raum Villach, sondern im Friaul, etwas östlich von Tolmezzo, Venzone und Gemona und erreichte eine Intensität von 8 bis 9 auf der zwölfteiligen EMS-98-Skala. Es kam dort zu schwersten Gebäudeschäden und zu allgemeiner Panik unter der Bevölkerung.[1] Wenn auch die Auswirkungen des Bebens im Villacher Raum nicht ganz so schwer gewesen sein dürften,[2] zog es dort einen Bergsturz des Dobratsch nach sich. Dieser wiederum führte zu einer Flutwelle und einer Aufstauung der Gail, was zahlreiche Überschwemmungen zur Folge hatte und zu weiteren Schäden führte.
Das Hauptbeben begann am mittleren Nachmittag und dauerte vermutlich etwa eine Minute. Es wurde in ganz Oberitalien und im Gebiet des heutigen Österreichs wahrgenommen, aber auch in Bayern, Böhmen, Ungarn und im heutigen Slowenien.[3] Während die heutige Forschung aufgrund großer Ähnlichkeiten mit dem dortigen Erdbeben 1976 das Epizentrum im Friaul lokalisiert, galt die zeitgenössische Aufmerksamkeit eher dem Villacher Raum, weshalb vom Großen Villacher Beben die Rede war.[4] Die gute Quellenlage für dieses Ereignis – rund 200 Quellen sind dazu bekannt – ist darauf zurückzuführen, dass sich das Beben nur wenige Wochen vor dem Ausbruch der Pest in Mitteleuropa ereignete und in den zeitgenössischen Quellen beide Ereignisse in direktem Zusammenhang gesehen und beschrieben wurden.[5]
In Villach wüteten vor allem durch das Beben verursachte Brände.[6] Durch das Hauptbeben kam es auch zu einem gewaltigen Bergsturz am Dobratsch, durch den die Gail zwischen Arnoldstein (oben) und Villach aufgestaut wurde. Durch den sich daraufhin bildenden Stausee bzw. durch die Flutwelle wurden einige Dörfer oder Weiler erfasst und teilweise zerstört. Im Süden Kärntens und im ganzen Friaul, aber auch in der Krain stürzten viele Burgen ein. Angaben, dass 17 Dörfer und neun Pfarrkirchen, wie in einer Urkunde des Patriarchen Johannes von Aquileia für das Stift Arnoldstein vom 19. November 1391 erwähnt, oder nach der aus Böhmen stammenden Königssaaler Chronik 18 oder 23 Dörfer und 34 Burgen zerstört worden seien, sind nach heutigem Forschungsstand umstritten, und wohl entweder deutlich zu hoch oder auf Kärnten und Friaul zusammen zu beziehen.
Schäden sind vor allem im Friaul (Is bis ca. 10) und Kärnten (Is ca. 9) belegt, reichten jedoch bis Osterberg im Osten und Bozen und Trient im Westen. Die Nordgrenze bildete soweit belegbar Waldenstein gemeinsam mit Ortenburg, nach zeitgenössischer Darstellung hingegen, unglaubwürdig, Erfurt. Die Südgrenze Venedig; legendär Rom. Fühlbar war das Beben nach glaubwürdigen Schilderungen im Westen bis Mailand, im Süden bis Bologna. Als besonders schwer betroffen gelten in Herdnähe Peuscheldorf, Ragogna und Sankt Daniel, im weiteren Umfeld Weiden, Sacile, Aquileia und Venedig.[7]
Siehe auch
Literatur
- Christa Hammerl: Das Erdbeben vom 25. Jänner 1348. Rekonstruktion des Naturereignisses. (ungedr. phil. Diss.) Wien 1992, In: Neues aus Alt-Villach. Jahrbuch des Museums der Stadt Villach 31, Villach 1994, S. 55–94.
- Das Erdbeben von 1348 in Friaul und Kärnten. In: Christian Rohr: Extreme Naturereignisse im Ostalpenraum. Naturerfahrung im Spätmittelalter und am Beginn der Neuzeit. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2007, ISBN 978-3-412-20042-8, S. 131–166.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Rohr 2002, S. 134f. bzw. Hammerl 1992, S. 97–100
- ↑ Rohr 2007, S. 135
- ↑ Rohr 2007, S. 135
- ↑ Georg Gangl: Makroseismische Intensitätsbestimmung historischer Beben – Intensity data point Villach 1348. In: 4. Symposium zur Geschichte der Erdwissenschaften in Österreich. Berichte der Geologischen Bundesanstalt, Band 64, Wien/Klagenfurt 2003, S. 32–36 (PDF; 237 kB)
- ↑ Rohr 2007, S. 131
- ↑ Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource
- ↑ Christa Hammerl: The earthquake of January 25th, 1348: discussion of sources. In: Historical investigation of European earthquakes. Materials of the CEC project Review of Historical Seismicity in Europe. Mailand 1993, S. 225–240 (online)