Fidel Schlund
Fidel Schlund (* 19. Februar 1805 in Immenstadt; † 2. April 1882 in Newark (New Jersey)) war ein deutschamerikanischer Aufklärer an der Spitze der revolutionären Bewegung 1848/1849, dessen Einfluss einen blutigen Aufstand im Allgäu verhinderte. Er gehörte als Kämpfer für Freiheit und Demokratie zu den „Forty-Eighters“, die nach Nordamerika auswanderten und sich dort mit ihrer Familie in den Dienst eines neuen und fortschrittlichen Staatswesens stellten.[1]
Geschäftsmann und Revolutionär in Deutschland
Fidel Schlund kam als 15-Jähriger 1820 für eine zweijährige kaufmännische Lehre nach Straßburg. Die dort nach dem diktatorischen Intermezzo Napoleons wieder offen und heftig diskutierten Ideale der „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ der Französischen Revolution von 1789 prägten Schlund. Mit diesen Erfahrungen verstand er die politischen Gegebenheiten in seiner allgäuer Heimat besser und sah die Ursachen für die Probleme und Ungerechtigkeiten deutlicher. Als erfolgreicher Geschäftsmann mit einem Gefühl für Politik und großer Rednerbegabung entwickelte er sich zu einem wirksamen politischen Aufklärer für seine Mitbürger.[2]
1826 heiratete Schlund und übernahm den elterlichen Betrieb (eine Eisenhandlung mit Branntweinbrennerei) am immenstädter Marktplatz.[3] Zwei Jahre danach gründete er den „Club der freisinnigen Männer“. Nach seiner Wahl zum Gemeindebevollmächtigten nahm er unmittelbar Einfluss auf die Kommunalpolitik der Stadt.[4] 1845 wählten sie ihn als Abgeordneten in die Bayerische Ständeversammlung (Zweite Kammer, später Landtag genannt), wo er sich für Freiheitsrechte der Bürger einsetzte.[2] Schlund gehörte zu den treibenden Kräften, die die königliche Geliebte Ludwigs I. und Hochstaplerin Lola Montez zur Flucht zwangen.[4]
Nachdem die Märzrevolution von 1848/1849 am Widerstand der herrschenden Adelshäuser gescheitert war, begann die königlich bayerische Regierung auch im Allgäu mit reaktionären Aktionen. Sie gab dem bayerischen General Georg Friedrich von Flotow freie Hand, der Ende Juni 1849 mit 11.000 Soldaten Kempten und Immenstadt besetzte und alle vermeintlichen politischen Gegner unter dem Vorwurf des Landesverrats festsetzen ließ. So erging es auch Fidel Schlund, der die Zeit bis zu seiner Amnestie Anfang Dezember 1849 als Untersuchungshäftling im Stockhaus (Gefängnis für Schwerverbrecher) in Kempten und später in der Fronfeste in Augsburg verbrachte.
Politischer Pionier in Amerika
Nach seiner Freilassung verfolgte die monarchische Obrigkeit jede seiner Betätigungen und verlangte Erklärungen. Der aufrechte Schlund erfreute sich immer noch großer Beliebtheit in der Bevölkerung, war aber wegen des ausgeübten Drucks nicht im Stande, seine freiheitlichen Ziele voranzubringen. In der aussichtslosen Lage entschloss er sich mitsamt seiner großen Familie auszuwandern. Er bereitete den Schritt durch den Verkauf seiner beträchtlichen Güter und durch das Voraussenden zweier Söhne nach Amerika vor. Im Februar 1853 schließlich begann er mit Frau und acht Kindern die Schiffsreise von Le Havre aus. Auch in der neuen Welt wurde Fidel Schlund politisch aktiv, trat in die republikanische Partei ein und wurde 1859 als Delegierter des Ersten Stadtbezirks von Chicago Mitglied des Bezirkskongresses der Republikaner gewählt.[2]
Er bemühte sich auch hier in einem anderen Umfeld (diesmal erfolgreich) um die Rechte und Einflussnahme von Benachteiligten. Die machte ihn zu einem Anhänger Abraham Lincolns und führte zur aktiven Teilnahme mit mehreren Söhnen am Amerikanischen Bürgerkrieg zur Sklavenbefreiung. Außerdem bemühte er sich unermüdlich, die Startbedingungen deutscher Einwanderer in den USA zu verbessern.
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Abraham Lincoln
1861–1865 -
Ulysses S. Grant
1869–1877 -
Rutherford B. Hayes
1877–1881
Literatur
- Hansjörg Straßer: Fidel Schlund, Allgäuer zwischen den Welten, Edition Allgäu im Verlag Hephaistos, Immenstadt-Werdenstein, 2013, ISBN 978-3-931951-87-0
Weblinks
- Fidel Schlund Inhaltsangabe der Neuerscheinung des Buches von Hansjörg Straßer bei Heimat Allgäu
- Fidel Schlund - Kaufmann, Gutsbesitzer, Leutnant Biografie im Haus der Bayerischen Geschichte
- Ray & Anna Huey: History of the Schlund & Marckhart Families (erschienen etwa 1957, englisch) Biografieauszug für Fidel Schlund aus dem in der Newberry Library in Chicago hinterlegten Datenbestand des Sohnes Max Schlund (u. a. sein Kriegstagebuch), dort kopiert und eingebracht in die Bibliothek familysearch.org der Mormonen durch die Urenkelgattin Emily Funk
- Ralf Lienert: Erst Revolutionär, später Wahlkämpfer für Lincoln Artikel der Allgäuer Zeitungsgruppe vom 5. März 2014, Rubrik Allgäu-Panorama
Einzelnachweise
- ↑ siehe Literatur Hansjörg Straßer: Fidel Schlund, Allgäuer zwischen den Welten
- 1 2 3 siehe Weblink Neuerscheinung Hansjörg Straßer: Fidel Schlund bei Heimat Allgäu
- ↑ siehe Weblink Haus der Bayerischen Geschichte: Fidel Schlund - Kaufmann, Gutsbesitzer, Leutnant
- 1 2 siehe Weblink Ralf Lienert: Erst Revolutionär, später Wahlkämpfer für Lincoln
Personendaten | |
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NAME | Schlund, Fidel |
KURZBESCHREIBUNG | deutschamerikanischer Aufklärer an der Spitze der revolutionären Bewegung 1848/1849 |
GEBURTSDATUM | 19. Februar 1805 |
GEBURTSORT | Immenstadt |
STERBEDATUM | 2. April 1882 |
STERBEORT | Newark |
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Image Description | Credit | Artist | License Name | File |
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Abraham Lincoln , der 16. President der USA. | Dieses Bild ist unter der digitalen ID cph.3a53289 in der Abteilung für Drucke und Fotografien der US-amerikanischen Library of Congress abrufbar. Diese Markierung zeigt nicht den Urheberrechtsstatus des zugehörigen Werks an. Es ist in jedem Falle zusätzlich eine normale Lizenzvorlage erforderlich. Siehe Commons:Lizenzen für weitere Informationen. | Alexander Gardner | Datei:Abraham Lincoln head on shoulders photo portrait.jpg | |
Fidel Schlund (* 19. Februar 1805 in Immenstadt; † 2. April 1882 in Newark (New York)) war ein deutscher Aufklärer an der Spitze der revolutionären Bewegung 1848, dessen Einfluss einen blutigen Aufstand im Allgäu verhinderte. Er gehörte als Kämpfer für Freiheit und Demokratie zu den „Forty-Eighters“, die nach Nordamerika auswanderten und sich dort mit ihrer Familie in den Dienst eines neuen und fortschrittlichen Staatswesens stellten. | Haus der Bayerischen Geschichte, EDITION BAYERN Sonderheft # 06 - page 76 | Künstler/-in unbekannt Unknown artist | Datei:Fidel Schlund.jpg | |
Rutherford B. Hayes (October 4, 1822—January 17, 1893), 19th President of the United States and 29th and 32nd Governor of Ohio | Dieses Bild ist unter der digitalen ID cwpbh.03606 in der Abteilung für Drucke und Fotografien der US-amerikanischen Library of Congress abrufbar. Diese Markierung zeigt nicht den Urheberrechtsstatus des zugehörigen Werks an. Es ist in jedem Falle zusätzlich eine normale Lizenzvorlage erforderlich. Siehe Commons:Lizenzen für weitere Informationen. | President_Rutherford_Hayes_1870_-_1880.jpg : Mathew B. Brady (1822–1896) Beschreibung US-amerikanischer Fotograf, Kriegsfotograf, Fotojournalist und Journalist Geburts-/Todesdatum 18. Mai 1822 15. Januar 1896 Geburts-/Todesort New York Manhattan Wirkungsdaten 1844 bis etwa 1887 date QS:P,+1887-00-00T00:00:00Z/9,P1480,Q5727902 Wirkungsstätte New York City , Washington, D.C. Normdatei : Q187850 VIAF : 22965552 ISNI : 0000000122094376 ULAN : 500126201 GND : 12017636X Open Library : OL491387A WorldCat creator QS:P170,Q187850 derivative work: UpstateNYer | Datei:President Rutherford Hayes 1870 - 1880 Restored.jpg | |
The 18th President of the United States Ulysses S. Grant . | Dieses Bild ist unter der digitalen ID cwpbh.03890 in der Abteilung für Drucke und Fotografien der US-amerikanischen Library of Congress abrufbar. Diese Markierung zeigt nicht den Urheberrechtsstatus des zugehörigen Werks an. Es ist in jedem Falle zusätzlich eine normale Lizenzvorlage erforderlich. Siehe Commons:Lizenzen für weitere Informationen. | Brady-Handy Photograph Collection, Library of Congress | Datei:Ulysses S. Grant 1870-1880.jpg |