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vom 21.02.2022, aktuelle Version,

Fränze Vordtriede

Handschrift von Fränze Vordtriede

Fränze Elise Helene Vordtriede (* 7. Oktober 1911 in Dortmund; † 10. November 1997 in Fort Myers Beach, Florida) war eine deutsch-amerikanische Anglistin, jüdische Emigrantin und Hochschullehrerin.

Leben

Fränze Vordtriede zog nach Stationen in Dortmund und Bielefeld mit ihrer alleinerziehenden Mutter, der Journalistin Käthe Vordtriede und Bruder Werner Vordtriede, 1922 nach Todtmoos im Schwarzwald. Dort besuchte sie zunächst die Dorfschule im Ortsteil Todtmoos-Weg. Im Frühjahr 1923 zog die Familie weiter in das badische Freiburg. Ab 1926 wuchs Fränze im Stadtteil Haslach (Freiburg im Breisgau) auf. Hier unterstützte sie regelmäßig ihre Mutter bei der Arbeiterwohlfahrt und engagierte sich in der Jugendbewegung Wandervogel. Wie ihr Bruder Werner unterhielt auch sie Briefkontakt mit Kurt Tucholsky, dem Mitherausgeber der Weltbühne. Ihr Vater und Fabrikant Gustav Adolf Vordtriede (1882–1929), starb bei einem Unfall in Herne.

Nach der Reifeprüfung am Freiburger Mädchenrealgymnasium, dem heutigen Goethe-Gymnasium, studierte Fränze Vordtriede ab dem Sommersemester 1930 Anglistik an der Universität Freiburg. Ihre beiden Nebenfächer waren Neuere Geschichte sowie Neuere Deutsche Literatur. Im Juli wurde sie wegen starker Schmerzen am Unterleib, in das Universitätsklinikum Freiburg eingeliefert. Dort stellten die Ärzte eine Schwangerschaft fest und verweigerten ihr jegliche Hilfe. Aufgrund Komplikationen bei der heimlich durchgeführten Abtreibung, folgte eine lange Strahlentherapie, die ihre Mutter selbst bezahlen musste. Im Jahr 1933 ließ Vordtriede sich freiwillig exmatrikulieren und ging wiederholt nach England. 1934 wurde sie mit der Arbeit Der Imagismus. Sein Wesen und seine Bedeutung promoviert. Vordtriedes Dissertation beschäftigte sich, erstmals im deutschen Sprachraum, mit den Hauptvertretern der angelsächsischen imagistischen Dichtung. Dazu zählten Ezra Pound, Hilda Doolittle, Amy Lowell, David Herbert Lawrence und andere. Ihr Doktorvater war der Anglist und Rektor der Universität Friedrich Brie. Da sie als Jüdischer Mischling eingruppiert wurde, war sie vom Promotionsverbot in Baden zwar nicht betroffen, bekam aber mit rite (ausreichend) eine politische Zensur.[1]

Nach Aberkennung des Doktortitels und „Schutzhaft“ emigrierte Fränze Vordtriede, Ende Februar 1935, nach England. Dort schlug sie sich anfangs als Haushälterin durch. Später fand sie eine Anstellung als Sprachlehrerin in London. Ihr Arbeitsplatz befand sich in der Warwick Avenue (London Underground) bei Angehörigen der damaligen Oberschicht. Mit Beginn der Luftschlacht um England wurde sie Ende Mai 1940 verhaftet und als Enemy Alien (Kategorie B – zweifelhaft) auf der Isle of Man interniert. „Kategorie B“ deshalb, weil sie zwischen 1936 und 1939 mehrfach und heimlich nach Deutschland und die Schweiz einreiste. Trotz Interventionen seitens ihres Bruders, Freunden und Mutter sowie häufiger Erkrankungen durfte sie erst im Mai 1943, das Rushen Women's Camp, ein Internierungslager nur für Frauen, verlassen.

1947 ging Vordtriede weiter in die USA und dort ins Exil. Sie reiste mit dem schwedischen Passagierschiff MS Gripsholm. Ihr Bruder war bereits seit 1938 und ihre Mutter seit 1941 dort. In den Vereinigten Staaten fand sie schnell eine Anstellung als Hochschullehrerin. Sie wurde Assistant Professor am Beaver College in Jenktintown, dass später nach Glenside (Pennsylvania) umsiedelte.[2] Dort studierte bereits Rudyard Kipling. 1951 heiratete sie ihren Lehrerkollegen William Thomas Riley in Philadelphia.[3] 1952 wurde die Staatenlose endlich eingebürgert.[4] Vordtriede Riley war auch Mitglied im amerikanischen Deutschlehrerverband (AATG), Teil des internationalen Dachverbandes IDV. In den Folgejahren zog das Ehepaar nach Woodstock (New York) und Massachusetts. 1964 starb ihre Mutter Käthe in New York City. Den Ruhestand verbrachte sie in Florida. Seit den 70er-Jahren war der Kontakt zu ihrem Bruder Werner abgebrochen. Dieser starb 1985. Im Jahr 1994 besuchte Fränze Vordtriede noch einmal das ehemalige Wohnhaus in Freiburg und das Grab ihres Bruders in München. 1997 verstarb Frances Vordtriede-Riley in den USA.[5] Sie war die letzte der Familie Vordtriede. Nachkommen gab es keine.

Würdigungen

Seit 2014 widmet sich das Vordtriede-Haus Freiburg der Erinnerung an die emigrierte Familie. Diese lebte von 1926 bis 1938 in der Fichtestraße 4, Freiburg-Haslach. Neben Käthe Vordtriede gehörten auch die Kinder Fränze und Werner Vordtriede dazu. Es war ihre letzte gemeinsame Wohnstätte.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Fränze Vordtriede: Der Imagismus. Sein Wesen und seine Bedeutung. Univ., Diss., Freiburg i. Br. 1935.
  2. New German Professor Reveals Life in Germany, England, and America. In: Beaver News, No. 4, Oktober 1941, S. 1 und 4.
  3. All Birth, Marriage & Birth Results. bei www.ancestry.com, abgerufen am 7. Januar 2016.
  4. All Immigration & Travel Results. bei www.ancestry.com, abgerufen am 7. Januar 2016.
  5. Biography Of Frances V Riley. bei www.ancientfaces.com, abgerufen am 9. Januar 2016