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vom 11.05.2022, aktuelle Version,

Felsbildplätze in Österreich

Die Felsbildplätze in Österreich (und Südtirol), finden sich in den Ostalpen als in den Stein geritzte oder geklopfte Grafiken in einigen Bundesländern Österreichs und Südtirols. Es handelt sich um geometrische, anthropo- und zoomorphen Symbole, die jahrhundertelang aufgesucht wurden. Die schwierige Zugänglichkeit und Lage der Bilder hängt mit kultischen Vorstellungen und Praktiken zusammen.

Die Felsbilder der Schweiz und Oberitaliens wurden hauptsächlich in der Bronze- und Eisenzeit graviert. Die Petroglyphen in Österreich und Südtirol sind jünger. Sie stellen die Fortsetzung archaischer Sinngebungen und Symboliken bis ins Mittelalter dar, bisweilen noch bis in jüngere Zeit. Für die Datierung stehen nur relative Anhaltspunkte zur Verfügung: Gravierungstechnik, Verwitterung, Platzierung und Überlagerung mehrerer Zeichnungen. So stellte sich heraus, dass die Felsbilder mehrperiodig entstanden.

Felsbilder von Höll (Oberösterreich)

Die wegen ihrer szenischen und figürlichen Darstellungen aussagekräftigsten Darstellungen sind allerdings älter und stammen vom Mont Bégo und aus dem Valcamonica.

Auflistung

Niederösterreich

  1. Rotmoos in den Ybbstaler Alpen. An der südwestlichen Flanke des Talendes des Plotschtales, südöstlich des Schwarzkogels Ritzungen (L 30 m, H 10 m) an einer etwa 1200 m hohen Felswand. Etwa 100 m unterhalb auf einem ebenen Felsblock weitere Zeichen: Kreuz, Leiter, Pentagramm, Rad, Sexualsymbole, anthropomorphe und geometrische Motive.
  2. Seisen im Ybbstal, in der 1000 m hohen Hochreithalpe. Anstieg zu einer etwa 4 m tiefen Felsspalte über dem Abgrund. An der linken Seite des Abri Zeichen: Baum, Buchstaben und Kreuze mit Näpfchen.
  3. Freyndllucke in der Hochreithalpe-Höhle: Kreis, Kreuz und Tier.
  4. Aibl-Hochkar unterhalb der Hochkarstraße (auf etwa 900 m) Zeichen auf der senkrechten Fläche eines dreieckigen Wandteils: Buchstaben, Kreis, Kreuze, Rauten und Sexualsymbole.

Oberösterreich

  1. Reinfalzalm (1030 m hoch) bei Bad Ischl. Bei dem Mundloch eines Salzstollens nahe der Alm: Gitter, Initialen Radkreuz, Sexualsymbole, geometrische Zeichen.
  2. Kienbachklamm (750 m hoch) bei Bad Ischl (Jägerhöhle): Gitter, Leiter, Mühlebrett, Kreuz mit Endpunkten, Pentagramm, Radkreuz, Sexualsymbol und geometrische und figürliche Motive: Haus, Hütten, Tierköpfe. Sowie drei grobe, stark fragmentierte Weiheinschriften an Mars Latobius.
  3. Höll (1300 m hoch) im Toten Gebirge. Vom Linzerhaus nach Osten, den Teichlbach entlang bis zu seiner Quelle in einer Doline. Wenige Meter dahinter die kleine Höhle, Rollende Lueg, in der sich Zeichen finden. In nordöstlicher Richtung ein Felssturzgebiet. Beiderseits des Steiges Zeichen: Kreuz mit Endpunkten, Mühlebrett, Pentagramm, Sexualsymbol, geometrische, anthropo- und zoomorphe Motive.
  4. Spital am Pyhrn. Das Felsbildermuseum am Ausgangspunkt der alpinen Felsbildforschung bietet eine umfangreiche Dokumentation der österreichischen Felszeichnungen. Es sind zahlreiche Gravierungen in Bild und Kurztext erfasst und Abgüsse ausgestellt. Die Gestaltung ist das Werk von E. Burgstaller, dem Vater der österreichischen Felsbildforschung. Graphische Übersichten, Verbreitungskarten und Vergleichstabellen zeigen inhaltliche, wenn auch nicht unbedingt zeitliche Verbindungen österreichischer Felsbildkomplexe mit bekannten urzeitlichen Felsbildern in Frankreich, Oberitalien und Skandinavien.

Salzburg (Salzachtal)

  1. Hexenwand von Dürrnberg (750 m hoch) bei Hallein; unmittelbar über dem Gräberfeld. Reste anthropomorpher Gestalten, Radkreuz u. a.
  2. Ofenauer Berg (Wasserpalfen), nördlich der Salzachöfen im Tennengau (680 m hoch). Der Steinbruch hat große Teile der Ritzungen auf den hohen glatten Felswänden von kleinen Tobeln zerstört: Drudenfuß, Kreuze, Leiter, Mühlebrett.
  3. Bluntautal-Auwald (500 m hoch) im Hagengebirge.
    • Bachfels: fragmentierte Tierdarstellungen, Rad, Rillen und Näpfchen, Sexualsymbole.
    • Phallusstein: Kreuz, Mühlebrett, Pentagramm, Phallus, Rad.
    • Siebendreieck: geometrische Motive, Pentagramm, Sexualsymbole.
    • Hohlenrand: geometrische Zeichen, Gämse, Hirsch, Sexualsymbole, u. a.
    • Oberstes Band: achtzackiger Stern.
  4. Bluntautal-Bachfeld (500 m hoch) im Hagengebirge: Kreuz, Leiter, geometrische Zeichen, tierische Motive.
  5. Bluntautal-Quellwände (520 m hoch). Belegstelle II mit Quellaustritt (Quellheiligtum?) am Fuß der Felswände: geometrische Zeichen, Hirsch, Kreuz, Mühlebrett, Pentagramm, Reiter mit Faltenröckchen, Sexualsymbole, Steinbockjagd mit Hund.
  6. Pass Lueg (580 m hoch): Kreuz, menschliche und tierische Motive, Sexualsymbol.
  7. Wilhelmskapelle (1060 m hoch). Waldpfad Richtung St. Wilhelm am Fuß der Fagerwand. Ritzzeichnungen auf Blöcken um die Kapelle. Ursprünglich befand sich hier ein Teich, für den die Pollenanalyse eine Datierung ins 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. ergibt. Die älteren Felsritzungen waren vermutlich um die Wasserfläche angeordnet: Dreiecke, Gitter, Jahreszahlen, Kreuze, Leiter und Linien mit Näpfchen an den Enden, Liniengewirr.
  8. Zimmereckwände (ca. 1000 m hoch) im Zimmereckwald. Westlich der Wilhelmskapelle, auf einer Felsrampe aus Riffkalk zeigt ein an eine überhängende Felswand gelehnter Block Kreuze, Mühlebrett, Netze, Pentagramm u. a.

Salzburg (Saalachtal)

  1. Helmut-Adler-Felsen- (1350 m hoch). Loferer und Leoganger Steinberge. Auf der Forststraße zur Kallbrunn-Alm bei Weißbach. Inmitten von Bergstürzen Felsblöcke mit Gravierungen: Gitter, Drei- und Vierecke, Netze, verschlungene Linien.
  2. Schmiederer Felsen (900 m hoch). Oberhalb der Lamprechtsofen-Höhle im Bergsturzgebiet: konzentrische Dreiecke mit Strahlen, Sexualsymbolik wie Dreiecke und Phallus.
  3. Lenzenschlucht (609 m hoch). Südlich von Lofer, parallel zum heutigen Flussbett. Heute wasserlose Enge, stark verfallene, düstere Schlucht, schwer zugänglich: Zauberer mit großen, langfingrigen Händen, Strich- und Kreuzmotive mit Näpfchen an den Enden, Rauten und andere geometrische Zeichen; auch Darstellungen der Neuzeit.
  4. Kniepass (560 m hoch). Geometrische Motive, Rad.

Steiermark

  1. Notgasse und Riesgasse (1550 m), Kernet-Gebirge im östlichen Dachsteinmassiv.
  2. Abri westlich der Brandalm (1420 m hoch) im Kernet-Gebirge: Kreuz, Leiter.
  3. Rotlackensteig I (1560 m hoch), Kernet-Gebirge: Leiter mit Endpunkten.
  4. Rotlackensteig II (1625 m hoch), Kernet-Gebirge: Leiter, geometrische Zeichen.
  5. Neubergeiskeller (1650 m hoch), östlich Hirzberg: Gitter, Kreuz, Leiter, geometrische Zeichen.
  6. Mausbendlloch (1560 m), nördlich Kammspitze bei Gröbming im Ennstal. Mündung eines ehemaligen Karstflusses: Gitter, Kreuz mit Endpunkten, Leiter, Sexualsymbol, Radkreuz, anthropomorphe und zoomorphe Motive.
  7. Zsammtreibbodenhöhle (1590 m hoch), östlich Hirzberg: Kreuz, Leiter, Pentagramm, Radkreuz, kleine Schalen.
  8. Schützenhöhle (1648 m hoch), östlich Hirzberg: Kreuz, Lebensbaum, anthropomorphe und zoomorphe Motive.
  9. Ausseer Lahnfriedalm (1398 m hoch): Kreuz mit Endpunkten, Initialen, Jahreszahlen, Sexualsymbol.
  10. Lieglloch (1230 m hoch) bei Tauplitz: Gitter, Kreuz, Leiter, Pentagramm, Sexualsymbol, geometrische und Schriftzeichen, Initialen, Jahreszahlen.

Südtirol

  1. Tschötscher Heide (ca. 720 m hoch), oberhalb von Brixen. Straße nach Feldthurns Gletscherschliffe mit 10 Gruppen von Felsbildern: Kreuz mit Endpunkten, Mühlebrett, Schalen und Schalengruppen.
  2. Hasental (840 m hoch), oberhalb von Algund bei Meran. Felsblöcke neben der Hasentalkapelle und 80 m bergan »Kreuzstein«: Kreuz, Schalen, geometrische Zeichen.
  3. Castelfeder (360 m hoch), oberhalb von Auer. Auf mehreren Felsen unweit der Straße: Kreuz, Medaillon, anthropomorphes Motiv.
  4. Bruneck. Vor dem Hauptportal der St. Georgenkirche Steine mit Schalen und Mühlebrett. Westlich vor dem Friedhof eine Steinplatte mit Schalen, im MA als Gerichtsstein verwendet.

Literatur

  • Andreas Lippert (Hrsg.): Reclams Archäologie Führer Österreich und Südtirol 1985 S. 604
  • W. Kiesenhofer (Hrsg.): Felsbilder in Österreich. Katalog des Felsbildermuseums Spital am Pyhrn 1979 (mit Beiträgen von E. Burgstaller).
  • Franz Mandl, Gerhard W. Mandl: Felsbilder Österreich – Bayern, Nördliche Kalkalpen, in Forschungsberichte der ANISA 4. Haus i. E. 2011. ISBN 978-3-901071-23-2
  • Wolfgang Kauer: Felsbilder der Ostalpen. Das Erbe der Mondfrau. Verlag Anton Pustet: Salzburg 2017.(160 Farbbilder, Hardcover, 28 €) ISBN 978-3-702508-80-7