Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 23.05.2020, aktuelle Version,

Erwin Roth

Erwin Roth (1926–1998)

Erwin Roth (* 29. Mai 1926 in Marktbreit am Main; † 7. April 1998 in Salzburg) war deutsch-österreichischer Psychologe, Ordinarius für Psychologie an der Universität Salzburg (1970–1988) und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychologie von 1978-1980.

Leben

Kindheit, Jugendzeit, Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft

Aus einer fränkischen Winzer- bzw. Handwerkerfamilie kommend, besuchte Roth nach der Volksschule in Marktbreit eine Aufbauschule in Würzburg und wechselte von dort an die Lehrerbildungsanstalt, wobei die Schüler damals kaserniert und uniformiert wurden. Im März 1943 wurde Roth zum Reichsarbeitsdienst und im Mai des gleichen Jahres zum Wehrdienst eingezogen. Er erhielt eine Ausbildung als Flugzeugführer und bekam 1944 seinen Flugschein. Er wurde aber im Krieg nicht mehr als Flieger eingesetzt, sondern der Fluglehrerschule Brandenburg-Briest zugewiesen. Im April 1945 geriet er in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde danach nach Frankreich ausgeliefert. Er musste zuerst bei einem Bauern und dann unter harten Bedingungen für dreieinhalb Jahre in einem nordfranzösischen Kohlebergwerk arbeiten.

Studium und akademischer Werdegang

Nach Deutschland zurückgekehrt, holte Roth 1949 das Abitur nach und begann im WS 1949/50 an der Universität Würzburg, vor allem bei Gustav Kafka, zu studieren. 1954 machte er die Diplomprüfung bei Wilhelm Arnold und wurde 1957 an der Universität Würzburg mit dem Thema: Untersuchungen zur Ermittlung der diagnostischen Sicherheit einfacher Eignungsuntersuchungsverfahren promoviert. Roth trat eine Stelle als Forschungsassistent zu Hans Thomae an der Friedrich-Alexander-Universität an. Ab 1963 war er bei Theodor Scharmann am Institut für Wirtschafts- und Sozialpsychologie tätig. Seine Habilitation erfolgte 1967 an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Roth war verheiratet mit Margit Roth geb. Lick, der Schwester von Rainer F. Lick, aus der Ehe stammen vier Kinder (* 1955 Gaida, * 1956 Gritta, * 1957 Jens, * 1963 Anne).

Leistungen

Roth wurde Leiter des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums und von 1968–1970 Professor an der Pädagogischen Hochschule der Universität Erlangen-Nürnberg.

Ab 1970 wurde Roth Professor an der Universität Salzburg. Er war von 1976-1977 Gründungsdekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät.[1]

Roth gilt methodisch als Vertreter einer empirisch-experimentell ausgerichteten Psychologie. Inhaltlich bezogen sich seine Arbeiten auf die Gebiete der Intelligenzforschung, Studien zur Lernfähigkeit und deren alterskorrelierten Veränderungen, die Persönlichkeitspsychologie, die Organisationspsychologie und die Einstellungsforschung. Bedeutend sind seine Arbeiten über die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung (Hicksches Gesetz), über Intelligenz und Alterungsprozesse, die im Rahmen der sogenannten Erlanger Schule der Informationspsychologie erarbeitet wurden. Mit seinen Arbeiten über die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit eröffnete er die Möglichkeit, Intelligenz auf einem höheren Messniveau zu erfassen (Absolutskala), als es mit dem Intelligenz-Quotient (IQ) gelingt, der nur das Ordinalskalenniveau erreicht.[2] Aufgrund seines Interesses an EEG-Korrelaten der Intelligenz gründete er am Salzburger Institut die Abteilung für Physiologische Psychologie.

In seiner Eigenschaft als Schriftführer der DGfPs richtete er 1974 den 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Salzburg aus. Roth war 1980 Präsident des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Zürich[3].

An der Universität Salzburg gründete Roth 1982 ein dem Senat zugeordnetes Forschungsinstitut für Organisationspsychologie, das speziell Aufgaben der angewandten Forschung übernommen hatte, das aber in der Zwischenzeit in die Organisationsstruktur des Instituts für Psychologie eingegliedert wurde.[4]

Eine weitere wichtige Aufgabe übernahm Roth als Ombudsmann der Landeskrankenanstalten von Salzburg.

Ausgewählte Schriften

  • 1964: Die Geschwindigkeit der Verarbeitung von Information und ihr Zusammenhang mit Intelligenz. Zeitschrift für experimentelle und angewandte Psychologie 11, S. 616–622
  • 1967: Einstellung als Determination individuellen Verhaltens. Göttingen: Hogrefe (Habilitationsschrift).
  • Hrsg. 1972: Führungskräfte und Führungsstrukturen in Wirtschaftsunternehmen. Forschungsergebnisse des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum der Universität Erlangen/Nürnberg (Bd. I-IV). Frankfurt am Main: Akademische Verlagsgesellschaft.
  • mit Oswald, W. D. & Daumenlang, K. 1972: Intelligenz. Aspekte – Probleme – Perspektiven. Stuttgart: Kohlhammer.
  • 1967: Persönlichkeitspsychologie. Stuttgart: Kohlhammer.
  • mit Oswald, W. D. (1979). Der Zahlen-Verbindungs-Test (ZVT). Göttingen: Hogrefe.
  • Erwin Roth. Wehner, E. 1992: Psychologie in Selbstdarstellungen (S. 245–274). Bern: Huber.
  • Hrsg. 1998: Intelligenz. Grundlagen und neuere Forschung. Stuttgart: Kohlhammer.
  • mit Heidenreich, K. 1995: Sozialwissenschaftliche Methoden. Lehr- und Handbuch für Forschung (3. völlig überarbeitete Auflage). München: Oldenbourg.
  • Hrsg. 1989: Organisationspsychologie. Enzyklopädie der Psychologie, Bd. 3 – Wirtschafts-, Organisations- und Arbeitspsychologie. Göttingen: Hogrefe.

Literatur

  • K. Daumenlang & J. Sauer, (1986): Aspekte psychologischer Forschung. Festschrift zum 60. Geburtstag von Erwin Roth. Göttingen: Hogrefe.

Einzelnachweise

  1. vgl. Joachim Sauer (1986). Biographische Anmerkungen zur wissenschaftlichen Entwicklung von Erwin Roth. In Konrad Daumenlang & Joachim Sauer (Hrsg.), Aspekte psychologischer Forschung. Festschrift zum 60. Geburtstag von Erwin Roth (S. XIII-XXV). Göttingen: Hogrefe.
  2. vgl. Siegfried Lehrl (2015). Hat der IQ ausgedient? Geistig fit, 25(5):3-6.
  3. vgl. Helmut E. Lück „100 Jahre Deutsche Gesellschaft für Psychologie“ ( PDF (Memento des Originals vom 19. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/psychologie.fernuni-hagen.de)
  4. Abteilung Sozialpsychologie an der Universität Salzburg