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vom 11.01.2022, aktuelle Version,

Friedländer Bezirksbahn

Die Friedländer Bezirksbahnen (FBB), ab 1919 offiziell tschechisch: Frýdlantské okresní dráhy (FOD) waren eine Eisenbahngesellschaft in Österreich und dessen Nachfolgestaat Tschechoslowakei. Sitz der Gesellschaft war Friedland in Böhmen (Frýdlant v Čechách) im heutigen Tschechien.

Geschichte

Als erste Eisenbahnstrecke der Gesellschaft wurde am 3. Mai 1900 die regelspurige Lokalbahn von Raspenau (heute: Raspenava) nach Weißbach (heute: Bílý Potok) eingeweiht. Bekanntgeworden sind die Friedländer Bezirksbahnen jedoch durch ihre am 25. August 1900 eröffnete Schmalspurbahn von Friedland nach Hermsdorf in Böhmen (heute: Heřmanice u Frýdlantu), welche dort den Anschluss an die Schmalspurbahn Zittau–Hermsdorf der Kgl. Sächsischen Staatseisenbahnen herstellte. Am 15. Februar 1899 wurde die rechtlich erforderliche Konzession für die Strecke Friedland-Reichsgrenze bei Hermsdorf im Reichsgesetzblatt veröffentlicht.[1]

Wegen des grenzüberschreitenden Verkehrs war diese Schmalspurbahn in der in Sachsen üblichen Spurweite von 750 mm ausgeführt, was für die k.u k.-Doppelmonarchie ungewöhnlich aber nicht einzigartig war. Eine weitere regelspurige Lokalbahn errichteten die Friedländer Bezirksbahnen von Friedland nach Heinersdorf (heute: Jindřichovice pod Smrkem), welche dort den Anschluss an die schlesischen Strecken der Preußischen Staatseisenbahnen herstellte. Diese Strecke wurde am 1. November 1904 eröffnet.

Zum 31. Dezember 1924 übernahmen die Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD) die Betriebsführung der Friedländer Bezirksbahnen, gleichzeitig kaufte der Staat erste Aktien an. Die endgültige Verstaatlichung und Auflösung des Unternehmens kam aber erst infolge der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland im Herbst 1938. Das Gesetz vom 2. August 1940 „betreffend die Übernahme von Eisenbahnen im Reichsgau Sudetenland und in den in die Reichsgaue Oberdonau und Niederdonau eingegliederten Teilen der sudendeutschen Gebiete auf das Reich“ regelte u. a. die Verstaatlichung von neun Lokalbahnen mit einer Gesamtlänge von 169,77 km, an denen der tschechoslowakische Staat bereits die Mehrheit der Aktienanteile besessen hatte.[2][3] Die Strecken der FBB gehörten fortan zum Netz der Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Dresden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kamen sie wieder zu den ČSD.

Die Schmalspurbahn verlor 1945 ihren grenzüberschreitenden Verkehr und wurde 1976 gänzlich eingestellt. Die beiden regelspurigen Strecken bestehen noch (Stand: 2014).

Die Strecken

Lokomotiven

Schmalspurlokomotiven

Die Friedländer Bezirksbahnen beschaffte für ihre Schmalspurbahnen drei Schmalspurlokomotiven von Krauss in Linz, die weitestgehend der Reihe U der kkStB glichen. Sie erhielten die Nummern 11 bis 13 und die Namen EHRLICH, FRIEDLAND und HERMSDORF[4]. Wegen des grenzüberschreitenden Verkehrs erhielten die Lokomotiven die in Sachsen übliche Heberleinbremse und Trichterkupplung. Die ČSD reihten die Lokomotiven später in die Reihe U 37.0 ein und gab ihnen die Betriebsnummern U 37.007 bis 009.

Die Lokomotive U 37.007 (ehem. Nr. 11) befand sich als 99 791 im April 1945 zur Instandsetzung im Raw Chemnitz und verblieb nach Kriegsende bei den Schmalspurbahnen in Sachsen. Sie kam auf der Schmalspurbahn Hetzdorf–Eppendorf–Großwaltersdorf zum Einsatz, gelangte später zu den ehemaligen Prignitzer Kreiskleinbahnen, wurde dort in 99 4712 umgezeichnet und 1965 ausgemustert. Die U 37.008 (ehem. Nr. 12) schied 1966 in Frýdlant aus dem Betriebspark aus und wurde dann als Denkmallokomotive vor dem Bahnhof in Nymburk aufgestellt. Sie dient heute als Ersatzteilspender für die Museumslokomotive U 37.002 in Jindřichův Hradec. Die U 37.009 (ehem. Nr. 13) wurde 1963 in Frýdlant verschrottet.

Regelspurige Lokomotiven

Auch für die normalspurigen Lokalbahnen lieferte Krauss in Linz die Lokomotiven. Die FBB beschafften eine dreifach gekuppelte Type, welche den zur gleichen Zeit beschafften T 3 der Preußischen Staatsbahn recht ähnlich sahen. Die Lokomotiven verblieben stets auf ihren Stammstrecken und wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg von den ČSD ausgemustert.

Triebwagen

Ab 1935 gehörten zum Bestand der FBB auch zwei Dieseltriebwagen, die von Královopolská in Brünn geliefert wurden. Die ČSD als Eigentümer ordnete die Fahrzeuge als M 120.501 und 502 in ihren Bestand ein. Sie wurden bis 1940 eingesetzt und danach kriegsbedingt abgestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie ohne weiteren Einsatz ausgemustert.

Übersicht
FBB-Nummer Spurweite Anzahl Hersteller Baujahr Achsformel ČSD-Nummer DR-Nummer
MILDENAU, HAINDORF 1435 mm 2 Krauss, Linz 1899 Cn2t 310.801 / 802 98 7741 / 7742
Nr. 11–13 750 mm 3 Krauss, Linz 1899 C1'n2t U 37.07 - 09 99 791 - 793
Nr. 21–24 1435 mm 4 Krauss, Linz 1902 / 1908 Cn2t 311.501 - 504 98 7751 - 7754
M 120.501–M 120.502 1435 mm 2 Královopolská, Brno 1934 (2)'A M 120.501–502 136 300–136 301

Literatur

  • Siegfried Bufe, Heribert Schröpfer: Eisenbahnen im Sudetenland. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1991, ISBN 3-922138-42-X.
  • Wilfried Rettig: Eisenbahnen im Dreiländereck Ostsachsen (D)/Niederschlesien (PL)/Nordböhmen (CZ) – Teil 2: Neben-, Klein- und Schmalspurbahnen, Bahnbetriebs- und Ausbesserungswerke, Bahnpost, EK-Verlag, Freiburg 2011, ISBN 978-388255-733-6, S. 72ff.

Einzelnachweise

  1. ÖNB-ALEX - Reichsgesetzblatt 1849-1918. Abgerufen am 10. Oktober 2019.
  2. Siegfried Bufe, Heribert Schröpfer: Eisenbahnen im Sudetenland. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1991, ISBN 3-922138-42-X, S. 54f
  3. Gesetz betreffend die Übernahme von Eisenbahnen im Reichsgau Sudetenland und in den in die Reichsgaue Oberdonau und Niederdonau eingegliederten Teilen der sudendeutschen Gebiete auf das Reich vom 2. August 1940
  4. Karel Just: Parní lokomotivy na úzkorozchodných tratích ČSD. Vydavatelství dopravní literatury Luděk Čada u. a., Litoměřice u. a. 2001, ISBN 80-902706-5-4, S. 47.