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vom 07.05.2022, aktuelle Version,

Friedrich Franz IV. (Mecklenburg)

Großherzog Friedrich Franz IV.

Friedrich Franz IV., Großherzog von Mecklenburg [-Schwerin] (* 9. April 1882 in Palermo; † 17. November 1945 in Flensburg; vollständiger Name: Friedrich Franz Michael) war der letzte Großherzog des Landesteils Mecklenburg-Schwerin und letzter regierender Monarch in Mecklenburg. Er regierte vom Tode seines Vaters 1897 (bis 1901 unter Vormundschaft seines Onkels Herzog Johann Albrecht) bis zum 14. November 1918.

Leben

Kindheit und Ausbildung

Friedrich Franz IV. (1904)

Friedrich Franz wurde am 9. April 1882 in Palermo geboren und am 26. Mai 1882 von Pastor Wolff getauft. In der dortigen Villa Belmonte lebten seine Eltern Friedrich Franz III. (1851–1897) und Anastasia (1860–1922) die meiste Zeit des Jahres, da sich Friedrich Franz III. aus gesundheitlichen Gründen gern in südlichen Ländern aufhielt,[1] ab 1889 in der Villa Wenden in der Avenue de la Favorite in Cannes.

Friedrich Franz bezog wie sein Vater das Vitzthumsche Gymnasium zu Dresden. Im Herbst 1900 begann Friedrich Franz ein Studium der Rechte an der Universität Bonn. Auch darin folgte er dem Vorbild seines Vaters. Zum Studienberater wurde Adolf Langfeld berufen.[2] 1899 wurde Friedrich Franz Corpsschleifenträger der Borussia Bonn.[3]

Regierung

Nach seinem Regierungsantritt bemühte sich Friedrich Franz gemeinsam mit seinen Staatsministern um eine Reform der Mecklenburgischen Verfassung. Alle Vorlagen, die neben der ständischen Repräsentation auch eine gewählte Kammer für den Landtag vorsahen, scheiterten am Widerstand der Landstände und von Mecklenburg-Strelitz.

Im Ersten Weltkrieg führte er trotz seines Rangs als General der Kavallerie kein aktives Truppenkommando. Als Landesherr besuchte er mecklenburgische Truppen an der Westfront. Trotz der sich seit 1915 ständig verschlechternden allgemeinen Versorgungslage schränkte er seinen relativ aufwändigen Lebensstil im Krieg nicht ein. Politisch äußerte er Zweifel am von der Reichspolitik und der Obersten Heeresleitung erstrebten deutschen Siegfrieden. 1917 war Friedrich Franz gegen die Radikalisierung der Kriegsführung. Ein Verständigungsfrieden aller Kriegsgegner sollte seiner Ansicht nach den Krieg beenden.

Nach dem Selbstmord seines Verwandten und letzten Regenten der Strelitzer Linie des mecklenburgischen Fürstenhauses, Großherzog Adolf Friedrich VI. von Mecklenburg [-Strelitz], verwaltete er diesen Landesteil als Verweser bis zur Novemberrevolution.

Abdankungsurkunde vom 14. November 1918

Im Herbst 1918 war er sich über den Ernst der Lage der Mittelmächte nicht im Klaren. Deshalb war er gegen das Waffenstillstandsgesuch der Obersten Heeresleitung. Sein Ziel war immer noch ein Verständigungsfrieden. Im Herbst 1918 wollte er gemeinsam mit seinem Staatsminister Adolf Langfeld eine Änderung der mecklenburgischen Verfassung durch eine Verkündung aus eigener Hand erreichen. Für die sich anbahnende Novemberrevolution hatte er kein politisches Gespür und wurde überrascht, als sie am 8. November 1918 auch Mecklenburg erfasste.

Nach der Berufung der Volksregierung aus Mitgliedern der Reichstagsparteien verzichtete er am 14. November – als einer der letzten deutschen Monarchen, vier Tage nach der Flucht Kaiser Wilhelms II. – für sich und sein Haus auf den Thron und emigrierte nach Dänemark. Damit endete die Monarchie auch in Mecklenburg.

Leben nach dem Thronverzicht

Mit der Novemberrevolution 1918 wurde die Mecklenburger Herrscherfamilie zunächst enteignet. Im Rahmen der Fürstenabfindung erhielt Friedrich Franz das Jagdschloss Gelbensande im Jahr 1919 zurück und wohnte dort bis 1921. Danach lebte er bis 1945 meist im Schloss Ludwigslust, das, wie auch das herzogliche Alexandrinen-Cottage in Heiligendamm als Sommersitz, im Besitz der herzoglichen Familie geblieben war.

Sein jüngerer Sohn Christian Ludwig Herzog zu Mecklenburg (1912–1996) erinnerte sich: „Mein Vater war schlank und 1,84 m groß. Er hatte eine Glatze und trug einen kurz geschnittenen Oberlippenbart. Seine Augen waren hellblau. Er sprach mit weittragender Stimme, war ein sehr lebhafter Mensch und in der Lage, sich mit mehreren Leuten gleichzeitig zu unterhalten. Sehr gern ging er ins Theater, wo er am liebsten Opern hörte.“[4] Seine sportlichen Hobbys waren Autofahren, Reiten, Tennis, Segeln und vor allem die Jagd.[5] 1933 wurde er Mitglied des Corps Visigothia Rostock.[6]

1945 floh die Familie bis auf den Erbprinzen Christian Ludwig vor der anrückenden Roten Armee nach Flensburg. Zuletzt hielt sich die Familie im Schloss Glücksburg auf. Hier wurde Friedrich Franz krank und starb, auch aufgrund der mangelhaften medizinischen Versorgung und Ernährung. Die geplante Ausreise nach Dänemark zu seiner älteren Schwester, Königin Alexandrine, gelang nicht mehr.

Familie

Vorfahren

Ahnentafel Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin
Ururgroßeltern

Friedrich Ludwig zu Mecklenburg-Schwerin (1778–1819)
⚭ 1799
Großfürstin
Helena Pawlowna Romanowa (1784–1803)

König
Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770–1840)
⚭ 1793
Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776–1810)

Graf
Heinrich XLIV. Reuß zu Köstritz (1753–1832)
⚭ 1783
Freiin
Wilhelmine Friederike Marie Auguste Eleonore von Geuder gen. Rabensteiner
(1755–1790)

Graf
Henrich zu Stolberg-Wernigerode (1772–1854)
⚭ 1799
Jenny von Schönburg-Waldenburg (1780–1809)

Zar
Paul I. von Russland (1754–1801)
⚭ 1776
Sophie Dorothee von Württemberg (1759–1828)

König
Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770–1840)
⚭ 1793
Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776–1810)

Großherzog
Karl Friedrich von Baden (1728–1811)
⚭ 1787
Luise Karoline von Hochberg (1768–1820)

König
Gustav IV. Adolf von Schweden (1778–1837)
⚭ 1797
Frederike Dorothea von Baden (1781–1826)

Urgroßeltern

Großherzog
Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin (1800–1842)
⚭ 1822
Alexandrine von Preußen (1803–1892)

Prinz
Heinrich LXIII. Reuß zu Köstritz (1786–1841)
⚭ 1819
Gräfin Eleonore zu Stolberg-Wernigerode (1801–1827)

Zar Nikolaus I. von Russland (1796–1855)
⚭ 1817
Charlotte von Preußen (1798–1860) (1798–1860)

Großherzog Leopold von Baden (1790–1852)
⚭ 1819
Sophie Wilhelmine von Holstein-Gottorp (1801–1865)

Großeltern

Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin (1823–1883)
⚭ 1849
Auguste Reuß zu Schleiz-Köstritz (1822–1862)

Großfürst Michael Nikolajewitsch Romanow (1832–1909)
⚭ 1857
Cäcilie von Baden (1839–1891)

Eltern

Großherzog Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin (1851–1897)
⚭ 1879
Anastasia Michailowna Romanowa (1860–1922)

Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin (1882–1945)

Ehe und Nachfahren

Großherzogin Alexandra
5-Mark-Münze zur Hochzeit

Großherzog Friedrich Franz IV. heiratete am 7. Juni 1904 in Gmunden Prinzessin Alexandra von Hannover und Cumberland, Tochter von Kronprinz Ernst August von Hannover (1845–1923) und Prinzessin Thyra von Dänemark (1853–1933), jüngste Tochter König Christians IX. von Dänemark. Das Paar hatte fünf Kinder:

⚭ 1941 Karin von Schaper (1920–2012) [7]
⚭ 1954 Barbara Prinzessin von Preußen (1920–1994)
  • Olga (1916–1917)
  • Thyra (1919–1981)
  • Anastasia (1922–1979)
⚭ 1941 Friedrich Ferdinand zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1913–1989)

Anlässlich der Hochzeit 1904 ließ die mecklenburgische Regierung neue Zwei- und Fünfmarkstücke schlagen und in Verkehr bringen. Auf der Vorderseite ist neben ihren Köpfen die Umschrift Friedrich Franz – Alexandra Großherzog und Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin 7. VI. Die Rückseite zeigt den bekannten Reichsadler.[8]

Friedrich Franz bestimmte 1943 seinen Sohn Christian Ludwig zu seinem Nachfolger als Vorsitzender des Mecklenburg-Schwerin Familienverbandes. Der älteste Sohn Friedrich Franz übernahm nach dem Tod Friedrich Franz IV. die Stellung als Oberhaupt des Hauses Mecklenburg-Schwerin.[9][10]

Militär

Regimentschef

À la suite

Auszeichnungen

Quelle: [13]

Galerie

Literatur

  • Friedrich Karl Devens: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1827–1902. Düsseldorf 1902, S. 245. (Digital)
  • G. G. Winkel: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1821–1928. Aschaffenburg 1928, S. 244. (Digital)
  • Jürgen Borchert: Mecklenburgs Grossherzöge 1815–1918. Demmler Verlag, Schwerin 1992, ISBN 978-3-910150-14-0, S. 98–108.
  • Christian Ludwig von Mecklenburg: Erzählungen aus meinem Leben. Stock & Stein, Schwerin 1998, ISBN 978-3-910179-75-2.
  • Cecilie von Preußen: Erinnerungen. Koehler & Amelang, München/Berlin 2001, ISBN 978-3-7338-0304-9.
  • Bernd Kasten: Der letzte Großherzog. Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin (1882–1945). In: Mecklenburgische Jahrbücher. Band 122 (2007). S. 253–285.
  • Bernd Kasten: Wo das noch hinausgehen wird kann niemand sagen...: Großherzog Friedrich Franz IV. Im Ersten Weltkrieg. In: Mecklenburg-Magazin (2008), Nr. 11, S. 21.
  • Bernd Kasten: Prinz Schnaps. Schwarze Schafe im mecklenburgischen Fürstenhaus. Hinstorff Verlag, Rostock 2009, ISBN 978-3-356-01334-4, S. 102–103.
  • Bernd Kasten: Friedrich Franz IV. Das Ende des Hauses Mecklenburg. In: Bernd Kasten, Matthias Manke, René Wiese: Die Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin. Hinstorff Verlag GmbH, Rostock 2015, ISBN 978-3-356-01986-5, S. 126–144.
  • Stephan Sehlke: Pädagogen-Pastoren-Patrioten. Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-9497-8, S. 115.
  • Antje Strahl: Das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin im Ersten Weltkrieg: Von der Friedens- zur Kriegswirtschaft. Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln-Weimar-Wien 2015, ISBN 978-3-412-22496-7.
  • Adolf Langfeld: Mein Leben. Erinnerungen des mecklenburg-schwerinschen Staatsministers i. R. D. Dr. Adolf Langfeld. Bärensprungsche Hofbuchdruckerei, Schwerin 1930.
Commons: Friedrich Franz IV.  – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Jürgen Borchert: Mecklenburgs Grossherzöge. 1815–1918. Demmler Verlag, Schwerin 1992, S. 99.
  2. Jürgen Borchert: Mecklenburgs Grossherzöge. 1815–1918. Demmler Verlag, Schwerin 1992, S. 101.
  3. Kösener Corpslisten, 1910, 19/723.
  4. Christian Ludwig von Mecklenburg: Erzählungen aus meinem Leben. Stock & Stein, Schwerin 1998, S. 18.
  5. Christian Ludwig von Mecklenburg: Erzählungen aus meinem Leben. Stock & Stein, Schwerin 1998, S. 19 f.
  6. Kösener Corpslisten 1960, 120/194.
  7. Das Ehepaar wurde am 22. September 1967 geschieden, heiratete jedoch erneut einander am 27. April 1977 auf Schloss Glücksburg.
  8. Mecklenburger Hochzeitsgeld. In: Vaterstädtische Blätter. Jahrgang 1904, Nr. 41, Ausgabe vom 9. Oktober 1904, S. 167.
  9. Genealogisches Handbuch des Adels (1959). Band V. Starke Verlag. S. 46–49.
  10. Burke’s Royal Families of the World. Vol 1 Europe and Latin America. (1977). Burke’s Peerage, S. 236.
  11. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 227.
  12. Abdankung und Thronverzicht infolge der Novemberrevolution 1918.
  13. 1 2 Grossherzoglich Mecklenburg-Schwerinscher Staatskalendar, 1908, S. 1.
  14. Hof- und Staats-Handbuch des Großherzogtum Baden, 1910, S. 41.
  15. Hof- und - Staatshandbuch des Königreichs Bayern, 1914, S. 9.
  16. Staatshandbuch für den Königreich Sachsen, Dresden 1901, S. 5.
  17. Justus Perthes: Almanach de Gotha. S. 64.
Vorgänger Amt Nachfolger
Friedrich Franz III. Großherzog von Mecklenburg [-Schwerin]
1897–1918
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