Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast
vom 12.03.2022, aktuelle Version,

Friedrich Porges

Friedrich Porges (* 14. Juli 1890 in Wien; † 24. Jänner 1978 in Hollywood, Kalifornien) war ein österreichischer-amerikanischer Journalist, Publizist, Herausgeber, Schriftsteller, Filmregisseur und Drehbuchautor.

Leben

Geboren als Sohn von Ludwig Porges und Viktoria, geborene Bing-Eisenstädter de Buzias[1], und jüngerer Bruder von Edmund Porges, wuchs Friedrich Porges in Wien-Alsergrund auf. Er studierte Philosophie und Literatur in Wien.

Erste Texte von Porges erschienen bereits 1908. Ab 1917 war er als Drehbuchautor und ab 1921 auch als Regisseur für die Sascha-Filme tätig. Seit der ersten Ausgabe vom 6. November 1924 bis Ende 1925 betreute er die Rubrik Film-Bühne der Zeitschrift Die Bühne[2], bevor er 1926 mit Mein Film seine eigene „Illustrierte Film- und Kinorundschau“ gründete, die eine der am längsten bestehenden Filmzeitschriften Österreichs wurde und – mit Unterbrechung von September 1939 bis September 1945 – bis 1957 erschien. Daneben hatte er die redaktionelle Leitung der vom 30. August bis 29. November 1926 erschienenen Beilage Der Film-Morgen[3] der Wochenzeitschrift Der Morgen, schrieb weiterhin für Die Bühne sowie für die Wiener Sonn- und Montagszeitung und wurde Wiener Theater-Korrespondent der Berliner B.Z. am Mittag. Mitte der 1920er bis Mitte der 1930er Jahre schrieb er für die Kolumnen Neue Filme, Neue Tonfilme und schließlich Der Tonfilm in der Tageszeitung Der Wiener Tag regelmäßig Kritiken zu neu herausgekommenen internationalen Produktionen.[4]

Porges war Gründungsvorsitzender der literarischen Gruppe der Kunstgemeinschaft[5] und Mitglied im PEN-Club. Als absehbar wurde, dass er als Sohn jüdischer Eltern im Zuge der Annäherung Österreichs an Nazi-Deutschland seine Filmzeitschrift Mein Film verlieren würde – was Ende März 1936 auch geschah – gründete er die dreisprachige (deutsch, englisch, französisch) Filmzeitschrift Start bzw. Film Start, von der zwischen Februar und September 1936 fünf Nummern erschienen.[6] 1938 emigrierte er über Zürich nach England, wo er in London als Journalist tätig war, bevor er 1943 in die Vereinigten Staaten übersiedelte und dort Novellen, Dramen und Drehbücher verfasste, sowie, unter anderem, für die Exil-Zeitschrift Aufbau arbeitete. Während des Krieges und noch längere Zeit danach war er für das US State Department und „Voice of America“ tätig. In der Nachkriegszeit war er als (Auslands-)Korrespondent für zahlreiche Medien tätig, unter anderem für ein Filmmagazin des ORF. Er verfasste die deutschsprachigen Versionen für die Walt-Disney-Zeichentrickfilme Fantasia, Saludos Amigos und Bambi.

Porges war Gründungsmitglied der Hollywood Foreign Press Association, zu deren Präsident er dreimal gewählt wurde (1948, 1954 und 1957). 1961 hielt er die Position des „Chairman of the Board“ inne.

Für die Aufbau-Beilage „Die Westküste“ hat Porges ca. 1000 Beiträge verfasst, in welchen er über allgemeine politische und kulturelle Themen Kaliforniens berichtete. In seiner Rubrik „Man About Hollywood“ hat er sich dem Film gewidmet. „Interviews mit führenden Hollywood Persönlichkeiten, kritische oder auch zynische, aber auch wieder enthusiastische Überblicke auf die Ereignisse der Leinwand gaben ihm immer wieder Gelegenheit, seine enorme Sachkenntnis auf dem Filmgebiet zu beweisen“.[7]

Porges war mit Helene Matzner verheiratet und hatte zwei Töchter. Er starb 1978 in Hollywood bei Los Angeles und wurde im Hillside Memorial Park Cemetery beerdigt.

Auszeichnungen

  • 1959: "Dimitri Tiomkin International Press Award" für die beste Hollywood-Story des Jahres

Werk

Filmografie

Hörspiele (Auswahl)

  • Tempo, die Zeitung von morgen früh. Uraufführung am 22. April 1929 (Regie: Hans Nüchtern)
  • Narkose. Ein Hörspiel. Uraufführung am 16. Dezember 1931 (Regie: Karl Eidlitz)[10]
  • Spuk im Dorothy. Uraufführung am 29. März 1936 (Regie: Franz-Josef Engel)[11]
  • Liebespaar verschwunden. Eine Hörspiel-Komödie. Uraufführung am 4. Juni 1937 (Regie: Aurel Nowotny)[12]
  • Guy Dumond greift ein! Kriminalhörspielreihe. Folge 1: Achtung, Aufnahme los!, Folge 2: Zwischenfall in der Oper. Sendung am 7. Dezember 1937 (Regie: Hans Nüchtern)[13]

Schriften

  • 50 m Filmweisheit. Aus der Werkstatt eines Erfahrenen. Über Filmdichtung, Filmaufnahme, Filmdarstellung. Karl Harbauer, Wien u. Leipzig 1919[14]
  • Der Schritt ins Dunkel. Novellen. Karl Harbauer, Wien u. Leipzig 1919
  • Die Liebe des Thomas Hill. Roman. Waldheim-Eberle, Wien u. Leipzig 1920
  • Das doppelte Ich, Philipp Verlag, Wien 1921 (= Philipps Bücherei, Bd. 46)[15]
  • Rrrevolution! Ein Enthüllungsroman. In: Der Tag, 2.–28. September 1924 (Digitalisat bei ANNO)
  • Ein junger Mann sucht Abenteuer. Roman
  • Don Juans Abweg. Novellen, 1925
  • Sie will zum Film. Geschichten von klugen Frauen und überklugen Männern. Mein Film-Verlag, Wien o. J. [1926]
  • als Hrsg.: Das Harry Liedtke-Buch. Mein Film, Wien o. J. [1926]
  • als Hrsg.: Jahrbuch Mein Film-Buch. Mein Film-Verlag, Wien 1926–1933
  • Mensch in Fesseln. Ein Drama um Heinrich Heine. Bukum, Wien u. Leipzig 1930
  • Charlie Chaplin, der Vagabund der Welt. Ein Chaplin Buch. Mein Film-Verlag, Wien 1931
  • Schatten erobern die Welt. Wie Film und Kino wurden, Verlag für Wissenschaft, Technik und Industrie, Basel 1946 (Vorwort auf porges.net)

Artikel in Periodika (Auswahl)

Literatur

  • Porges, Friedrich. In: Persönlichkeiten jüdischer Literatur und Kultur (Online-ProjektDeutschsprachig-jüdische Literatur seit der Aufklärung auf juli.aau.at).
  • Porges, Friedrich. In: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender (Buchvorschau der Ausgabe 1978 bei Google Books)
  • Nasila Berangy: Friedrich Porges. Biografie, 2004 (abgerufen am 22. Januar 2021)
  • Anna Denk: Friedrich Porges und der „spezielle Filmkünstler“. In: Dies.: Schauspielen im Stummfilm. Filmwissenschaftliche Untersuchungen zur Berufsentwicklung im Wien der 1910er und 1920er Jahre. transcript, Bielefeld 2019, S. 128–132 (Buchvorschau bei Google Books; siehe auch S. 124 sowie S. 288 ff.).
  • Rudolf Ulrich: Österreicher in Hollywood. Neuauflage, Verlag Filmarchiv Austria, Wien 2004, S. 374 f.
  • Rudolf Ulrich: Österreicher in Hollywood, ein Beitrag zur Entwicklung des amerikanischen Films, Edition S, Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei, 1993, S. 225 ISBN 3-7046-0419-4
  • Will Schaber: Aufbau Reconstruction, The Overlook Press New York, 1972, S. 406 ISBN 0-87951-001-3 Kiepenheuer & Witsch Köln ISBN 3-462-00841-2
  • https://www.goldenglobes.com/golden-age/seven-days-golden-globes-part-1-5669
  • Nachruf Variety, 30. Januar 1978
  • Nachruf B'nai B'rith Messenger, 3. Februar 1978
  • Wilhelm Sternfeld, Eva Tiedemann: Deutsche Exil-Literatur 1933–1945, 2. Auflage, Verlag Lambert Schneider, Heidelberg 1970, S. 398–399
  • H.St. Aufbau, Friedrich Porges gestorben, 27. Januar 1978

Einzelnachweise

  1. (Todesfall). In: Wiener Sonntags-Zeitung / Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 14. April 1924, S. 2 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wsz
  2. Erste Ausgabe der Film-Bühne. In: Die Bühne / Die Wiener Bühne, Jahrgang 1924, S. 43 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bue
  3. Erste Ausgabe von Der Film-Morgen. In: Der Morgen. Wiener Montagblatt, 30. August 1926, S. 9 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dmo
  4. Suche: "Friedrich Porges" in Der Wiener Tag 1923–1936 bei ANNO (934 Ergebnisse).
  5. Theaternachrichten. Vorlesung. In: Der Morgen. Wiener Montagblatt, 22. Dezember 1919, S. 3 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dmo
  6. Start / Film Start bei ANNO.
  7. H.St: Aufbau; Die Westküste, „Letzter Gruss an Friedrich Porges“, 3. Februar 1978
  8. Anthon Thaller (Hrsg.): Österreichische Filmografie. Band 1. 1906–1918. Verlag Filmarchiv Austria, Wien 2010, S. 324, 334.
  9. Die Tochter des Brigadiers (1922) in der Internet Movie Database (englisch).
  10. Wiener Programm: Mittwoch, 16. Dezember in: Radio-Wien, 11. Dezember 1931, S. 50; Inhaltsangabe ebd. S. 32.
  11. Ankündigung mit Inhaltsangabe in: Radio Wien, 27. März 1936, S. 5; Programmhinweis (Vor dem Lautsprecher / Hörspiel-Uraufführung) in: Der Wiener Tag, 28. März 1936, S. 8; Kurzrezension (Vor dem Lautsprecher / Spuk um Dorothy) in: Der Wiener Tag, 3. April 1936, S. 10. – Das Hörspiel wurde auch im Schweizer Rundfunk gesendet (14. Jänner 1939 Samstag / Ausland / 20.10 Bern in: Radio Wien, 8. Januar 1939, S. 31).
  12. Inhaltsangabe in: Radio-Wien, 28. Mai 1937, S. 6 (dort der Hinweis, dass es sich um Porges’ zehntes Hörspiel handelt); Programmhinweis (Vor dem Lautsprecher) in: Der Tag, 4. Juni 1937, S. 8 (mit Besetzungsliste). – Die Katholische Frauenzeitung urteilte: „besonders spannend und trotz des Titels einwandfrei“ (Heft 138, Juli 1937, S. 15).
  13. Konzept und Inhaltsangabe in: Radio-Wien, 3. Dezember 1937, S. 5 f.; Vorankündigung (Vor dem Lautsprecher / Neue Hörspiele) in: Der Tag, 4. Dezember 1937, S. 9; Programmhinweis in: Der Tag, 7. Dezember 1937, S. 8; Kurzkritik (Kritischer Radio-Querschnitt) in: Der Morgen. Wiener Montagblatt, 13. Dezember 1937, S. 10. – Die Reihe wurde offenbar nicht fortgesetzt.
  14. Detaillierte Inhaltsangabe bei filmportal.de.
  15. Philips Bücherei. Inhalts-Verzeichnis der bisher erschienenen Bände. In: Österreichs Illustrierte Zeitung, 27. November 1921, S. 17 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/oiz