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vom 27.05.2022, aktuelle Version,

Franz Karl Ginzkey

Franz Karl Ginzkey

Franz Karl[1] Ginzkey (Pseudonym Daniel Allerheim, * 8. September 1871 in Pola, Küstenland, Österreich-Ungarn, heute Pula, Kroatien; † 11. April 1963 in Wien) war ein österreichischer Dichter und Schriftsteller sowie Offizier der österreichisch-ungarischen Armee. Sein bekanntestes Buch Hatschi Bratschis Luftballon hat Generationen von Kindern in seinen Bann gezogen.

Leben

Gedenktafel am Militärgeographischen Institut in Wien

Franz Karl Ginzkey, Sohn eines sudetendeutschen Beamten der österreichischen Kriegsmarine, lebte aufgrund seines Gesundheitszustandes bis zu seinem fünften Lebensjahr in Graz. Seine restliche Kindheit verbrachte er bei seinem Vater in Pola, wo er die Marine-Realschule besuchte. Nach dem Besuch der Marine-Akademie in Fiume, von der er wegen mangelnder Subordination abzugehen hatte, kam er an die Infanterie-Kadettenschule in Triest, die er mit dem Dienstgrad „Fähnrich“ abschloss.

Ginzkey war bis 1897 Infanterieoffizier in der k. u. k. Armee in Triest und Pola sowie zunächst auch provisorischer Kommandant der als Kaserne (Rainer-Infanterieregiment) genutzten Festung Hohensalzburg. Von 1897 bis 1914 arbeitete er mit dem Titel eines technischen Oberrats als Kartograph am Militärgeographischen Institut in Wien, danach als Archivrat im Kriegsarchiv. In dieser Zeit war er auch zeitweise als Kriegsberichterstatter an der italienischen Front tätig. In Wien war er Anfang des 20. Jahrhunderts als freier Mitarbeiter für die Wiener Zeitung tätig.[2]

Seit 1920 war er als Heeresangehöriger pensioniert und danach als freier Schriftsteller tätig. Er lebte in Wien und ab 1921 in Salzburg, wo er an der Gründung der Salzburger Festspiele beteiligt war, deren Kuratorium er jahrzehntelang angehörte. Freundschaften verbanden ihn mit Max Mell und Stefan Zweig, aber auch mit Anton Faistauer und Carl Zuckmayer. Er gehörte von 1919 bis 1931 der Freimaurerloge „Zukunft“ an. 1933 verließ Ginzkey den P.E.N.-Club, nachdem dieser sich gegen die Bücherverbrennungen im Deutschen Reich ausgesprochen hatte.

Zur Zeit des Austrofaschismus war er von 1934 bis 1938 Mitglied des Staatsrats.[3] 1936 wurde er Mitglied des Bundes deutscher Schriftsteller Österreichs, der für den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich eintrat. Ginzkey verfasste auch einen Beitrag in dessen Bekenntnisbuch österreichischer Schriftsteller nach erfolgtem Anschluss 1938. Er beantragte am 18. März 1941 die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. Januar 1942 gnadenhalber durch Adolf Hitler aufgenommen, (Mitgliedsnummer 8.751.771)[4][5][6] da Ginzkey als ehemaliger Freimaurer auf Misstrauen der Nationalsozialisten stieß. Ginzkey verfasste in dieser Zeit auch Propagandalyrik, so zum Beispiel das 1943 in der Zeitschrift "Oberdonau" erschienene Gedicht "Heimkehr des Panzerschützen", in dem es heißt: "Treu der Pflicht das Äußerste zu wagen; Hieß er Schweigen seines Herzens Not; Tod zu säen war ihm aufgetragen; und er säte unerbittlich Tod".[7]

Ab 1944 lebte er in Seewalchen am Attersee und in Wien. Zwar wurde nach Kriegsende Ginzkeys Die Front in Tirol (Fischer, Berlin 1916) in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt,[8] und er war auch Autor zahlreicher Beiträge in dem der Neuen Rechten zuzuordnenden Eckartbote.[9] Dennoch wurde der nun schon über Siebzigjährige in der Zweiten Republik wieder verstärkt aufgelegt und als Repräsentant altösterreichischer Dichtung vielfach geehrt. Seit 1956 wohnte Ginzkey in dem nach ihm benannten Ginzkeyhof, einem Gemeindebau der Stadt Wien in der Johannesgasse 9–13.

Ginzkey war seit 1910 mit Stefanie Stoiser verheiratet. Er starb im hohen Alter von 92 Jahren und ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 C, Nummer 25), das 2015 in ein „Historisches Grab auf Friedhofsdauer mit Obhut“ umgewidmet wurde.

Seit 1965 ist sein Lied Oh Heimat, dich zu lieben zu einer Melodie von Ludwig van Beethoven die Niederösterreichische Landeshymne.

Leistungen

Franz Karl Ginzkey war ein prominenter Vertreter der Neuromantik in Österreich, der von zahlreichen Künstlerkollegen geschätzt wurde. Peter Rosegger vermittelte ihn 1906 an den Staackmann Verlag, der den Großteil der Werke Ginzkeys verlegte. Dies bedeutete den literarischen Durchbruch.

Der seinerzeit gern gelesene Autor galt zunächst vor allem als Lyriker. Daneben trat er auch als Erzähler mit Novellen und etlichen Romanen hervor, deren Thema rätselhafte menschliche Verstrickungen sind.

Der Ton von Ginzkeys Werken ist eher leise, die Sprache gefühlvoll und voll leiser Melancholie. Nach dem Krieg galt Ginzkey als Repräsentant einer altösterreichischen Tradition, der in seinen Werken sehr oft heimatliche Orte schilderte. Neben Novellen und Balladen, die Wien zum Schauplatz haben (wie die Ballade „Der liebe Augustin“ oder die Novelle Der Zahnweh-Herrgott), zeigen viele seiner Werke auch große Verbundenheit mit Salzburg. Die Welt der k.u.k. Armee wird ebenfalls öfters thematisiert. Einige Werke aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg zeugen von starkem Patriotismus und Nationalismus („Den Herren Feinden“, „Die Front in Tirol“, „Heimkehr des Panzerschützen“).

Am bekanntesten wurde Ginzkey einer breiten Öffentlichkeit durch seine Kinderbücher, die jedoch teilweise rassistische Stereotype aufweisen. Diese Umstände sowie Ginzkeys politische Aktivitäten während der Zeit des Nationalsozialismus, der seit den 1980er Jahren zunehmend thematisiert wurde, trugen dazu bei, dass manche der Werke des Schriftstellers heute kaum noch verlegt werden. Im Falle von Ginzkeys bekanntestem Kinderbuch, Hatschi Bratschis Luftballon, wurden im Einvernehmen mit den Erben einige rassistische Ausdrücke entfernt. Im Jahr 2019 wurde die Erstausgabe des Buchs aus dem Jahr 1904 ohne nachträglichen Abänderungen, jedoch mit einem Beilagenheft zur Kontextualisierung, im Ibera Verlag neu aufgelegt.[10] Auch Ginzkeys beliebtes Kinderbuch "Florians wundersame Reise über die Tapete" ist weiterhin in verschiedenen Verlagen erhältlich.

Werke (Auswahl)

  • Hatschi Bratschis Luftballon. Eine Dichtung für Kinder, Berlin 1904 (Faksimile der Erstausgabe im Ibera Verlag, Wien 2019)
  • Jakobus und die Frauen. Eine Jugend. L. Staackmann, Leipzig 1908.
  • Geschichte einer stillen Frau. Roman. L. Staackmann, Leipzig 1909.
  • Der von der Vogelweide. Roman. L. Staackmann, Leipzig 1912.
  • Der Wiesenzaun. Erzählung. L. Staackmann, Leipzig 1913.
  • Aus der Werkstatt des Lyrikers. Vortrag. Heller, Wien 1913.
  • Den Herren Feinden! Ein Trutz- und Mahnlied. Hugo Heller, Wien 1914.
  • Die Front in Tirol. S. Fischer, Berlin 1916.
  • Der Gaukler von Bologna. Novelle. L. Staackmann, Leipzig 1916.
  • Lieder. Reuß & Itta, Konstanz 1916.
  • Befreite Stunde. Neue Gedichte. L. Staackmann, Leipzig 1917.
  • Die einzige Sünde. L. Staackmann, Leipzig 1920.
  • Der Doppelspiegel. Betrachtungen und Erzählungen. Wiener Literarische Anstalt, Wien 1920.
  • Rositta. L. Staackmann, Leipzig 1921.
  • Der Prinz von Capestrano. Novelle. Wiener Literarische Anstalt, Wien 1929.
  • Von wunderlichen Wegen. 7 Erzählungen. L. Staackmann, Leipzig 1922.
  • Balladen aus dem alten Wien. Wila, Wien 1923.
  • Brigitte und Regine. Novelle. L. Staackmann, Leipzig 1923.
  • Die Reise nach Komakuku. Geschichten aus seltsamer Jugend. Rikola-Verlag, Wien 1923.
  • Der Weg zu Oswalda. Erzählung. L. Staackmann, Leipzig 1924.
  • Der seltsame Soldat. L. Staackmann, Leipzig 1925.
  • Der Kater Ypsilon. Novellen. L. Staackmann, Leipzig 1926.
  • Der Gott und die Schauspielerin. Roman. L. Staackmann, Leipzig 1928.
  • Drei Frauen. Rosita – Agnete – Oswalda. Verlag Das Bergland-Buch, Salzburg 1931.
  • Gespenster auf Hirschberg. Aus der hinterlassenen Handschrift des Majors von Baltram. Roman. L. Staackmann, Leipzig 1931.
  • Das verlorene Herz. Ein Märchenspiel. Freie Nachdichtung nach dem norwegischen Spiel von Barbra Ring. L. Staackmann, Leipzig 1931.
  • Florians wundersame Reise über die Tapete. 1931.
  • Magie des Schicksals. Novelle. L. Staackmann, Leipzig 1932.
  • Das Antlitz Salzburgs. Pustet, Salzburg 1933.
  • Salzburg und das Salzkammergut. Monographien zur Erdkunde 48. Velhagen & Klasing 1934.
  • Salzburg, sein Volk und seine Trachten. Verlag Österreichische Kunst, Wien 1934.
  • Altsalzburger Bilder nach 10 Federzeichnungen nach Ulf Seidl. Würthle, Wien o. J.
  • Prinz Tunora. Roman. L. Staackmann, Leipzig 1934.
  • Liselotte und ihr Ritter oder Warum nicht Romantik? Roman. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1936.
  • Sternengast. Neue Gedichte. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1937.
  • Der selige Brunnen. Eine Raphael Donner-Novelle. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1940.
  • Meistererzählungen. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1940.
  • Erschaffung der Eva. Ein epischer Gesang. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1941.
  • Zeit und Menschen meiner Jugend. Wiener Verlags-Gesellschaft, Wien 1942.
  • Heimkehr des Panzerschützen. in Oberdonau 3/1943.
  • Taniwani. Ein fröhliches Fischbuch. Amandus Edition, Wien 1947.
  • Der Heimatsucher. Ein Leben und eine Sehnsucht. Stocker, Graz 1948.
  • Genius Mozart. Gallus-Verlag, Wien 1949.
  • Der Träumerhansl. Bilderbuch. Verlag Jungbrunnen, Wien 1952.
  • Der Tanz auf einem Bein. Ein Seitensprung ins Wunderliche. Wancura, Wien 1956.
  • Ausgewählte Werke in vier Bänden. Kremayr & Scheriau, Wien 1960.
  • Ballade vom Lieben Augustin. Schallplatte, gesprochen von Albin Skoda. Amadeo 1961.

Auszeichnungen und Ehrungen

1960 stiftete der Schutzverband der österreichischen Schriftsteller den Ginzkey-Ring, mit dem er Verdienste im Sinne Ginzkeys auszeichnet.

1968 wurde ihm zu Ehren im Salzburger Stadtteil Salzburg-Süd (Alpensiedlung) der Platz zwischen Alpenstraße und Adolf-Schemel-Straße in Ginzkeyplatz benannt. Zu seinem 100. Geburtstag 1971 wurde in Seewalchen am Attersee ein Franz-Karl-Ginzkey-Denkmal errichtet.

In Wien erinnert eine Gedenktafel am ehemaligen Militärgeographischen Institut an seine Tätigkeit hier. Die städtische Wohnhausanlage in der Johannesgasse 9–13 wurde nach dem Dichter „Ginzkeyhof“ benannt. 2015 wurde durch den Wiener Bürgermeister in ein „Historisches Grab auf Friedhofsdauer mit Obhut“ umgewidmet.

Eine 1988 in Seewalchen geplante Benennung eines Schulzentrums nach Ginzkey scheiterte an dessen politischer Vergangenheit.

Ginzkey wurde 1922 durch ein Porträt von Anton Faistauer und 1959 durch eine Bronzebüste von Gustinus Ambrosi künstlerisch dargestellt.

Literatur

  • Werner Welzig: Ginzkey, Franz Karl Maria. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 406 (Digitalisat).
  • Felix Czeike (Hrsg.): Ginzkey Franz Karl. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 543–543 (Digitalisat).
  • Gertrude Enderle-Burcel: Mandatare im Ständestaat 1934-1938. Christlich-Ständisch-Autoritär. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, Bundeskulturrates, Bundeswirtschaftsrates und Länderrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Wien 1991.
  • Reinhold Hangler (Mitarb.): Der Fall Franz Karl Ginzkey und Seewalchen. Eine Dokumentation. Mauthausen-Aktiv-Vöcklabruck, Vöcklabruck 1989.
  • Kaus Heydemann: Literatur und Markt. Werdegang und Durchsetzung eines kleinmeisterlichen Autors in Österreich. Der Fall Ginzkey 1891–1938. 2 Bde. Univ. Habilitations-Schr., Wien 1985.
  • Helene Hofmann: Franz Karl Ginzkey. Des Dichters Leben und Schaffen. Univ. Diss., Wien 1923.
  • Robert Hohlbaum: Franz Karl Ginzkey. Sein Leben und Schaffen.Staackmann, Leipzig 1921.
  • Herta Mitteregger: Franz Karl Ginzkey. Sein lyrisches Schaffen. Univ. Diss., Innsbruck 1952.
  • Sigrid Ochsenhofer: Kinder- und Jugendliteratur zu Beginn des 20. Jahrhunderts am Beispiel von Franz Karl Ginzkey. Univ. Dipl.-Arb., Wien 1993.
  • Heinz Wittmann: Begegnungen mit Dichtern. (Franz Karl Ginzkey, Maria Grengg …). Österreich. Verlagsanstalt, Wien 1971.
  • Franz Karl Ginzkey: Zeit und Menschen meiner Jugend. Wiener Verlagsgesellschaft, Wien 1943.
Commons: Franz Karl Ginzkey  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ginzkeys Zweitname 'Karl' beruht seiner eigenen Aussage offenbar auf einer fälschlichen Eintragung im Taufbuch: Er wurde zwar „Franz“ getauft und stets so genannt, aber erst im 13. Lebensjahr, anlässlich der Anmeldung an die Marine-Akademie, stellte sich heraus, dass im Taufregister irrtümlich „Karl“ eingetragen worden war. Danach nahm er diesen Zweitnamen auch „offiziell“ an.
  2. 300 Jahre Wiener Zeitung. 1703–2003. Eine Festschrift, mit einem Begleitteil zur Ausstellung „Zeiten auf Seiten“ in der Österreichischen Nationalbobliothek (Wien 2003), S. 110.
  3. Der Spiegel 17/1963
  4. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/11020859
  5. Uwe Baur und Karin Gradwohl-Schlacher: Literatur in Österreich 1938–1945. Band 6: Salzburg. Böhlau, Wien 2021, S. 128-39 (library.oapen.org [PDF]).
  6. Nach NS-belasteten Personen benannte Straßen in der Stadt Salzburg S. 159-72
  7. Franz Karl Ginzkey: Heimkehr des Panzerschützen. In: Oberdonau: Kunst und Schaffen aus dem Heimatgau des Führers. Folge 1, 3. Jahrgang, März 1943
  8. polunbi.de
  9. https://webarchiv.onb.ac.at/web/20160903183838/http://www.onb.ac.at/oe-literaturzeitschriften/Eckartbote/Eckartbote_texte.htm
  10. Hatschi Bratschis Luftballon. In: Ibera Verlag. Abgerufen am 24. Juni 2021 (deutsch).
  11. Der Dichter F. K. Ginzkey – Ehrendoktor der Wiener Universität. In: Neue Freie Presse, Abendblatt, Nr. 24171/1931, 30. Dezember 1931, S. 3. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp

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